Was für eine geniale Demonstration! Der Zuspruch und der reibungslose Ablauf der Demonstration zum Erhalt der Fankultur übertrafen alle Erwartungen. Tausende Fußballfreunde waren am Samstag nach Berlin gereist, um friedlich und lautstark für ihre Interessen gemeinsam auf die Straße zu gehen. Bereits ab 12 Uhr sammelten sich die ersten Fußballfans am Neptunbrunnen nahe des Roten Rathauses und des Fernsehturms. Den lautstarken Auftakt der Fandemo bereiteten die Anhänger des 1. FC Union, des Hamburger SV und der SG Dynamo Dresden. Bereits beim Anmarsch zum Sammelplatz auf der Spandauer Straße wurden erste Gesänge angestimmt. Völlig friedlich reihten sich nach und nach die verschiedenen Fangruppen auf der Straße ein.
Farbenfroh, stimmungsvoll und friedlich: Tausende Fans bei der Demo zum Erhalt der Fankultur
HotDie Spitze des Demonstrationszuges bildeten die Anhänger von Hertha BSC, gefolgt von den eng befreundeten Fans des Karlsruher SC. Den Abschluss des Zuges bildete der stimmungsvolle Block der Union-Anhänger. Über 50 Fangruppen waren bei der Demo vertreten. Manche mit einigen hundert Leuten, manche mit gerade einmal zehn Leuten. Dabei sein war alles. Gut vertreten waren neben den Berliner Fußballfans die Anhänger von Eintracht Braunschweig, Hannover 96, Dynamo Dresden, des Hamburger SV, des 1. FC Köln, des VfL Osnabrück, des 1. FC Kaiserslautern und des FC Carl Zeiss Jena. Kleinere Gruppen bildeten unter anderen die angereisten Fans des SSV Ulm, des KFC Uerdingen und von Rot-Weiß Oberhausen.
Kreativ und gesangstark zeigte sich so ziemlich jede Gruppe. Demonstriert wurde für den Erhalt der Fankultur im Allgemeinen, für fanfreundliche Anstoßzeiten, für die Unterstützung von Fanprojekten, für Lösungen statt Strafe, gegen Polizeiwillkür, gegen Polizeigewalt, gegen Kriminalisierung von Pyrotechnik, gegen Repression, für Tradition statt Kommerz, für die Abschaffung der Stadionverbote und für bezahlbare Eintrittspreise. Nach dem Aufstellen der Fangruppen und ein paar Reden an der S-Bahnunterführung am Bahnhof Alexanderplatz ging es schließlich über die Karl-Liebknecht-Straße, Torstraße und Friedrichstraße quer durch die Berliner City. Passanten und Anwohner staunten nicht schlecht, was für ein farbenfroher und lautstarker Demonstrationszug durch die Straßen zog. Phasenweise fast ein Kilometer zog sich in Tor- und Friedrichstraße der Demonstrationszug hin.
Jede Fangruppierung marschierte geschlossen und mit einem gewissen Abstand zur nächsten Gruppe die Route entlang. Beim Sammeln am Startpunkt kam es zu witzigen Begegnungen, die es sonst nicht jeden Tag geben würde. So standen in der Karl-Liebknecht-Straße die rund 100 Anhänger des BFC Dynamo direkt neben den angereisten Dresdner Fans und Ultras. Doch egal, wer hinter, vor oder neben einem marschierte, die Atmosphäre blieb am gesamten Nachmittag überaus friedlich. Gemeinsam wurde für die Sache demonstriert und gesungen. "Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt...", "Fußballfans sind keine Verbrecher...", "Stadionverbot, Stadionverbot, wir haben alle Stadionverbot...", "USK abschaffen!","Scheiß EGH!", "Pyrotechnik ist kein Verbrechen!", "Fußball muss bezahlbar sein!", schallte es durch die Straßen.
"Wer überwacht die Überwacher?", fragten die Fans des FC Augsburg auf einem Transparent. "USK abschaffen", forderten die Augsburger Fans gemeinsam mit den Anhängern des FC Bayern München und von Jahn Regensburg. "Kennzeichnungspflicht für Polizisten!". forderten die Fans der SpVVg Greuther Fürth, "Uneingeschränkte Bürgerrechte" die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern. "Meinungsfreiheit für alle Kurven!", "Pyrotechnik - Stilmittel der Fankultur", "Bunte Kurven statt leer Ränge!", "Fankultur braucht Freiheiten!", "Treat us right!", "Werte Polizei... Menschenrechte gelten auch für Fans!", "Bier und Bratwurst statt Sekt und Popcorn", "Unschuldsvermutung? Stadionverbot erst nach Verurteilung!", hieß es unter anderen auf den zahlreichen Transparenten.
Berlin-Mitte gehörte den Fußballfans. Preußen Münster, FSV Zwickau, Arminia Bielefeld, Wacker Burghausen, 1860 München, VfL Bochum, VFC Plauen, FC St. Pauli, MSV Duisburg, SC Freiburg, Tus Koblenz, Erzgebirge Aue, Alemannia Aachen, Preußen Münster. Die Liste war lang, doch nicht alle Ultra- und Fanszenen hatten an der Berliner Fandemo teilgenommen. Es gab auch Szenen, die diese Demonstration boykottiert hatten. So gab es keine Vertreter von Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, des FC Schalke 04. Die Gründe für die Absage waren unterschiedlich. Bedauert wurde dieses Fernbleiben in jedem Fall von all den anderen Teilnehmern. Das Fazit war so oder so äußerst positiv. Die Demo war ein voller Beweis und ein klares Zeichen dafür, dass Fußballfans und Ultras eben keine Dumpfbacken, Gewalttäter und hirnlose Idioten sind.