Die knackigste, brisanteste (Ultra-)Liga aller Zeiten
HotBesser hätte es für die 2. Bundesliga nicht kommen können. Nach dem gestrigen 3:1-Auswärtssieg der SG Dynamo Dresden beim VfL Osnabrück rückt nach Eintracht Braunschweig und dem FC Hansa Rostock aus der 3. Liga nun der dritte Kracher nach oben. Egal, ob Borussia Mönchengladbach oder der VfL Bochum – eins steht fest: Die Saison 2011/12 wird fantechnisch betrachtet die sowohl stimmungsvollste als auch brisanteste Zweitligaspielzeit aller Zeiten. Die Liste der knackigen Paarungen und Konstellationen ist immens lang. Hier ein erster Vorgeschmack.
Des Fußballfreunds Herz hüpft vor Freude. Gewiss, sportlich bleibt die 1. Bundesliga immer eine Nummer für sich, doch fantechnisch dürfte in der kommenden Saison die 2. Liga das Oberhaus bilden. Neben all den Derbys und Hassduellen werden die beiden Begegnungen zwischen Dynamo Dresden und Absteiger Eintracht Frankfurt zu den Highlights zählen. Mehr Ultrá geht nicht. Es werden zwei der intensivsten Fanszenen Deutschland aufeinander treffen. Zuletzt sind sich Dresden und Frankfurt in der Zweitligasaison 2004/05 begegnet. Mit 2:1 gewann damals jeweils die Heimmannschaft. 25.000 bzw. 15.000 Zuschauer wollten damals die Duelle sehen – in der kommenden Spielzeit werden es gewiss weitaus mehr werden.
Apropos Eintracht Frankfurt. In der Main-Metropole kommt es zu einem echten Derby. Gegen den FSV Frankfurt hatte die Eintracht laut verfügbaren Statistiken erst 5-Mal gespielt – im Viertelfinale des DFB-Pokals der Saison 1956/57 gewann der FSV überraschend mit 4:3 bei der Eintracht. Es folgten vier Duelle im Zeitraum von 1960 bis 1962. Drei von ihnen gewann die Eintracht mit jeweils mindestens vier geschossenen Toren, einmal trennten sich beide Klubs mit 1:1.
Derby ist das Schlagwort schlechthin. Echte Derbys wird es nicht so viele geben, doch dafür werden wieder häufig die Schlagworte „Sachsen-Derby“, „Nord-Derby“, „Ost-Derby“ und „Nordost-Derby“ fallen. Die Luft wird häufig brennen – das ist sicher. Nach dem Abstieg des FC St. Pauli und dem Aufstieg des FC Hansa Rostock werden sich beide Kontrahenten in der 2. Liga wiedersehen. Vorhang auf für zwei echte Hassduelle. Immer wieder kam es in Hamburg und Rostock zu heftigen Ausschreitungen, das letzte Spiel am Millerntor fand ohne Auswärtsfans statt.
In der Region Nordost sind in der kommenden Saison gleich fünf Vereine vertreten. Sämtliche Konstellationen zwischen den Klubs 1. FC Union, Dynamo Dresden, Hansa Rostock, Energie Cottbus und Erzgebirge Aue werden wieder für Spannung, Brisanz und tolle Stimmung sorgen. Die Schattenseite: Wieder wird es ein Hickhack um die Gästekontingente geben, wieder werden große Polizeieinsätze zu erwarten sein.
In Aue wird man sich auf ein knackiges Sachsen-Duell (hier gab es zuvor einen Freudschen Verschreiber ;-) freuen, insgesamt trafen beide Vereine bereits 78-mal in der DDR-Oberliga, 2. Bundesliga und Regionalliga aufeinander. Für viel Gesprächsstoff werden sicherlich die beiden Heimspiele von Union Berlin gegen Dresden und Rostock sorgen. Totale Fußballrandale? Halb Köpenick wird wieder abgesperrt sein, ein Großaufgebot der Polizei wird dafür sorgen, dass es rund um das Stadion An der Alten Försterei ruhig bleibt.
Wiedersehen macht Freude. Die Fans von Eintracht Braunschweig werden sich freuen, Union Berlin wieder begrüßen zu können. Befreundet sind die Fans mit Sicherheit nicht, doch es gibt einiges gut zu machen. Zweimal hatte Braunschweig zuletzt gegen die Unioner zu Hause verloren. 2009 in der 3. Liga mit 0:2, 2008 in der Regionalliga Nord gar mit 3:5 – und das nach einer 2:0-Führung. Union und Braunschweig – da ist eine Menge Antipathie im Spiel, zumal einige Anhänger des BFC Dynamo freundschaftliche Beziehungen mit den Braunschweigern pflegen.
Neugierig darf man zudem auf das Eintracht-Duell zwischen Braunschweig und Frankfurt sein. In den letzten 24 Jahren sind sich beide Vereine nur in der Zweitligasaison 2002/03 über den Weg gelaufen. Beide Partien endeten mit 0:0. Davor sah man sich zuletzt in der 1. Runde des DFB-Pokals 1986/87 – mit 3:1 behielt die Frankfurter Eintracht die Oberhand. Ganz 40-mal trafen die beiden Eintrachts in der 1. Bundesliga im Zeitraum 1963 bis 1985 aufeinander. Die Bilanz: Positiv aus Sicht der Braunschweiger.
Schauen wir in den tiefen Süden. Wer hat nicht noch die Bilder aus dem Karlsruher Wildparkstadion vor Augen? Rostock zu Gast, Dresden zu Gast – in beiden Fällen war mächtig was los. Es zündelte und qualmte gewaltig im Gästebereich. Leuchtkugeln flogen von Fanlager zu Fanlager. Beim Karlsruher SC – auch ein Verein mit intensiver Ultra-Fankultur – wird man sich gewiss auf die Duelle mit den „verrückten Ostlern“ freuen.
Bochum oder Gladbach, in jedem Fall Alemannia Aachen, der MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf. Vier Vertreter aus dem Westen, gegen die man aus Sicht der Fans und Ultras stets gerne spielt. Der TSV 1860 München ergänzt insgesamt betrachtet das attraktive Gesamtprogramm. Zwischen all den Krachern wirken Fürth, Ingolstadt und Paderborn ein wenig auf verlorenem Posten. Aus ihrer Sicht konnte allerdings nicht besseres passieren. Stets attraktive Duelle in der einst eher grauen 2. Bundesliga.
Was waren das noch für Zeiten, als in den 90er Jahren die 2. Bundesliga alles andere als attraktiv war. Ohne den Vereinen zu nahe treten zu wollen, doch Meppen, Wattenscheid, Unterhaching, Gütersloh, Uerdingen, Fortuna Köln und die Stuttgarter Kickers rockten nicht wirklich. Selbst Mainz 05, der VfB Leipzig und der FSV Zwickau zogen nicht wirklich die Fanmassen an. Ein Spiel wie Uerdingen gegen Zwickau wollten 1998 gerade einmal 2.200 Zuschauer sehen, bei der Begegnung Fortuna Köln – VfB Leipzig verloren sich gerade einmal 1.000 treue Fans im Südstadion. In der Saison 1993/94 lag der Zuschauerschnitt der 2. Liga noch bei unter 7.000, 1997/98 lag er Dank der Zugpferde Eintracht Frankfurt und 1. FC Nürnberg bereits bei 9.300. Zuletzt pendelte er sich bei rund 15.000 ein. Am höchsten war der Schnitt 2007/08, als der 1. FC Köln, Gladbach und der 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Liga für Furore sorgten. In der zurückliegenden Saison sorgte Hertha BSC mit einem Rekordschnitt von über 46.000 Zuschauern dafür, dass das Zuschauerniveau der Liga halbwegs gehalten werden konnte. In der kommenden Saison wird dagegen eine breite Masse dafür sorgen, das es im Schnitt wieder mindestens 15.000 werden – so viel ist sicher! Hand drauf!
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