Viel wurde vor und während dieser Drittligasaison geschrieben. Der 1. FC Magdeburg als fehlendes Puzzlestück in der „DDR-Oberliga 2.0“. Auf die Duelle mit dem 1. FCM hatten sich die anderen sieben Nordostvertreter ganz besonders gefreut. Sie konnten ja nicht ahnen, dass sie sich am Aufsteiger aus der Börde die Zähne ausbeißen würden. Fantechnisch wurden die Magdeburger ohnehin ernst genommen. Die Zuschauerzahlen in der vergangenen Regionalliga-Saison, die grandiose Stimmung bei den Highlights wie gegen Augsburg und Leverkusen im DFB-Pokal sowie den Halleschen FC im Landespokal. Dass jedoch der 1. FCM in der 3. Liga ganz oben mitspielen würde - hm ja, das war nicht unbedingt zu erwarten. Hätte man zuletzt in Chemnitz nicht zweimal das Aluminium, sondern das Innere des himmelblauen Gehäuses getroffen, dann würde der Abstand zum dritten Platz weiterhin nur zwei Pünktchen betragen. Und ja, wer konnte denn ahnen, dass die SG Sonnenhof Großaspach so frech aufspielen würde? Wollen die denn überhaupt aufsteigen? Wir werden sehen.
1. FC Magdeburg: Bei den Ostduellen (fast) unschlagbar
Interessant ist vor allem ein anderer Fakt. In fast allen bisherigen Ost-Duellen der laufenden Spielzeit blieb der 1. FC Magdeburg ungeschlagen. Die Hallenser und Erfurter gingen bislang sogar zweimal als Verlierer vom Platz. Zweimal gegen die Magdeburger verloren - das ist für den HFC und den FC Rot-Weiß schon eine derbe Angelegenheit. Und sonst? In der Hinrunde ein Sieg gegen den Chemnitzer FC, ein Remis in Rostock, ein Remis gegen Energie Cottbus, ebenso ein Unentschieden beim FC Erzgebirge Aue. Allein bei der SG Dynamo Dresden musste man sich am 31. Oktober 2015 knapp mit 2:3 geschlagen geben. In der Rückrunde folgten sogleich die Siege in Halle und Erfurt. Und auch am vergangenen Freitag gingen die Blau-Weißen aus der Börde nicht als Verlierer vom Platz.
0:0 - das klingt nach einem nicht wirklich prickelndem Spiel. Allerdings war das Duell Chemnitzer FC vs. 1. FC Magdeburg eine durchaus erfreuliche Angelegenheit. Beide Fanblöcke wussten zu gefallen. Die FCM-Fans traten in gewohnter Form geschlossen auf. Auf den Köpfen Motto-Mützen. Im eigentlichen Gästeblock weiße Versionen, im Nachbarblock die blauen Versionen. Überraschend gut war an diesem Abend der Support im Heimbereich. Nach dem Stimmungsboykott und trotz der zuletzt bitteren 2:5-Schlappe in Kiel ging es gegen die Magdeburger gut zur Sache. Die Mannschaft wurde kräftig unterstützt, und diese legte vor allem im zweiten Spielabschnitt einen guten Fight hin. Mutig spielten die Himmelblauen allerdings bereits auch in der ersten Halbzeit.
Aufgrund der auf 17 Uhr vorverlegten Anstoßzeit waren es nur 8.278 Zuschauer, die diese sehenswerte Partie zu sehen bekamen. Wäre es bei 20:30 Uhr geblieben, hätte die 10.000er Marke wohl geknackt werden können. So aber blieben vor allem zahlreiche Plätze auf der Gegengerade frei. Passend dazu das Spruchband: „Terminroulette beim DFB - Planungssicherheit für Fans adé“. Und was das Sportliche betrifft, gab es folgendes zu lesen: „Den Kader schnell auf links gedreht. Gute Nacht wenn das so weitergeht!“ Allerdings konnte man dieses Mal den CFC-Spielern wohl kaum einen Vorwurf machen. Im Gegensatz zum Auswärtsspiel bei Holstein Kiel hängte man sich gegen den Ostrivalen ordentlich rein. Die etwas unglückliche Niederlage im Hinspiel sollte ausgemerzt werden.
Einen wirklich grandiosen Freistoß bekamen die Zuschauer in der 13. Minute zu sehen. Aus beachtlicher Entfernung zirkelte Anton Fink den Ball in den linken Winkel, allerdings blieb FCM-Keeper Jan Glinker genügend Zeit, um zum Sprung anzusetzen und das Spielgerät herauszufischen. Kurioses auf der Gegenseite nach knapp 26 Minuten. Von schräg links schlenzte Steffen Puttkammer einfach mal aus dem Nichts aufs Tor. Ungehindert klatschte der Ball an den rechten Pfosten. Das hätte die Magdeburger Führung sein können! Große Aufregung gab es kurz vor dem Pausentee. Nicht wegen einer guten Tormöglichkeit, sondern aufgrund einer angeblichen Tätigkeit von CFC-Spieler Daniel Frahn. So soll Frahn seinen Gegenspieler Niklas Brandt gewürgt haben. So recht erkennbar war eine klare Tätlichkeit indes nicht. Es schien eher eine Schubserei von harmloser Natur gewesen zu sein.
Der Schiedsrichter ließ sich nicht beirren. Frahn, der von Juli 2010 bis Juni 2015 bei RasenBallsport Leipzig eine feste Größe war und nach seinem halben Jahr in Heidenheim nach Chemnitz kam, musste in die Kabine gehen. Das Spiel in Unterzahl gab den Chemnitzern jedoch eher Auftrieb. Nach dem Motto „jetzt erst recht“ ging es in der zweiten Halbzeit zur Sache. In der 79. Minute war es wieder Fink, der sich den Ball für einen direkten Freistoß zurechtlegte. Dieses Mal wählte er die rechte Seite, doch auch dieses Mal war Glinker zur Stelle. Eine Minute später hatte der eingewechselte Cincotta die Chemnitzer Führung auf dem Fuß, knapp düste der Ball am rechten Pfosten vorbei.
Aber! Magdeburg hatte in dieser Saison oft genug gezeigt, dass in den letzten Minuten was geht. Okay, manchmal gingen in der Schlussphase Punkte verloren, doch häufig wurden auch wichtige Treffer erzielt. Und fast wäre dies in Chemnitz der Fall gewesen! Anstatt den einen Punkt mit Mann und Maus zu verteidigen, drückten die Magdeburger noch einmal nach vorn. Burak Altiparmak, der in der 83. Minute für Chahed ins Spiel gekommen war, bekam in der Nachspielzeit nach einem Vorstoß den Ball vor die Füße. Zack, und schon rollte der Ball an den rechten Pfosten und von dort aus zurück ins Feld. Das hätte es gewesen sein können. Aber das wäre des Guten vielleicht zu viel gewesen. Unter dem Strich trennten sich Himmelblau und Blau-Weiß mit einem gerechten Unentschieden.
Das zehnte Ostduell für den 1. FC Magdeburg in dieser Saison. Zum neunten Mal blieben die Magdeburger ungeschlagen. Wie es weitergeht? Am kommenden Samstag empfängt der 1. FCM den SC Fortuna Köln, anschließend geht die Reise nach Osnabrück. Spannend wird es am 05. März, wenn der arg abstiegsbedrohte F.C. Hansa Rostock zu Gast an der Elbe ist. Fantechnisch wird es ein Spiel auf höchstem Niveau. So viel ist sicher. Nur eine Woche später geht es in die Lausitz. Dort wird im Stadion der Freundschaft beim FC Energie Cottbus die Visitenkarte abgegeben. Auch dieses Spiel sollte man sich fett im Kalender anstreichen. Man bedenke die relativ einfache Anfahrt für die Fans, die Geräumigkeit des Gästebereichs… In Sachen Aufstieg wird es am 02. April spannend, wenn der FC Erzgebirge Aue nach Magdeburg reist. Und ja, richtig laut auf den Rängen wird es auch am Wochenende um den 16. April werden, wenn der 1. FC Magdeburg die SG Dynamo Dresden empfängt. Oh ja, diese Drittligasaison sollte man in vollen Zügen genießen. Diese Konstellation könnte es aufgrund der möglichen Auf- und Abstiege einiger Ost-Vertreter nicht mehr so schnell geben…
Fotos: Los Misenas & Marcus Hengst
Ligen
Benutzer-Kommentare
Supportmäßig allerdings wieder n' ganz starker Auftritt des Auswärtsmob.
Bin echt mal gespannt auf den Auftritt gg. Hansa ... hoffentlich wird es nicht der letzte Auftritt von HRO in der Börde...