Es kribbelte im Vorfeld. Sportgemeinschaft Dynamo Dresden gegen den 1. FC Union Berlin. Ein Duell zweier Traditionsvereine, ein Duell zweier Tabellennachbarn mit Kontakt zu den Aufstiegsplätzen, ein Wiedersehen von Personen, die jeweils mal beim anderen Club gearbeitet hatten. Voller Heimblock, voller Gästeblock. Das konnte doch nur gut werden. Für die Dresdner ist die aktuelle Tabellensituation eine Überraschung, das Team spielt konstant und Trainer Uwe Neuhaus sieht Dynamo sportlich da, wo er auch Union sah, als die Berliner mit ihm in die zweite Liga aufgestiegen sind. Die Köpenicker liebäugeln mittlerweile schon etwas stärker mit dem Aufstieg. Und konnten beruhigt in die Statistiken schauen: die letzten beiden Spiele in Dresden wurden gewonnen und verloren hatten sie gegen Dynamo in den letzten Jahren auch nicht.
Dynamo Dresden vs. 1. FC Union Berlin: Große Kulisse, keine Tore, eine präsentierte SGD-Fahne
HotDie Kulisse war mit 30.153 Zuschauern auf jeden Fall erstklassig – da die DFB-Strafe gegen Dynamo mit dem Ausschluss der Blöcke K1 bis K5 nun erst gegen Heidenheim stattfinden muss, stand einer guten und lauten Stimmung von der Heimseite her nichts im Weg. Die 3.000 angereisten gut gelaunten rot-weißen Kehlen wollten dem akustisch Paroli bieten und so konnte es von beiden Seiten in die Vollen gehen.
Als der Stadionsprecher bei der Mannschaftsaufstellung beim Trainer angekommen war, las er laut: "Uwe" - worauf die Dresdner: "Neuhaus" und danach die Unioner "Fußballgott!" riefen. Sieben prägende Trainerjahre in Berlin hinterlassen doch ihre Spuren. Die Dresdner stimmten dann zunächst an: "Auf gehts Dynamo" woraufhin es aus dem Gästeblock hallte: "Wir sind Unioner, wir sind die Kranken, wir durchbrechen alle Schranken..." gefolgt von diversen Intonationen von "Scheiß Dynamo", was der K-Block konterte mit: "Ihr seid Preußen..."
Nach 15 Minuten kamen auch die Teams auf dem Rasen auf Betriebstemperatur, der Ball lief schnell durch die Reihen, aber recht ungenau. Es kam zu vielen Ecken, ansonsten neutralisierten sich beide im Mittelfeld. Zum Ende der ersten Halbzeit, als die Dresdner gerade ein: "Dy - na - mo" über drei Tribünen anstimmten, wurde es auf dem Rasen nickeliger und emotionaler. Beide Teams deuteten ihr Potenzial aus Geschlossenheit und Passfreudigkeit an, aber schöpften es noch nicht aus.
Nachdem die zweite Halbzeit schon ein paar Minuten alt war, tauchten ein paar vermummte Unioner unter einer kleineren aufgespannten Hammerhearts-Fahne auf und machten sich auf den Weg nach unten. Eine Pyroshow? Nein, stattdessen wurde eine Kollektion von zirka zehn Exponaten aus dem Dresdner Fanshop-Bestand präsentiert, zudem eine Fahne der „Dynamofront Nordhessen“. Was auf der Gegengerade neben dem Pufferblock erwartungsgemäß für ein paar rote Köpfe und freundliche Angebote sowie ein paar Schweißperlen bei den Ordnern sorgte.
Ansonsten pegelte sich auf den Rängen auf beiden Seiten ein Grundrauschen ein, das den Rest des Spiels anhalten sollte. So ähnlich trug es sich auch auf dem frisch gelegten Grün zu: Dynamo hatte in Halbzeit zwei zwar deutlich mehr Spielanteile und ließ Union nicht mehr ins Spiel. Die Berliner hingegen verzeichneten ihrerseits zwei größere Chancen, u.a. einen ganz knappen Kopfball vom Ex-Dresdner Toni Leistner, konnten das leistungsgerechte Remis aber gut über die Zeit bringen.
Da auch die Konkurrenz Punkte ließ, sind die Aufstiegsränge für beide Teams um einen Punkt näher gerückt. Beide müssten am nächsten Sonntag nun gegen tabellarisch weiter unten angesiedelte Teams dreifach punkten, um diesen Kontakt zu halten – Dresden reist nach Hamburg und Union empfängt Bielefeld.
Text & Fotos: Felix