Nachdem das Auswärtsspiel in Zwickau aufgrund der Anstoßzeit schon ein bisschen was von 2. Bundesliga hatte, wartete am vergangenen Samstag zumindest in Sachen Stadion die 1. Bundesliga auf den F.C. Hansa. Auf nach Bremen! Dank eines Mitfahrers, dessen Ticket um 10:00 Uhr ablief, begann der Tag gemessen an der Entfernung viel zu früh. Mehr als vier Stunden galt es jetzt bis zum Anpfiff zu überbrücken und so wurde noch ein bisschen die Innenstadt erkundet. Diese stellte sich dann als gar nicht so hässlich heraus und konnte vor allem mit seinen Wahrzeichen (allen voran dem Roland, der von meinem Mitfahrer liebevoll "Harald" getauft wurde) und hübschen kleinen Gassen überzeugen. Entlang der Weser führte uns dann der Weg zum Weserstadion, in dem diesmal aus "Sicherheitsgründen" unser Spiel gegen einen der mit Abstand unattraktivsten Gegner der Liga stattfand.
Blau-weiß-rotes Fahnenmeer an der Weser: Bundesliga-Feeling mit Hansa Rostock
HotNachdem der April dann alles gezeigt hatte, was er an Wetter auspacken konnte und wir beide patschnass waren, wurden die letzten Minuten bis zum Einlass noch in einem Café überbrückt. An den Kassen vor dem Stadion erkannte man dann bereits in Ansätzen die Ausmaße, die die Hansa-Invasion annehmen sollte. Schon der Vorplatz war in die Farben Mecklenburg-Vorpommerns gehüllt, die vor allem die Autofahrer auch schon gut und zahlreich auf dem Weg zum Stadion präsentierten.
Im Stadion selbst folgte dann die erste kleine Ernüchterung. Um es mit den Worten eines anderen Fans zu formulieren: Der Block erinnerte ein bisschen an den aktuellen Hauptsponsor der Bremer. An der Stelle zeigte sich dann die ganze Hässlichkeit der großen Stadien. Ein Gästeblock im Stile eines Käfigs, ganz oben in der hinterletzten Ecke des Stadions. Wenn man nicht gerade in den ersten drei Reihen oder genau in der Mitte des Blocks stand, versperrte mindestens ein Teil der Dachkonstruktion die Sicht auf das Spielfeld. Dazu kam, dass anscheinend mehr Karten verkauft wurden, als der Block überhaupt hergab. So wurde es beizeiten richtig eng. Daher wurden dann in vielen Reihen die Sitze runtergeklappt, damit man in Zweierreihen (einer auf dem Sitz, einer auf der Stufe davor) stehen konnte. Ob das im Sinne des Erfinders war, bleibt auch zweifelhaft. Auffällig aus Sicht des Gästeblocks waren auch die gut 1.500 Leute im Heimbereich, die schon allein deutlich den Zuschauerschnitt der Bremer Reserve sprengten, dazu jedoch später mehr.
Das war aber aus Hansa-Sicht das einzige, was es an diesem Tag zu meckern gab. Als das Spiel begann, präsentierte sich der Gästekäfig im Oberrang ganz im Zeichen Mecklenburg-Vorpommerns. Mit Hilfe von hunderten von Fahnen wurde der Block in die Farben des Hansa-Landes getaucht. Die erste Halbzeit plätscherte dann mehr oder weniger vor sich hin. Hansa mit zwei, drei guten Chancen, aber manchmal auch sehr zurückhaltend beim Verteidigen von Einzelaktionen der technisch starken Bremer Mannschaft. Auf den Rängen bot sich zum größten Teil leider dasselbe Bild. Noch wurde nicht ansatzweise das herausgeholt, was in diesem Haufen steckte, was leider auch daran lag, dass viele mehr mit dem Filmen und Fotografieren beschäftigt waren, als mit allem anderen.
In der Halbzeitpause kamen dann erste Bedenken auf. "Typisch Hansa wäre es, so ein Spiel, bei dem mehrere Tausend Leute im Gästeblock stehen, ganz mies zu verlieren. Oder es wird mal wieder ein Unentschieden". Diese zwei Sätze prägten sich besonders ein. Schlussendlich einigte man sich aber darauf, dass Hansa jetzt in Richtung der eigenen Fans spielte und sich die Tore einfach für uns aufgehoben hatte.
Und so war es tatsächlich. Ziemlich schnell nach Wiederanpfiff sorgte Andrist für die Führung und damit für ausgelassenen Jubel im Gästeblock. Und gewissermaßen war das auch eine Art Brustlöser für den Support, der jetzt endlich mal geschlossen und lautstark daherkam. Schon im Stadion bereitete das alles, wenn man von der Chancenverwertung unten mal absieht, einfach nur richtig Spaß. Im Laufe der zweiten Halbzeit gab es dann noch ein paar Spitzen in Richtung zweier Hamburger Vereine, bevor dann bei "Steht auf, wenn ihr für Hansa seid", nicht nur ich wie ein Honigkuchenpferd grinsen musste. Von den 1.500 Leuten im Heimbereich erhoben sich mindestens 80 Prozent und so schallte kurz danach ein schöner Wechselgesang durch das Weserstadion.
Und das Geschehen auf dem Platz setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Während die Gastgeber im Gegensatz zum Hinspiel diesmal für ihre Schwalben nicht mit dem Ausgleich, sondern mit einer roten Karte belohnt wurde, sorgte Quiring mit dem Abpfiff für das 0:2. Dazu muss man sagen, dass ich mich selten so über ein Tor amüsiert hatte. Man sah ihm an, dass er schon auf dem Weg zum Tor um jeden Preis den Pass auf den mitgelaufenen Garbuschewski spielen wollte. Als er sah, dass der Weg aber zugestellt war, packte er im Eins gegen Eins gegen den Torwart eine astreine Finte aus und stolperte den Ball ins Tor.
Hansa hatte es tatsächlich geschafft, dieses Spiel nicht zu vergeigen und so war der Tag spätestens jetzt perfekt. Die Leistung auf dem Platz und auf den Rängen und dazu der Spielverlauf hatten einfach alles, was man sich nur wünschen konnte. Kurz gesagt hatte dieser Tag einfach so vieles, das für das ganze Theater in den letzten Monaten entschädigte. Jetzt einen Heimsieg nachlegen, Klassenerhalt sicher machen und dann in den "Derbys" (gegen Erfurt, in Chemnitz) noch einmal ordentlich Gas geben. Das würde auf jeden Fall für ein versöhnliches Ende einer letztendlich doch mal wieder verkorksten Saison sorgen.
Fotos: Arvid Langschwager
> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock
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Grüße von Ronald