Da war er wieder, der viel beschworene Zusammenhalt. Mit Leidenschaft und dem nötigen Quentchen Glück konnte der F.C. Hansa Rostock beim SV Wehen Wiesbaden mit 1:0 gewinnen und somit Anschluss an die Spitzenplätze der 3. Liga halten. Am Freitagabend ein Auswärtsspiel in Hessen, die Anfahrtsstrecke auf dem Straßenweg betrug mal eben rund 700 Kilometer - und der Gästeblock war wieder gut gefüllt. Zwar schlug zuletzt die 0:3-Niederlage gegen den Karlsruher SC bei echtem Schietwetter im heimischen Ostseestadion ein wenig aufs Gemüt, doch zuvor der 2:0-Heimsieg daheim gegen den VfL Osnabrück und vor allem der wirklich überzeugende 3:0-Auswärtssieg in Unterhaching - ebenso an einem Freitagabend - machte der blau-weiß-roten Anhängerschaft mächtig Mut. Die Schlappe gegen den konsequent spielenden KSC kann einfach nur ein Ausrutscher gewesen sein. Also alle hinein in die Autos, Kleinbusse und in die Bahn. Es soll ja schließlich Fans geben, die konsequent mit dem Quer-durchs-Land-Ticket und dem Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn zu den Auswärtspartien sausen. Wie lang man von Rostock aus nach Wiesbaden fährt? Ähm ja, mal eben über 12 Stunden! Satte sechsmal umsteigen, vom RE über den Metronom bis hin zum Zug der cantus und der S-Bahn wird alles genutzt. Abfahrt 05:07 Uhr, Ankunft 17:24. Da darf auch wirklich nix schiefgehen.
F.C. Hansa Rostock: Auswärtssieg in Wiesbaden und Jubiläumsbanner der „Reisegruppe Ungemütlich“
HotSchief ging nichts am vergangenen Freitag auf dem Rasen - und das, obwohl ab der 53. Minute in Unterzahl gespielt werden musste. Amaury Bischof bekam vom Schiedsrichter Gelb-Rot gezeigt und durfte den vorzeitigen Gang zur Kabine antreten. Immerhin ist der Gegner derzeit auf Rang vier der Tabelle zu finden. Vor dem Heimspiel gegen den F.C. Hansa konnten beim SV Wehen Wiesbaden ein 6:2-Sieg gegen Preußen Münster, ein torloses Remis beim Tabellennachbarn 1. FC Magdeburg und im Landespokal ein klarer 3:0-Erfolg beim inzwischen in der Regionalliga Südwest spielenden FSV Frankfurt verbucht werden.
Was für sich verbuchen wollte Hansa Rostock. Dank der vollen Kapelle im Gästeblock durfte sich der SV Wehen Wiesbaden in der Brita-Arena über die Rekordkulisse von 3.365 Zuschauern freuen. Dass es stimmungstechnisch ein klares Heimspiel für die Rostocker wurde, dürfte wohl kaum jemanden wundern. Auch wenn die Ränge auf den beiden Geraden mitunter menschenleer waren, so ergab zumindest der Heimblock hinter dem Tor einen halbwegs kompakten Anblick. Und in diesem durften die Fans zu Beginn des Spiels frohen Mutes gewesen sein. Der Tabellenvierte legte auf dem Rasen gut los. Bereits in der siebten Minute kam der Gastgeber gefährlich über den linken Flügel, und nachdem der Ball hereingebracht wurde, ergab sich die erste dicke Möglichkeit. Der Schuss von Breitkreuz wurde jedoch abgefälscht, so dass der Ball rechts am Pfosten vorbeirauschte. In der Startphase hatte allerdings auch Soufian Benyamina, der in der Saison 2014/15 in Wiesbaden unter Vertrag stand, zwei Möglichkeiten zum Abschluss. In der Folge nahmen jedoch die Hessen mehr und mehr das Heft in die Hand.
Der SV Wehen Wiesbaden machte nun richtig Ballett. Nach knapp einer halben Stunde kam Andrich frei zum Schuss, mit dem Fuß konnte Hansa-Keeper Blaswich parieren. Und auch der Nachschuss aus der zweiten Reihe konnte von der Hintermannschaft abgewehrt werden. Kurz darauf war es Scheffler, der sein Glück versuchte, den Weg zum Glück jedoch nicht fand. Kurz vor dem Pausentee war es Mannschaftskapitän Amaury Bischof, der nach einem sehenswerten Kopfball Ruprecht kurz vor der Linie klären konnte.
Zu Beginn der freien Halbzeit wurde ebenso nicht lange gefackelt. Beide Mannschaften legten einiges in die Waagschale, mehr Zug zum Tor hatte jedoch der Gastgeber. In der 52. Minute drang Kuhn auf der rechten Seite vor und war drauf und dran sich gefährlich dem Rostocker Gehäuse zu nähern. Es half nichts, Bischof rempelte seinen Gegenspieler, bevor er den Strafraum erreichte, von hinten um. Der bereits erwähnte Platzverweis war die logische Folge. Aber immerhin, hinten stand noch die Null - und das sollte sich am Ende ja voll auszahlen!
Die Betriebstemperatur stieg. Nur sieben Minuten nach dem Platzverweis gab es Ecke für Rostock. Christopher Quiring, der zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf zu finden war, brachte den Ball herein, und der frei stehende Benyamina köpfte aus kurzer Distanz zum 1:0 für Hansa Rostock ein. Partystimmung par excellence im Gästeblock, in dem sich über 1.000 Hansa-Fans befanden. Der Rostocker Führungstreffer brachte den SV Wehen Wiesbaden völlig aus dem Konzept. Hansa kämpfte, Hansa verteidigte, Hansa kam zu Kontermöglichkeiten. Kurz vor Schluss stockte den Hansa-Fans noch zweimal kurz der Atem. Zum einen schnupperte es nach Strafstoß für die Gastgeber, der jedoch nicht gegeben wurde, zum anderen trudelte der Ball in die eigenen Maschen, doch geschah dies aus der Abseitsposition. Letztendlich konnte die knappe Führung über die Zeit gebracht werden, ausgelassen wurde der Sieg gefeiert.
Kurz nach Abpfiff wurden die ersten Nachrichten an die zu Hause Gebliebenen verschickt. „Da hast du krass verpasst! Die Stimmung nach dem 1:0 war wirklich am Siedepunkt!“, „Einsatz, Kampf und Wille - es war heute alles vorhanden!“, „Schon gesehen? Was sagt Ihr zum Jubiläumsbanner der "Reisegruppe Ungemütlich?" Und wahrlich, zu übersehen war das lange blau-weiß-rote Banner der Gruppierung "Reisegruppe Ungemütlich" mit der „07“ in der Mitte nicht. Am Freitagabend durfte es an zentraler Stelle am Zaun des Gästeblocks hängen. Aus Respekt wurden die Zaunfahnen der „Suptras“, der „Fanatics“, der „Baltic Boyz“, von der „Action Connection“ und den anderen wichtigen Gruppierungen nach links und rechts gerückt.
Die 2007 ins Leben gerufene „Reisegruppe Ungemütlich“ setzt sich aus Mitgliedern aus dem Raum Berlin / Potsdam zusammen, doch die meisten von ihnen stammen ursprünglich aus dem klassischen Hansa-Gebiet, sprich aus Wismar, Rostock, Neubrandenburg, Greifswald oder Malchin. Der fünfte Geburtstag wurde einst mit rund 300 Mann in Berlin gefeiert, im Anschluss ging es zum Auswärtsspiel beim 1. FC Union Berlin, das mit 4:5 verloren wurde. Eine Niederlage, welche den Abstieg in die 3. Liga besiegelt hatte.
Im Oktober 2012 führte die Auswärtsfahrt zu Borussia Dortmund II. Gespielt wurde im großen Stadion, und die Hansa-Szene machte kräftig mobil. Alle in den Pott! Das Motto der Sause: „Gewalttäter Cord“. Auf der nächtlichen Fahrt von Berlin aus wurde die Berlin-Brandenburger Truppe, zu der auch die „Reisegruppe Ungemütlich“ gehörte, und einige sie begleitende Jungs aus Vorpommern von einer Überzahl Hertha-Fans überrascht. Beim Umsteigen in Brandenburg an der Havel mussten allesamt gerade stehen, die Sause nach Dortmund war dann jedoch beendet. Immerhin hatte dieser Vorfall die Gruppe noch fester zusammengeschweißt.
In fester Erinnerung blieb zudem die legendäre „Schrubber-Tour“ nach Bielefeld. Offen ist indes noch, ob und falls ja in welcher Form das 10-jährige Bestehen der „Reisegruppe Ungemütlich“ gefeiert wird. Fest steht jedoch bereits der Leitspruch, der seit Beginn der verschworenen Truppe lautet: "Preußens Schande, die Potsdamer Bande!"
Fotos: Dennis Rosemund, Marco Bertram, K. Hoeft
> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock
> Lesenswert: Berichte zu Hansa-Spielen bei "Heile unterwegs..."
Benutzer-Kommentare
Freu mich schon aufs persönliche Auswärts"heimspiel" in 2 Wochen beim HFC..übrigens wieder am Freitag ;)