Für Union ging mit dem emotionalen Spiel gegen Düsseldorf eine ereignisreiche Woche mit einem Paukenschlag zu Ende. Am Montag traten die Eisernen bei Arminia Bielefeld an und feierten schon ihr 2:1 in letzter Sekunde. Doch der Schiedsrichter pfiff das Spiel mitten im Drop-Kick Schuss von Steven Skrzybski ab, das Tor zählte nicht. Regelkonform, argumentierten einige und außerdem hatte Union vorher Glück, dass Bielefeld keinen Handelfmeter zugesprochen bekam. Unglücklich entschieden, urteilten andere: der Schiedsrichter hätte dann besser schon vor der Situation, die zum Torschuss führte abpfeifen sollen.
Emotionaler Tag an der Alten Försterei: Kreilachs Abschied und Sieg gegen Tabellenführer Düsseldorf
Zu diesen zwei Punkten kam den Berlinern unter der Woche dann auch noch Mittelfeldspieler Damir Kreilach abhanden. Am Mittwoch verkündete der Verein, dass sein Vertrag auf seinen Wunsch hin aufgehoben wurde und er ab sofort zu Real wechselt. Also Real Salt Lake - in der Major League Soccer in den USA orientiert man sich bei den Teamnamen gerne an europäischen Vorbildern. Der Kroate hatte bisher nur für seinem Heimverein in Riejka und für Union gespielt und wollte nun das Abenteuer USA wagen. Mit etwas mehr Einsatzzeiten in dieser Saison wäre dieses Bedürfnis vermutlich weniger dringend gewesen, aber Union kann es auch nicht ganz unrecht sein, den Kaderumbau schon etwas früher zu starten und dabei noch ein wenig die Vereinskasse aufzubessern.
Kreilach war seit 2013 bei Union und nach 157 Pflichtspielen fällt Abschied nehmen nicht leicht. Die Fans riefen schon in Halbzeit eins nach ihm und hielten ein Banner in seinen Ehren hoch. Als er in der Halbzeitpause offiziell verabschiedet wurde und sein Name erneut aus 20.000 Kehlen von den Rängen donnerte, überkamen ihn Emotionen und flossen Tränen.
Zu diesem Zeitpunkt lag Union übrigens 0:1 zurück. Trotz hohem Einsatz und guten Möglichkeiten konnten die Düsseldorfer gewohnt effizient aus nur einer Konterchance ihre Führung kurz vor der Halbzeit erzielen. Spiele gegen Düsseldorf lassen traditionell den Puls der Zuschauer an der Alten Försterei höher schlagen - es geht oft intensiv auf dem Rasen zu und diese Intensität überträgt sich auf die Ränge. Das war heute keine Ausnahme - unter Beteiligung aller Anwesenden wurde das ausverkaufte Stadion zum Hexenkessel.
Das Gegentor verunsicherte Union aber nicht. Die Eisernen gaben alles - rannten, grätschten, kämpften - und vermittelten den Eindruck, dass da heute noch was geht. Die Fortuna verteidigte die knappe Führung in Halbzeit zwei ohne viel zu investieren. Das rächte sich: Union hatte sich immer wieder an den gegnerischen Strafraum herangepirscht und schlug schließlich in Minute 67 zu: Düsseldorfs Bodzek verhinderte einen Querpass im Strafraum unter Zuhilfenahme seiner Hand - Steven Skrzybski verwandelte den folgenden Elfmeter sicher. Zum Luft holen blieb kaum Zeit - bereits vier Minuten später sorgte Sebastian Polter für die Führung!
Union hatte das Spiel gedreht, aber würden sie die Führung auch festhalten können? Zuletzt spielte das Team nach eigenen Toren stets verunsichert, in der Defensive vogelwild und heute waren noch gut 20 Minuten auf der Uhr. Doch dieses Mal behielten die Eisernen die Spielkontrolle und erarbeiteten sich sogar noch mehrere gute Möglichkeiten.
Die letzte nutzte erneut Steven Skrzybski, der den Keeper in Minute 95 umkurvte und ins leere Tor zum großen Glück einschob. Es folgte eine sehr rührige Szene: ein kleiner Balljunge war wohl übermannt von seinen Emotionen: er lief auf den Platz, reihte sich in die feiernde Spielertraube ein und wurde von dieser freudig aufgenommen.
Der erste Sieg seit Anfang November 2017 fühlte sich in diesem Moment wie der wichtigste Sieg überhaupt an. Wohlverdiente drei Punkte gegen den aktuellen Tabellenführer könnten die dringend benötigte Initialzündung sein, die der Mannschaft Selbstvertrauen zurück gibt. Es wird sich zeigen, wie viel sich davon auf das nächste Spiel am Sonntag in Braunschweig überträgt. Die Fortuna empfängt derweil daheim Fürth.
An der Alten Försterei war aber noch nicht ganz Schluss: Die Fans riefen erneut nach Damir Kreilach, der dann auch wenig später auf dem Rasen erschien. Wieder zu Tränen gerührt wurde er von seinen ehemaligen Kollegen in die Luft gefeuert und winkte er der Waldseite ein letztes Mal zu ehe er sich langsam umdrehte und der Alten Försterei den Rücken kehrte.
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