Pfiffe nach Abpfiff im Stadion an der Alten Försterei. In vielen Stadien nach enttäuschenden Darbietungen nicht unüblich, an der Alten Försterei eigentlich ein Tabu. Wie konnte es dazu kommen? Es lag wohl am torlosen Unentschieden gegen den Drittletzten FC Erzgebirge Aue, der in etwa genauso viele Punkte von Union in der Tabelle entfernt ist, wie Platz drei, auf den vielleicht der ein oder andere noch geschielt hat. Wenn man das Glas aber als halb leer sieht, erschien es heute wichtig, die Auer auf Distanz zu halten, besonders nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten Kaiserslautern am letzten Wochenende.
Nullnummer im Ostduell zwischen Union Berlin und Erzgebirge Aue
Für beide Clubs war der heutige Tag ein Jubiläum: sie bestritten jeweils Spiel Nummer 400 in der 2. Bundesliga. Zur Feier des Tages war der Gästeblock wie gewohnt prall gefüllt und gab es eine "Glück auf!" Choreo mit Bannern und gekreuzten Hämmern.
Bei den Eisernen musste André Hofschneider die z.T. schwer verletzten Schlüsselspieler Sebastian Polter, Michael Parensen und Simon Hedlund ersetzen. Philipp Hosiner, Stefan Fürstner und Akaki Gogia nahmen ihren Platz ein und fügten sich zunächst gut ein: Union trat in Halbzeit eins bestimmend auf. Und immer wenn Aue unter Druck war, offenbarten sich große Lücken in der Abwehr. Union konnte diese nicht nutzen, kam aber auch nicht sehr oft in die Nähe des Strafraums da das eigene Angriffsspiel immer wieder von Ungenauigkeiten und Fehlpässen geprägt war. Kurz vor dem Halbzeitpfiff traf Grischa Prömel immerhin die Latte des Auer Gehäuses.
Zeit für eine Pause - der Duft von gegrilltem Steak hatte sich schon während des ersten Durchgangs unaufhaltsam im Innenraum ausgebreitet. Die Sonne schien bei frühlingshaften Temperaturen, perfektes Fußballwetter.
Dachten sich dann auch die Gäste und legten in Halbzeit zwei mächtig los - Pascal Köpke tauchte plötzlich frei vor dem Tor auf, Daniel Mesenhöler parierte den Schuss aber. Die Marschrichtung war klar, Aue würde den Rest des Spiels aktiver gestalten als bisher und so ging es hin und her. Allerdings mussten die Keeper Chancen wie die eben geschilderte nur selten vereiteln, denn keine der beiden Mannschaften blieb lange genug im Ballbesitz, um gefährlich vors Tor zu kommen. Auf Berliner Seite hatte Philipp Hosiner eine Doppelchance aus kurzer Distanz, die Erzgebirgler verfehlten hingegen kurz vor Schluss das leere Tor.
Die Leistung der Eisernen wurde heute sicherlich nicht den vom Club zu Saisonbeginn ausgeschriebenen Ziel gerecht, aber es war auch nicht alles schlecht. Die pfeifenden Fans sahen die Aufstiegsblase vielleicht heute um ein weiteres Mal aber etwas endgültiger platzen. Doch die Pfiffe währten nur wenige Sekunden, danach setzte eine gespenstische Stille ein. Erst als die Mannschaft die Hälfte der Stadionrunde gedreht hatte, donnerte es plötzlich trotzig von den Rängen wie auch schon vorher im Spiel: "Aufwachen! Aufwachen!"
Acht Spiele sind es noch, der Abstand zu Rang 16 beträgt fünf Punkte. Die Leistungskurve der Eisernen ging in den letzten Monaten kontinuierlich nach unten. Sorgen wären also nicht unberechtigt. Auf der anderen Seite war dies Unions erstes Spiel seit Anfang November ohne Gegentor und auch das erste ohne Heimniederlage gegen Aue seit 2013.
Das Glas ist zwar definitiv nicht mehr halbvoll, aber auch (noch) nicht halb leer. Union steckt in dieser Saison in der Mitte fest und weiß nicht so recht, wohin es geht. Die nächste Gelegenheit, dies herauszufinden bietet sich am nächsten Samstag, wenn der Tabellenvierte Jahn Regensburg zu Gast ist. Aue hat sich im heutigen Spiel den Punkt redlich verdient und ist nun schon seit fünf Spielen ungeschlagen. Da vier dieser Spiele remis endeten, bleiben die Veilchen aber noch auf dem Relegationsrang kleben. Am nächsten Wochenende können Sie im Abstiegskrimi gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth den nächsten Anlauf nehmen.
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- Alte Försterei