Afghanistan liefert 90 Prozent der weltweiten Drogen

RS Updated
Der jetzt veröffentlichte Jahresbericht des Internationalen
Suchtstoffkontrollrats (INCB) lenkt im ersten Kapitel das Augenmerk auf
die unverhältnismäßige Anwendung von Drogengesetzen in verschiedenen
Ländern und Regionen. Der INCB merkt im Jahresbericht an, dass einige Länder zu viel
Aufmerksamkeit Kleinkriminellen und Drogenkonsumenten widmen, statt
konkrete Anstrengungen zu unternehmen, die auf den Drogenhandel und die
Haupttäter abzielen. Außerdem werden Delikte gleicher Art in manchen
Ländern hart und in anderen milde bestraft.
Der INCB vermerkt auch, dass Medienberichte über Prominente, die verbotene Drogen konsumieren, häufig die Wahrnehmung erzeugen, dass das System Prominente aufgrund ihres Status als Star weniger streng behandelt als andere. Der INCB drängt Mitgliedstaaten auch dazu, die Verfügbarkeit und den Zugang zu Drogenbehandlung und Rehabilitationsprogrammen in Gefängnis-einrichtungen zu erweitern und andere Maßnahmen als Gefängnisstrafen, wie verpflichtende Behandlungen, als Alternative zu einer Freiheitsstrafe zu erlassen.

Der Jahresbericht zeigt auf, dass der Zugang zu wesentlichen Betäubungsmitteln zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen in vielen Ländern nicht ausreichend ist. Der Großteil dieser Medikamente wird in Europa und Nordamerika konsumiert – im Jahr 2006 hatten Europa und Nordamerika zusammen einen Anteil von 89 Prozent am weltweiten Morphinverbrauch. Bezogen auf den Bevölkerungsanteil konsumieren 80 Prozent der Gesamtbevölkerung in den Entwicklungsländern nur sechs Prozent des weltweit verbrauchten Morphins. Die Situation ist ähnlich bei anderen Opioiden wie Fentanyl und Oxycodon.

Der INCB merkt an, dass die Gründe für den geringen Konsum vielfältig sind und unzureichende medizinische Ausbildung der Ärzte, mangelndes Wissen um die Möglichkeiten bei der Schmerzbehandlung, persönliche Einstellungen, behördliche Hindernisse und wirtschaftliche Interessen umfasst. Der geringe Konsum ist nicht das Ergebnis des geringen Angebots von Rohstoffen, die für die Erzeugung benötigt werden, da die Produktion für diese Substanzen zur Zeit höher liegt als die Nachfrage.

Der INCB warnt vor der Verfügbarkeit von Essigsäureanhydrid, das eine Hauptchemikale für die Herstellung von Heroin in Afghanistan ist. Obwohl Afghanistan keinen legitimen Bedarf für die Substanz hat, findet Essigsäureanhydrid den Weg zu den dortigen Heroinproduktionsstätten. Der INCB ruft die betroffenen Regierungen auf, ihre Kräfte zu einen, um den Verkauf von Essigsäureanhydrid nach Afghanistan zu stoppen.

Der Bericht stellt die anhaltende Ausweitung des Schlafmohnanbaus und den Anstieg der Cannabisanbaufläche von 50.000 Hektar im Jahr 2006 auf 70.000 Hektar im Jahr 2007 fest. Der INCB erneuert seinen Appell an die afghanische Regierung, sich um das ständig wachsende Drogenproblem im Land zu kümmern. Der Bericht erinnert daran, dass unter Artikel 14 des Einheits-Übereinkommens über Suchtstoffe, der INCB dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen in außergewöhnlichen Fällen von schweren und anhaltenden Vertragsverletzungen, Sanktionen gegen ein Land empfehlen kann.

Der Bericht beleuchtet auch die wichtigsten Trends zum Drogenmissbrauch und Drogenhandel in verschiedenen Regionen:Westafrika entwickelt sich rasant zu einer Hauptschmuggelroute für Kokain aus Lateinamerika nach und durch Europa, das der weltweit zweitgrößte Markt für Kokain ist. Westafrikanische Händler nehmen auch Indien ins Visier, wo Kokain gegen Heroin aus Südwestasien getauscht wird, das dann für Europa und Nordamerika bestimmt ist.

Afghanistans illegaler Schlafmohnanbau ist im Jahr 2007 um 17 Prozent gestiegen. 93 Prozent des weltweiten Marktes für illegale Opiate wird von Afghanistan aus bedient. Praktisch gesehen kommt das gesamte in Europa verfügbare Heroin aus Afghanistan.

Der INCB berichtet, dass eine sechs Monate lange Transportüberwachung ergeben hat, dass Drogenhändler die oft nicht vorhandenen Kontrollen von pharmazeutischen Präparaten, die die Vorläuferverbindungen von amphetaminähnlichen Stimulanzien (ATS) enthalten, nutzen, um die Lieferungen in afrikanischen Ländern oder Westasien in den Verkehr zu bringen. Afrika und Westasien sind deshalb die Hauptumschlagplätze für die Vorläuferverbindungen von amphetaminähnlichen Stimulanzien. Der INCB mahnt zur Wachsamkeit und fordert Regierungen auf, solche pharmazeutischen Präparate im selben Maß wie  den Rohstoff zu kontrollieren.

Weitere Infos:
INCB

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