Frankenwald setzt auf das "grüne Band"

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40 Jahre stand hier die Zeit still. Wo sich einst zwei politische Machtsysteme gegenüber standen und Stacheldraht Familien trennte, hat sich ein Stück Natur seine Freiheit immer bewahrt. Im Grenzstreifen und grenznahen Bereich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze entwickelte sich über Jahrzehnte der Unberührtheit eine 1.393 Kilometer lange Kette aus zum Teil wertvollen Biotopen: das so genannte „Grüne Band“. Ab 2009 und damit zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs können Besucher des Frankenwaldes und der benachbarten Naturparke Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge das besondere Naturgebiet und die Denkmäler der deutsch-deutschen Geschichte neu entdecken.


Die Natur ist ein Freigeist
Natur lässt sich nicht beherrschen: Dort, wo einst der Eiserne Vorhang die beiden Teile Deutschlands über knapp 1.400 Kilometer mit Mauern, Zäunen und Stacheldraht trennte, entstand der längste Biotopverbund Deutschlands, der sich vom Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien bis zur Ostsee zieht. Bis heute ist das Naturgebiet ein Refugium für über 600 bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Im fränkisch-thüringischen Abschnitt des Grünen Bandes sind insbesondere Heidelerchen, Schwarzstörche und der Uhu zu finden; auf freigelegten Schieferflächen haben es sich seltene Flechten, Pilze und Insekten heimisch gemacht. Kartierungen halfen, die Lebensräume der seltenen Tierarten ausfindig zu machen, um so eine für Flora und Fauna störungsfreie touristische Entwicklung gewährleisten zu können.

Wanderbare Geschichte
Entlang der nordöstlichen Grenze des Frankenwaldes ist die deutsch-deutsche Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar: Wachtürme und Mauerreste sind bis heute mahnende Denkmäler. Für 2009 haben die Naturparke Frankenwald, Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge-Obere Saale rund ein Dutzend länderübergreifende und naturverträglich ausgewählte Wander- und Radrouten entwickelt, auf denen Besucher das Geschichts- und Naturerlebnis Grünes Band entdecken können. Wer möchte, kann sich auf den Touren durch Natur- und Landschaftsführer begleiten und sich die Attraktionen entlang der Strecke nahe bringen lassen. Für Naturliebhaber, die den Raum lieber auf eigene Faust erkunden, stehen vielfältige Informationsangebote zur Verfügung, wie Tourenbooklets und Audioguides mit Tondokumenten. Informationen können sogar auf den eigenen MP3-Player geladen werden, und das Handy ist als digitaler Reiseführer zu nutzen. „Wir arbeiten intensiv mit Zeitzeugen zusammen, die vielfach emotional berührend erzählen“, verrät Stefan Fredlmeier, Geschäftsführer von Frankenwald Tourismus in Kronach. So erfahren Gäste, dass in Mödlareuth, auch „Little Berlin“ genannt, selbst Grüßen und Winken über die Mauer verboten war. 41 Jahre führte mitten durch das 50-Einwohner-Dorf eine 3,40 Meter hohe Grenzmauer, die nicht nur den Ort, sondern auch Familien trennte. Heute bekommen Gäste des Deutsch-Deutschen Museums einen kleinen Eindruck davon, was ein Leben so nah am Eisernen Vorhang bedeutete.

Darüber hinaus können Besucher auf speziell entwickelten Erlebnisrouten die Besonderheiten der Region mit dem Grünen Band verknüpfen. Inhalte sind unter anderem der Schiefer, der in vielerlei Hinsicht die Landschaft und Architektur von jeher prägte. Ein Highlight ab dem Frühling sind die Wasserwanderungen auf den Grenzflüssen Saale und Selbitz, die es Besuchern ermöglichen, das Grenzerlebnis aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.

Eigene Brücken bauen – Urlaub über Grenzen hinweg
Selbst anpacken, heißt es in internationalen Work Camps, bei denen die Pflege der Landschaft im Vordergrund steht. In Erlebniscamps wiederum können Kinder mit Seil- und Holzstegen Brücken über die Grenzbäche bauen. Das Frankenwald Tourismus Service Center und der Regionalverbund Thüringer Wald arbeiten gemeinsam mit 120 Partnern aus Thüringen und Franken buchbare Angebote aus, die alle grenzübergreifend gestaltet sind. Sie richten sich an Familien, Natur- und Geschichtsliebhaber sowie an Menschen, die selbst gerne einen aktiven Beitrag zum Erhalt des Grünen Bandes leisten wollen. Auch regionale Besonderheiten werden mit einbezogen, wie das Burgfest in Lichtenberg, Museumstage in Sonneberg oder kulinarische Schmankerl aus der fränkischen und thüringischen Küche. Ziel ist ein naturverträglicher Tourismus, der wiederum dem Schutz des Grünen Bandes dient.

Hintergrund Grünes Band
Die naturverträglichen touristischen Angebote sind während eines dreijährigen Projektes „Erlebnis Grünes Band“ entstanden, das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Dabei sind die Naturparke Frankenwald, Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge-Obere Saale gemeinsam eines von drei länderübergreifenden Modellgebieten dieses Bundesprojektes. Ziel sind der Schutz des Grünen Bandes im thüringisch-fränkischen Raum und dessen naturverträgliche touristische Entwicklung. Besucher sind somit auch Teil eines Entwicklungsprojektes, das für die Natur und Geschichte von großer Bedeutung ist. Die konkrete Idee vom Grünen Band entstand übrigens bereits 1989 bei einem Treffen von fränkischen und ostdeutschen Naturschützern in Hof an der Saale.

Weitere Informationen:
www.frankenwald-tourismus.de

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