Das grenzüberschreitende Theaterprojekt "After the Fall" des Goethe-Instituts beleuchtet 20 Jahre nach dem Fall der Mauer die Bedeutung dieses Ereignisses für Deutschland und Europa. 18 Dramatiker aus 15 europäischen Ländern setzen sich mit dem gesellschaftspolitischen Wandel in ihrer Heimat seit dem Mauerfall auseinander. Den Anfang macht die moldauische Jungautorin Nicoleta Esinencu in ChiÅŸinău, Republik Moldau.
„After the Fall“: Europäisches Theater zum Mauerfall
RS
Ralf Schmahld
Updated
Abstumpfung gegenüber Gewalt, Waffen und Krieg. Töten als Mittel politischer Manipulation. Dunkel ist die Welt nach dem Mauerfall in dem Theaterstück „Antidot“ (Gegenmittel) von Nicoleta Esinencu. „Antidot“ wird am 28. November in der Gallerie Brancusi in ChiÅŸinău uraufgeführt. „Es ist ein politisches Stück, es geht um Beeinflussung und Bewachung, um Geheimnisse in einer Gesellschaft, in der das Leben einer Person wenig zählt“, so die Autorin. Esinencu inszeniert selbst mit der von ihr gegründeten Theatergruppe „Mobile European Trailer Theatre“ (METT). Das METT steht an der Schnittstelle zwischen Performancekunst und Theater, die mitwirkenden Schauspieler und bildenden Künstler haben es sich zum Ziel gesetzt, den moldauischen Theaterraum neu zu erfinden. Sie sehen die Erforschung unkonventioneller Ausdrucksformen als Mittel zur sozialpolitischen und ästhetischen Kritik.
Mit ihren Arbeiten sorgte Nicoleta Esinencu bereits für Furore: In ihrem ersten Theaterstück „FUCK YOU, Eu.ro.pa“ hat sie sich mit den Illusionen der Rumänen und ihrer Landsleute über den EU-Beitritt auseinandergesetzt. Sie löste damit eine so heftige Kontroverse aus, dass das Stück sogar im rumänischen Parlament diskutiert wurde. In Deutschland wurde sie erstmals im Sommer 2008 bekannt: Ihr Stück „u.md“ gastierte im Berliner Theater Hebbel am Ufer, ebenso wie die szenische Lesung „Grüße aus Transnistrien“, entstanden nach einer Reise Esinencus mit der Berliner Autorin Tanja Dückers durch den Phantomstaat im Osten der Republik Moldau.
„Antidot“ ist die erste Uraufführung im Rahmen des europaweiten Theaterprojekts „After the Fall“: Goethe-Institute in 15 europäischen Ländern beauftragten in Zusammenarbeit mit renommierten Theatern vor Ort 18 Dramatiker, Theaterstücke zu schreiben, die die Auswirkungen des Mauerfalls in ihrem Land reflektieren. Bis Oktober 2009 sollen die „After the Fall“ - Stücke uraufgeführt werden. Unter den Autoren sind neben viel gelobtem Nachwuchs wie Esinencu auch bekannte Größen wie der Pole Andrzej Stasiuk. Als Höhepunkt und Abschluss von „After the Fall“ laden das Staatsschauspiel Dresden und das Theaterbüro Mülheim an der Ruhr im November 2009 eine Auswahl der Inszenierungen nach Deutschland ein. Dort begleitet die Aufführungen ein Gesprächsprogramm, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Es nehmen teil (Stadt:Theater/Autor): Amsterdam: Frascati Theater, Gasthuis/Marjolijn van Heemstra, Belgrad: Beogradsko Dramasko PozoriÅ¡te/Goran Marković, Bromberg: Teatr Polski Bromberg/Juri Andruchowytsch, Brüssel: Beursschouwburg/Pieter de Buysser, Brüssel: Théâtre National/Raven Rüell, Budapest: Nemzeti Színház Budapest/Workshopleitung: László Márton, ChiÅŸinău: Mobile European Trailer Theatre/Nicoleta Esinencu, Dresden: Staatsschauspiel Dresden/Dirk Laucke, Dublin: Abbey Theatre/Stacey Gregg, Espoo: Espoon Kaupunginteatteri/Juha Siltanen, Kopenhagen: Det Kongelige Teater/Christian Lollike, Krakau: Stary Teatr Krakau/Andrzej Stasiuk, London: Royal Court Theatre/April de Angelis, Manchester: Community Project, University of Hull/Sarah-Jane Dickenson, Norrköping: Stadttheater Östgötateatern/Åsa Lindholm, Agneta Fagerström Olsson, Piatra NeamÅ£: voraus. Teatrul Tineretului Piatra NeamÅ£/Teodora Herghelegiu, Prag: Theater Letí/Barbora Vaculová, Sarajevo: Sarajevski ratni teatar - Sarajevo War Theatre/Almir ImÅ¡irević
„After the Fall“ ist ein europaweites Theaterprojekt des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Theaterbüro Mülheim an der Ruhr und der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts.
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