Zum ersten Mal richtet das Land Niederösterreich eine grenzübergreifende Landesausstellung aus. Gemeinsam mit dem Kreis VysoÄina in Tschechien wird im Jahr 2009 die Schau mit dem Titel „ÖSTERREICH. TSCHECHIEN. geteilt – getrennt – vereint.“ in den drei Städten Horn, Raabs und im grenznahen TelÄ gezeigt. Die gemeinsame Geschichte beider Länder sowie des Waldviertels und der Böhmisch-Mährischen Höhen werden im Mittelpunkt stehen. Die Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ vor 20 Jahren ist der Anstoß für diese erste grenzüberschreitende Niederösterreichische Landesausstellung.
Österreich: Landesausstellung mit Tschechien
RS
Ralf Schmahld
Updated
Die Inhalte der Ausstellung werden partnerschaftlich von renommierten österreichischen und tschechischen Wissenschaftlern an allen drei Standorten gemeinsam erarbeitet. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner. Die tschechischen Wissenschaftler werden von Dekan Dr. Michal Stehlík angeführt.
Die Ausstellung wird auf einen breiten Fundus an Exponaten zurückgreifen können, vieles wird zum ersten Mal gezeigt werden. Exponate aus staatlichen Archiven und Museen Österreichs sowie Tschechiens, aus privaten Sammlungen und von Privatpersonen zur Verfügung gestellte Objekte werden ein vielfältiges, spannendes und verständliches Bild der gemeinsamen Geschichte zeigen.
An den drei Standorten Horn, Raabs und im tschechischen TelÄ wird die gemeinsame Geschichte Österreichs und Tschechiens in den wichtigsten Facetten nachgezeichnet. Ziel ist es, das gegenseitige Verständnis zu erleichtern, alte Denkmuster aufzubrechen, Gemeinsamkeiten und Differenzen aufzuzeigen und den Besuchern die miteinander verwobene Geschichte der beiden Länder vor Augen zu führen. Der Besucher begibt sich auf eine historische Zeitreise ohne Grenzen. Er folgt der spannenden Geschichte der letzten 100 Jahre, erlebt die vielfältige Erfahrung der Grenze sowie die Kultur des mitteleuropäischen Kernraumes.
Horn
Horn zeigt die politische Geschichte Österreichs und Tschechiens mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert, das Verbindende, aber auch das Trennende: Vom Zerfall des Habsburger-Reiches, den beiden Weltkriegen, den Jahren des Elends und der tiefen politischen Gräben, der NS-Herrschaft, dem Kriegsende 1945, den Benes-Dekreten, dem wirtschaftlichen und demokratischen Wiederaufbau, der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948, dem österreichischen Staatsvertrag 1955, der Teilung Europas, insbesondere entlang der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze im „Kalten Krieg“.
Der Besucher sieht auf beide Seiten des „Eisernen Vorhangs“. Er erlebt die Aufbruchsstimmung des „Prager Frühlings“ 1968 und seine Niederwerfung, die Westorientierung Österreichs und seinen steten wirtschaftlichen Aufstieg, die Wende und die Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ vor 20 Jahren.
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Gespannt wird ein Bogen bis zur Gegenwart mit der Mitgliedschaft beider Länder in der Europäischen Union bis zum Fall der Schengen-Grenzen. Die Themen werden spiegelgleich dargestellt, was trennte wird getrennt, was zusammenkam, wird gemeinsam gezeigt. Jeder Raum wird zum Erlebnis Geschichte – jeder Raum ein Stück Identität im Herzen Europas.
Die EU-Integration führt heute beide Länder und Regionen wieder zusammen. Die Grenze im Gelände ist verschwunden. Und in unseren Köpfen?
Raabs
Raabs, ein Ortsname mit großer Bedeutung. Österreich heißt auf Tschechisch: „Rakousko“- Das Land hinter Raabs. Hier vereint sich die Mährische Thaya, die in Tschechien in der Böhmisch-Mährischen Höhe entspringt, mit der Deutschen Thaya zur Thaya. Wo sonst könnte man das Thema Grenze eindringlicher zeigen als hier. Die Grenze in der Natur, aber vor allem im übertragenen Sinn, in unseren Köpfen. Grenzen, Marken, Markierungen als physische Hindernisse: als Herrschafts-markierungen im Mittelalter, als Landes- und Staatsgrenzen, als schier unüberwindlicher „Eiserner Vorhang“, Grenzen für Handels- und Zollgebiete. Hier wurde vor 20 Jahren die Barriere, die trennte, was durch Jahrhunderte verbunden war, durchbrochen. Ein Niederösterreicher hat es symbolisch mit seinem tschechoslowakischen Kollegen mit einer Drahtschere getan: Alois Mock. Hier an der Grenze spürte man auf beiden Seiten mehr als anderswo die historische Bedeutung dieser Öffnung. Viele Brückenschläge von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch haben die Basis gelegt zur EU-Integration, zum Abbau der Schengen-Grenze und auch zur ersten gemeinsamen Ausstellung.
Die Grenzen in den Köpfen sind vielschichtig, historisch tief wurzelnd, behaftet von alten Vorurteilen, Stigmatisierungen, Symbolen, Ideologien, dem Nationalismus, von Intoleranz und Ablehnung. Religiöse Auseinandersetzungen, Kriege um die Religion, das Erwachen der Völker, deutscher und tschechischer Nationalismus, nationale Erzählungen, Nationalsozialismus, Kommunismus, Identitäten, kollektive Identifikationen, Massenhysterie, Ablehnung gegenüber dem Fremden, konstruierte Identitäten prägen die Weltsicht des Einzelnen.
Parallel und zeitgleich zeigt die Schau die Versuche zur Überwindung des Trennenden. Von Fluchtversuchen durch den „Eisernen Vorhang“, über die „Pan-Europa-Bewegung“ der 20er- und 30er Jahre, die Bemühungen Niederösterreichs zum Brückenschlag über ideologische und politische Barrieren, die Aufnahme zehntausender Flüchtlinge 1968, bis zur konkreten Zusammenarbeit in vielen Bereichen wie dem Natur- und Umweltschutz, dem Tourismus, dem Verkehr und in der Kultur.
Eine Ausstellung, die den Besucher berührt und die Grenzen seiner Seele auslotet.
TelÄ
Umgebung und Ausstellung sind eine Einheit in TelÄ: malerisch inmitten der Böhmisch-Mährischen Höhen gelegen, mit einem Stadtkern aus der Renaissance. Im Renaissance-Schloss werden die Beziehungen zwischen Österreich und Tschechien in Kunst und Kultur in ihrer Vielfalt gezeigt: von der Musik über die Literatur, die bildende und die darstellende Kunst bis hin zur Architektur. Die Welt des Adels, des Bürgertums und der Kirche sind ebenfalls ein Thema.
Berühmte Persönlichkeiten, die sowohl in Österreich als auch in Tschechien verwurzelt sind, machen die Schau lebendig: Gustav Mahler, in Iglau geboren, stieg zum bekannten Hofkapellmeister in Wien auf; der Niederösterreicher Joseph Haydn musizierte in seiner Jugend in Böhmen und Mähren; Josef Hoffmann stammt aus der Nähe von TelÄ und wurde zum weltweit angesehen Architekten und Designer.
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Ferner findet das architektonische Kulturerbe Eingang in die Schau: die Renaissanceentwicklung der Städte TelÄ und Slavonice; die Beziehungen der Brünner und Wiener Architektur; die Tradition des tschechischen Kubismus; die Barockisierung der Landschaft in Österreich und Tschechien. Der Bezug zur Gegenwart rundet die Ausstellung ab: radikale Brüche in beiden Gesellschaften werden sichtbar; politische Ereignisse spiegeln sich in der Kultur wider; gleichzeitig kann auch die Kultur die Geschichte beeinflussen. Â
Auch hier gibt es wieder Trennendes wie Verbindendes. Die Ausstellung öffnet den Besuchern das weite Spektrum der gemeinsamen Kulturgeschichte.
Weitere Infos:
www.noe-landesausstellung.at
Die Ausstellung wird auf einen breiten Fundus an Exponaten zurückgreifen können, vieles wird zum ersten Mal gezeigt werden. Exponate aus staatlichen Archiven und Museen Österreichs sowie Tschechiens, aus privaten Sammlungen und von Privatpersonen zur Verfügung gestellte Objekte werden ein vielfältiges, spannendes und verständliches Bild der gemeinsamen Geschichte zeigen.
An den drei Standorten Horn, Raabs und im tschechischen TelÄ wird die gemeinsame Geschichte Österreichs und Tschechiens in den wichtigsten Facetten nachgezeichnet. Ziel ist es, das gegenseitige Verständnis zu erleichtern, alte Denkmuster aufzubrechen, Gemeinsamkeiten und Differenzen aufzuzeigen und den Besuchern die miteinander verwobene Geschichte der beiden Länder vor Augen zu führen. Der Besucher begibt sich auf eine historische Zeitreise ohne Grenzen. Er folgt der spannenden Geschichte der letzten 100 Jahre, erlebt die vielfältige Erfahrung der Grenze sowie die Kultur des mitteleuropäischen Kernraumes.
Horn
Horn zeigt die politische Geschichte Österreichs und Tschechiens mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert, das Verbindende, aber auch das Trennende: Vom Zerfall des Habsburger-Reiches, den beiden Weltkriegen, den Jahren des Elends und der tiefen politischen Gräben, der NS-Herrschaft, dem Kriegsende 1945, den Benes-Dekreten, dem wirtschaftlichen und demokratischen Wiederaufbau, der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948, dem österreichischen Staatsvertrag 1955, der Teilung Europas, insbesondere entlang der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze im „Kalten Krieg“.
Der Besucher sieht auf beide Seiten des „Eisernen Vorhangs“. Er erlebt die Aufbruchsstimmung des „Prager Frühlings“ 1968 und seine Niederwerfung, die Westorientierung Österreichs und seinen steten wirtschaftlichen Aufstieg, die Wende und die Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ vor 20 Jahren.
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Gespannt wird ein Bogen bis zur Gegenwart mit der Mitgliedschaft beider Länder in der Europäischen Union bis zum Fall der Schengen-Grenzen. Die Themen werden spiegelgleich dargestellt, was trennte wird getrennt, was zusammenkam, wird gemeinsam gezeigt. Jeder Raum wird zum Erlebnis Geschichte – jeder Raum ein Stück Identität im Herzen Europas.
Die EU-Integration führt heute beide Länder und Regionen wieder zusammen. Die Grenze im Gelände ist verschwunden. Und in unseren Köpfen?
Raabs
Raabs, ein Ortsname mit großer Bedeutung. Österreich heißt auf Tschechisch: „Rakousko“- Das Land hinter Raabs. Hier vereint sich die Mährische Thaya, die in Tschechien in der Böhmisch-Mährischen Höhe entspringt, mit der Deutschen Thaya zur Thaya. Wo sonst könnte man das Thema Grenze eindringlicher zeigen als hier. Die Grenze in der Natur, aber vor allem im übertragenen Sinn, in unseren Köpfen. Grenzen, Marken, Markierungen als physische Hindernisse: als Herrschafts-markierungen im Mittelalter, als Landes- und Staatsgrenzen, als schier unüberwindlicher „Eiserner Vorhang“, Grenzen für Handels- und Zollgebiete. Hier wurde vor 20 Jahren die Barriere, die trennte, was durch Jahrhunderte verbunden war, durchbrochen. Ein Niederösterreicher hat es symbolisch mit seinem tschechoslowakischen Kollegen mit einer Drahtschere getan: Alois Mock. Hier an der Grenze spürte man auf beiden Seiten mehr als anderswo die historische Bedeutung dieser Öffnung. Viele Brückenschläge von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch haben die Basis gelegt zur EU-Integration, zum Abbau der Schengen-Grenze und auch zur ersten gemeinsamen Ausstellung.
Die Grenzen in den Köpfen sind vielschichtig, historisch tief wurzelnd, behaftet von alten Vorurteilen, Stigmatisierungen, Symbolen, Ideologien, dem Nationalismus, von Intoleranz und Ablehnung. Religiöse Auseinandersetzungen, Kriege um die Religion, das Erwachen der Völker, deutscher und tschechischer Nationalismus, nationale Erzählungen, Nationalsozialismus, Kommunismus, Identitäten, kollektive Identifikationen, Massenhysterie, Ablehnung gegenüber dem Fremden, konstruierte Identitäten prägen die Weltsicht des Einzelnen.
Parallel und zeitgleich zeigt die Schau die Versuche zur Überwindung des Trennenden. Von Fluchtversuchen durch den „Eisernen Vorhang“, über die „Pan-Europa-Bewegung“ der 20er- und 30er Jahre, die Bemühungen Niederösterreichs zum Brückenschlag über ideologische und politische Barrieren, die Aufnahme zehntausender Flüchtlinge 1968, bis zur konkreten Zusammenarbeit in vielen Bereichen wie dem Natur- und Umweltschutz, dem Tourismus, dem Verkehr und in der Kultur.
Eine Ausstellung, die den Besucher berührt und die Grenzen seiner Seele auslotet.
TelÄ
Umgebung und Ausstellung sind eine Einheit in TelÄ: malerisch inmitten der Böhmisch-Mährischen Höhen gelegen, mit einem Stadtkern aus der Renaissance. Im Renaissance-Schloss werden die Beziehungen zwischen Österreich und Tschechien in Kunst und Kultur in ihrer Vielfalt gezeigt: von der Musik über die Literatur, die bildende und die darstellende Kunst bis hin zur Architektur. Die Welt des Adels, des Bürgertums und der Kirche sind ebenfalls ein Thema.
Berühmte Persönlichkeiten, die sowohl in Österreich als auch in Tschechien verwurzelt sind, machen die Schau lebendig: Gustav Mahler, in Iglau geboren, stieg zum bekannten Hofkapellmeister in Wien auf; der Niederösterreicher Joseph Haydn musizierte in seiner Jugend in Böhmen und Mähren; Josef Hoffmann stammt aus der Nähe von TelÄ und wurde zum weltweit angesehen Architekten und Designer.
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Ferner findet das architektonische Kulturerbe Eingang in die Schau: die Renaissanceentwicklung der Städte TelÄ und Slavonice; die Beziehungen der Brünner und Wiener Architektur; die Tradition des tschechischen Kubismus; die Barockisierung der Landschaft in Österreich und Tschechien. Der Bezug zur Gegenwart rundet die Ausstellung ab: radikale Brüche in beiden Gesellschaften werden sichtbar; politische Ereignisse spiegeln sich in der Kultur wider; gleichzeitig kann auch die Kultur die Geschichte beeinflussen. Â
Auch hier gibt es wieder Trennendes wie Verbindendes. Die Ausstellung öffnet den Besuchern das weite Spektrum der gemeinsamen Kulturgeschichte.
Weitere Infos:
www.noe-landesausstellung.at
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