Walter Ulbricht, der erste Bundeskanzler? 17. Juni 1953 – Tag des Mauerbaus? Zuchthaus Bautzen: nie gehört! Mutmaßungen, Irrtümer und Achselzucken sind nicht selten, wenn man junge Menschen in Nordrhein-Westfalen zur DDR-Geschichte befragt. In einem neuen Projekt unter Federführung des Instituts für Deutschlandforschung (IDF) der Ruhr-Universität Bochum soll sich das ändern. Gemeinsam mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V. (VOS) initiiert das IDF Zeitzeugengespräche an Schulen zur DDR-Geschichte. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und startet am 27. Januar an der Bochumer Hildegardis-Schule; es wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin und der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.
Zeitzeugen erklären Schülern die DDR-Geschichte
RS
Ralf Schmahld
Updated
Nach einer Vorphase mit Zeitzeugengesprächen in Düsseldorf beginnt das Projekt an der Bochumer Hildegardis-Schule (Klinikstr. 1, 44791 Bochum). Am Dienstag, 27.1., 13.15 Uhr berichtet Dieter Rother aus Essen in einem Geschichtskurs der Klasse 13 von seinen Erfahrungen in der DDR: Es geht um jugendliche Resistenz und politischen Widerstand gegen die SED und sowjetische Besatzungsmacht, Verhaftung, Verurteilung vor einem sowjetischen Militärtribunal sowie Hafterfahrungen unter anderem in Bautzen und Halle. Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich willkommen; um Voranmeldung wird gebeten.
Bei einer empirischen Untersuchung zum DDR-Bild von Schülern schnitt unser Bundesland schlecht ab: Knapp 90 Prozent der befragten Schüler beklagten, über die DDR wenig oder gar nichts zu wissen. Doch über die Hälfte von ihnen bekundet Interesse an der zweiten deutschen Diktatur. „Ähnliches hören wir Dozenten des Instituts für Deutschlandforschung in unseren Ringvorlesungen und Seminaren seit langem“, sagt Dr. Frank Hoffmann vom IDF. Natürlich seien vor allem die Schulen gefordert, die Wissenslücken zu schließen, aber ihre Möglichkeiten sind beschränkt angesichts von Schulzeitverkürzung und Lehrplanstraffung. Das IDF unterstützt mit dem Projekt die Schulen, um ein lebendiges und unverklärtes Geschichtsbild der DDR zu vermitteln. Langfristiges Ziel ist, die Zeitzeugengespräche bis Ende 2010 auf Schulen aus dem gesamten Bundesland auszuweiten. Für die Schulen entstehen keine Kosten, sie können sich beim IDF zur Teilnahme an dem Projekt anmelden.
Die Gesprächspartner der Schülerinnen und Schüler sind vor allem ehemalige politische Häftlinge. Mit ihren Erfahrungsberichten setzen sie dem „Weichspülen“ der DDR, manch „(n)ostalgischen“ DDR-Bildern in Literatur, Medien und Politik etwas entgegen. Aktuelle Forschungsergebnisse und Quellen, die das IDF für die Schulen aufbereitet, ergänzen die Zeitzeugenberichte.
Bei einer empirischen Untersuchung zum DDR-Bild von Schülern schnitt unser Bundesland schlecht ab: Knapp 90 Prozent der befragten Schüler beklagten, über die DDR wenig oder gar nichts zu wissen. Doch über die Hälfte von ihnen bekundet Interesse an der zweiten deutschen Diktatur. „Ähnliches hören wir Dozenten des Instituts für Deutschlandforschung in unseren Ringvorlesungen und Seminaren seit langem“, sagt Dr. Frank Hoffmann vom IDF. Natürlich seien vor allem die Schulen gefordert, die Wissenslücken zu schließen, aber ihre Möglichkeiten sind beschränkt angesichts von Schulzeitverkürzung und Lehrplanstraffung. Das IDF unterstützt mit dem Projekt die Schulen, um ein lebendiges und unverklärtes Geschichtsbild der DDR zu vermitteln. Langfristiges Ziel ist, die Zeitzeugengespräche bis Ende 2010 auf Schulen aus dem gesamten Bundesland auszuweiten. Für die Schulen entstehen keine Kosten, sie können sich beim IDF zur Teilnahme an dem Projekt anmelden.
Die Gesprächspartner der Schülerinnen und Schüler sind vor allem ehemalige politische Häftlinge. Mit ihren Erfahrungsberichten setzen sie dem „Weichspülen“ der DDR, manch „(n)ostalgischen“ DDR-Bildern in Literatur, Medien und Politik etwas entgegen. Aktuelle Forschungsergebnisse und Quellen, die das IDF für die Schulen aufbereitet, ergänzen die Zeitzeugenberichte.
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