Gänsereiten im Ruhrgebiet

RS Updated
Während in den rheinischen Metropolen die Jecken durch die Straßen ziehen, zelebrieren einige Ortschaften im Ruhrgebiet einen jahrhundertealten Brauch. Für die einen ist es Gewaltverherrlichung und für die anderen Tradition: das Gänsereiten.

Seit über 400 Jahren wird das Gänsereiten beispielsweise in Wattenscheid vom örtlichen Gänsereiter-Verein Höntrop (1598 e.V.) ausgetragen. Während in anderen Regionen, wie Dortmund, Essen oder Leverkusen, die traditionsbewussten Hähneköpper auf Attrapen umsteigen mussten, hängt in Wattenscheid ein "echter" toter Vogel am "Galgen". So baumelt regelmäßig am Rosenmonntag die zuvor getötete Gans an den Füßen aufgehängt zwischen zwei Bäumen im Höntroper Südpark. 

Der Sturm der Tierschützer, die in den vergangenen Jahren regelmäßig gegen diese Veranstaltung demonstrieren hat sich einigermaßen gelegt. DSCF9673Im vergangenen Jahr kamen rund 1.500 Zuschauer und feuerten Reiter aus Wattenscheid und aus El Carpio de Tajo (Spanien) an. Diese pflegen mit den Höntropern eine jahrelange Freundschaft. In dem bei Toledo gelegenen Ort findet alljährlich am 25. Juli ein Gänsereiten statt, das an die Rückeroberung des von den Arabern besetzten Ortes im Jahr 1141 erinnert. 

 

So galoppierten die blau gekleideten Höntroper gemeinsam mit den schwarzgekleideten Spaniern durch den waldigen Parcours und versuchten der Gans den Kopf abzureißen. Drei Gänse mussten in der einstündiggen Prozedur so neben Federn auch ihren Kopf lassen. Die ersten zwei, so genannte Schaugänse, gingen jeweils an einen Reiter aus Wattenscheid sowie aus El Carpio de Tajo, bevor der neue "Gänsereiterkönig" Benjamin I. mit einem "guten Ritt" und beherzten Griff gekürt wurde. 

Bilder:
(c) www.global-photos.de

 

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