Im Netz der Stasi: Buch "Erst verraten – dann verkauft" veröffentlicht
RS
Ralf Schmahld
Updated
„Erst verraten – dann verkauft“ heißt ein Buch, das Uwe Jens Jürgensen, seine Frau Elke Margarita Jürgensen und ihr Bruder Volker Ebers kürzlich im Verlag Haag+Herchen veröffentlichten. Auf 426 Seiten schildern der Arzt Dr. Jürgensen und die Operationsschwester Elke Margarita Jürgensen ihr angepasstes Leben in der DDR und den schnellen Aufstieg.
Nach dem Abitur in der Landesheimoberschule Schulpforte bei Naumburg, studierte Jürgensen an der Medizinischen Akademie Magdeburg. Nach dem Studium machte er zwei Jahre Armeedienst als Arzt und Fliegeroffizier in Straußberg, wo er die Fliegerstaffel des Verteidigungsministeriums betreute. Anschließend bekam er eine Anstellung am Regierungs- und Diplomatenkrankenhaus in Berlin, in dem seine Ehefrau bereits als OP-Schwester arbeitete. Er machte seinen Facharzt für innere Medizin und wurde 1976 Oberarzt und Abteilungsleiter in der Klinik und Poliklinik für Diplomaten. Zu seinen Patienten gehörten unter anderen die Mitglieder des SED-Politbüros Günter Schabowski, Joachim Herrmann, Außenminister Oskar Fischer und Verteidigungsminister Heinz Kessler.
In Ost-Berlin akkreditierte Diplomaten wurden von ihm ebenso betreut wie internationale Staatsgäste, beispielsweise der UN-Generalsekretär Kurt Waldheim. „Wir waren Privilegierte“, sagt Jürgensen heute. Auslandsurlaube, Kuraufenthalte, Teilnahme an staatlichen Festivitäten und Banketten, ein eigenes Wochenendhaus waren möglich. Doch mehr und mehr litten die Eheleute unter den auferlegten Zwängen, dem völligen Fehlen von Meinungs- und Kritikfreiheit am Arbeitsplatz. Hinzu kam das unmenschliche Kontaktverbot zur Mutter Elke Jürgensens und ihrem Bruder, in West-Berlin.
Das Arztehepaar beschreibt erste Gedanken an „Republikflucht“, die bei heimlichen Besuchen der Verwandten aus West-Berlin entstehen. Zum Verhängnis wird ihnen das Vertrauen zur Mutter und dem Stiefvater Uwe Jürgensens. Die geplante Flucht mit der siebenjährigen Tochter wurde von ihnen verraten, unter Beteiligung eines inoffiziellen Mitarbeiters(IM) der Stasi, einem Nachbarn der Eltern.
Am 1. August 1981 wurden sie „wie in einem Piratenakt“ verhaftet. Auf einer Urlaubsreise nach Ungarn wurden sie von zwei Stasi-Fahrzeugen verfolgt. In Berlin, in Höhe des Treptower Ehrenmals, wurden sie in eine Seitenstraße abgedrängt, in der ein weiteres Stasi-Auto stand. Sie mussten hinter dem wartenden „Wartburg“ halten, neben und hinter sich die Verfolger. Es gab kein Entkommen. Drei Monate dauerte die Haft im Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen, die von den Autoren –jeder aus seiner Sicht- geschildert wird. Am 10. November 1981 werden sie wegen Paragraph 100 (landesverräterische Agententätigkeit) zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Der Paragraph 213 (illegaler Grenzübertritt) wird Mangels an Beweisen zu den Akten genommen, ohne mit einem Strafmaß bedacht zu werden!
Die OP-Schwester verbüßte ihre Haft in der Frauenhaftanstalt Hoheneck, der Arzt in Cottbus und Bützow.1984 wurden die Jürgensens durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Großen Anteil daran hatte der Bruder Elke Jürgensens Volker Ebers, Mitautor des Buches.Durch das Einfügen von Stasi-Unterlagen, die Veröffentlichung der Namen der Verräter, sowie der Briefe an die damalige Bundesregierung, ist das Buch ein wichtiges zeithistorisches Dokument.Seit 1984 leben die Jürgensens und Volker Ebers in Mühldorf am Inn in Oberbayern.
Unter www.erst-verraten-dann-verkauft.de haben die Autoren Kurzbiographien, Pressestimmen und Leseproben veröffentlicht und geben die Möglichkeit signierte Buchexemplare zu bestellen.
In Ost-Berlin akkreditierte Diplomaten wurden von ihm ebenso betreut wie internationale Staatsgäste, beispielsweise der UN-Generalsekretär Kurt Waldheim. „Wir waren Privilegierte“, sagt Jürgensen heute. Auslandsurlaube, Kuraufenthalte, Teilnahme an staatlichen Festivitäten und Banketten, ein eigenes Wochenendhaus waren möglich. Doch mehr und mehr litten die Eheleute unter den auferlegten Zwängen, dem völligen Fehlen von Meinungs- und Kritikfreiheit am Arbeitsplatz. Hinzu kam das unmenschliche Kontaktverbot zur Mutter Elke Jürgensens und ihrem Bruder, in West-Berlin.
Das Arztehepaar beschreibt erste Gedanken an „Republikflucht“, die bei heimlichen Besuchen der Verwandten aus West-Berlin entstehen. Zum Verhängnis wird ihnen das Vertrauen zur Mutter und dem Stiefvater Uwe Jürgensens. Die geplante Flucht mit der siebenjährigen Tochter wurde von ihnen verraten, unter Beteiligung eines inoffiziellen Mitarbeiters(IM) der Stasi, einem Nachbarn der Eltern.
Am 1. August 1981 wurden sie „wie in einem Piratenakt“ verhaftet. Auf einer Urlaubsreise nach Ungarn wurden sie von zwei Stasi-Fahrzeugen verfolgt. In Berlin, in Höhe des Treptower Ehrenmals, wurden sie in eine Seitenstraße abgedrängt, in der ein weiteres Stasi-Auto stand. Sie mussten hinter dem wartenden „Wartburg“ halten, neben und hinter sich die Verfolger. Es gab kein Entkommen. Drei Monate dauerte die Haft im Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen, die von den Autoren –jeder aus seiner Sicht- geschildert wird. Am 10. November 1981 werden sie wegen Paragraph 100 (landesverräterische Agententätigkeit) zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Der Paragraph 213 (illegaler Grenzübertritt) wird Mangels an Beweisen zu den Akten genommen, ohne mit einem Strafmaß bedacht zu werden!
Die OP-Schwester verbüßte ihre Haft in der Frauenhaftanstalt Hoheneck, der Arzt in Cottbus und Bützow.1984 wurden die Jürgensens durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Großen Anteil daran hatte der Bruder Elke Jürgensens Volker Ebers, Mitautor des Buches.Durch das Einfügen von Stasi-Unterlagen, die Veröffentlichung der Namen der Verräter, sowie der Briefe an die damalige Bundesregierung, ist das Buch ein wichtiges zeithistorisches Dokument.Seit 1984 leben die Jürgensens und Volker Ebers in Mühldorf am Inn in Oberbayern.
Unter www.erst-verraten-dann-verkauft.de haben die Autoren Kurzbiographien, Pressestimmen und Leseproben veröffentlicht und geben die Möglichkeit signierte Buchexemplare zu bestellen.
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