Manche verehren ihn, manche verachten ihn und sehen in ihm den Untergang des deutschen Fernsehens: Stefan Raab. Aber eins ist sicher: Was der gelernte Metzger mit seiner Produktionsfirma anfasst, das wird zum Quotenbringer und zum Exportschlager. Ob die Wok-WM, Stock-Car Rennen oder jetzt Eisfußball auf Pro7, Raab macht aus der kleinsten Idee eine riesige Show. Das müssen auch seine Kritiker neidlos anerkennen.
Eisfußball: Plagiat oder Original? Egal Raab vergoldet es
Jetzt also soll das runde Leder auf Eis rollen, initiiert unter dem klangvollen Namen "D.E.F.B.-Pokal" (Deutscher Eisfußball Pokal 2009). Erste Marketingmaßnahme: das Veranstaltungsdatum am heutigen Abend genau einen Tag vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin zwischen Bayer 04 Leverkusen und Werder Bremen. Auch zur Gewohnheit geworden sind Plagiatsvorwürfe, wie jetzt zum Eisfußball.
Raab meint, die Idee eine Eisfußball-Show umzusetzen sei ihm während seiner Show "Schlag den Raab" gekommen, nachdem diese Sportart dort als Wettkampfsdisziplin durchgeführt wurde. Die Essen Agentur Pureum sieht das nach einem Bericht der WAZ ganz anders: Denn im Ruhrgebiet hat der von Raab medial vermarktete Eisfußball schon seit Jahren eine Tradition. Unter dem Namen Polarsoccer kämpften so im vergangenen Februar 24 Mannschaften vor über 3.500 Zuschauer in Essen um den Pokal. Die Agentur fühlt sich demnach ein wenig hintergangen. So habe sie der TV-Produktionsfirma Brainpool das Eisfußball-Konzept angeboten, diese habe aber abgelehnt.
Der Kampf um die Idee wird später ausgefochten, heute steht erst einmal die Platzierung eines neuen Raab-Events im Mittelpunkt und der geneigte TV-Zuschauer wird fröhlich, dank fehlender Trash-Alternativen, aufs Eis zappen, wenn acht Vereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga (VfB Stuttgart, FC Köln, St. Pauli, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, VFL Wolfsburg, Bayern München, Hamburger SV) in der Kölner Lanxess-Arena um die Trophäe kicken.
Mit dabei ist natürlich das Who ist who der deutschen Fußball-Vergangenheit, Sportprominenz und TV-Stars ohne Eskimocamp-Ambitionen, die sich statt auf Stollen oder Kufen auf den rutschigen Sohlen von Bowlingschuhen übers Spielfeld bewegen werden: Weltmeister Guido Buchwald, Ex-Top-Torjäger Fredi Bobic, Sergej Barbarez, Erik Meijer, Olli Dittrich, Tim Mälzer, Jörg Böhme, Steffen Freund, Ingo Anderbrügge, Uli Stein, Marko Rehmer, Elton, Benny Adrion, Michel Mazingu, Stefan Kretzschmar und Claudia Pechstein. Gespielt wird Fünf gegen Fünf, mit fliegendem Wechsel und ohne Torwart. Ein Spiel dauert fünf Minuten. Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Jürgen Aust passt auf, dass alles regelgerecht abläuft.
Wenn es nach den Willen von Raab geht soll der Eisfußball sich statt eines lustigen Klamauks als anerkannte Sportart etablieren und sogar in naher Zukunft der grünen Rasenvariante gleichgesetzt werden. So träumt Raab als Kapitän des 1. FC Köln sowohl vom ersten Titel seit dem DFB-Pokalsieg 1983, als auch von der Position des ersten Eisfußball-Präsidenten Deutschlands (siehe Interview im aktuellen Spiegel).
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