20 Jahre nach dem Mauerfall. Was ist übrig geblieben von der Deutschen Demokratischen Republik? Der Fotograf Marco Bertram begab sich auf eine Spurensuche durch Berlin und dokumentierte von 2006 bis 2009 tausende DDR-Überbleibsel in sämtlichen Ostberliner Bezirken. Neben den allseits bekannten Gebäuden und Denkmälern stieß er bei der Recherche auch auf viele überraschende Dinge. Nicht immer verlief diese Tätigkeit reibungslos. Skepsis und Argwohn wurden manchmal vor Ort entgegengebracht und in Lichtenberg griff sogar ein betrunkener Mann den Fotografen bei seiner Arbeit an.
Mit Fahrrad und zu Fuß und die Kamera im Gepäck suchte Marco Bertram auch abgelegenere Stadtteile auf, um die Spuren aus der Zeit der Teilung der Stadt zu suchen. Fündig wurde er in jedem Ostberliner Stadtbezirk. Problemlos war die Spurensuche nicht immer. Wurden stillgelegte Gebäude oder Ruinen fotografiert, reagierten Passanten und Anwohner häufig argwöhnisch. Fragen wurden gestellt und es musste vielerorts viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Auf dem Anton-Saefkow-Platz wurde der Fotograf sogar von einem angetrunkenen Mann von hinten mit den Worten "Lass das, du Stasi-Schwein!" angegriffen. Fotografieren mit Teleobjektiv abseits der Touristenpfade kann in Berlin spannender sein, als man vielleicht denken würde.
Doch wo genau befinden sich die Spuren der Deutschen Demokratischen Republik, die am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitrat? Was ist noch übrig von 40 Jahren Sozialismus in der DDR? Wo wurden die Spuren noch nicht komplett verwischt?
Im Berliner Stadtbezirk Mitte existieren noch etliche Spuren, wenn gleich sehr vieles saniert und neu gebaut wurde. Markant war selbstverständlich bis vor kurzem die Ruine des Palastes der Republik. Nun schaut man dort nur noch auf eine Rasenfläche. An diesem Beispiel ist zu sehen, wie schnell Spuren einer vergangenen Zeit komplett von der Bildfläche verschwinden können.
Interessante Objekte, die während der mehrjährigen Spurensuche dokumentiert wurden, lagen schwerpunktmäßig in Lichtenberg-Hohenschönhausen und in Köpenick-Schöneweide. In Rummelsburg an der Stralauer Bucht und im Bezirk Köpenick sind noch viele Industriegebäude zu sehen, die jedoch nach und nach abgerissen, saniert oder komplett umgebaut werden. In Rummelsburg schwinden die Spuren der DDR sehr rasch. Am Ufer der Bucht entstehen momentan zahlreiche neue Wohnsiedlungen. Dort muss man schnell sein, um noch die alten leer stehenden Gebäude der DDR-Epoche zu dokumentieren.
Die interessantesten Schwerpunkte der bisherigen Spurensuche waren: Die Karl-Marx-Allee, der Abriss des Palastes der Republik, das Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße, das Kinderwochenheim in Berlin-Köpenick, das sowjetische Mahnmal in Treptow, das Kabelwerk Köpenick, die Region um den Anton-Saefkow-Platz, die ehemalige Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Lichtenberg, das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis in Hohenschönhausen, der S-Bahnhof Ostkreuz vor dem Umbau, das Kraftwerk Rummelsburg, das ehemalige Kreiskulturhaus in Weißensee, das Sportforum in Hohenschönhausen, die Neubaugebiete in Hellersorf und Marzahn und die Gegend um die Siegfriedstraße in Lichtenberg.
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