Das S-Bahn-Drama in Berlin geht weiter

MB Updated
Das S-Bahn-Drama in Berlin geht weiter

Man muss es mit Humor nehmen. Wer momentan als Besucher in die deutsche Hauptstadt kommt, reibt sich verwundert die Augen. Das S-Bahn-Streckennetz ist derzeit nur ein löcheriger Flickenteppich. Wer als Nicht-Berliner im Notfahrplan durchsieht, hat wirklich Glück.

Auch für Berliner ist die momentane Situation im Nahverkehr gewöhnungsbedürftig. Ein ungewohntes Bild gibt zum Beispiel das aktuelle Liniennetz ab, das man auf der Internetseite der S-Bahn Berlin GmbH herunterladen kann.
 
Kommt man zur Zeit mit einem Fernzug am Ostbahnhof an, muss man feststellen, dass der S-Bahn-Betrieb nur in Richtung Osten funktioniert. In Richtung Innenstadt geht mit der S-Bahn gar nichts mehr. Out of service. Bepackte Reisende, die gerade mit dem Eurocity aus Breslau und Krakau angekommen sind, stehen ratlos auf den Bahnsteigen und fragen andere Leute um Rat. 
 
Am S-Bahnhof Ostkreuz ein ähnliches Bild. Auf halber Treppe stehen Berlinbesucher aber auch echte Berliner und starren überlegend auf die Zuganzeiger. Auf welche Züge setzt man jetzt? Vor bis zum Ostbahnhof und dann auf einen raschen Regionalexpress hoffen? Oder doch lieber die Ringbahn? Oder vor bis zur Warschauer Straße und dann ab in die U-Bahn?
 
Wer am Sonntag am S-Bahnhof Ostkreuz in die Ringbahn in Richtung Südkreuz einstieg, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Die Ansagen auf dem Bahnsteig und in den Waggons wollten gar kein Ende nehmen. Schienenersatzverkehr. Umsteigemöglichkeiten auf die Linienbusse der BVG. Expressbusse zum Flughafen Schönefeld. Pendelverkehr. Und und und. Wer da auf die Schnelle durchblickt, hat eine gute Auffassungsgabe. 
 
Eine gute Vorbereitung ist derzeit alles. Am Blick auf den gewöhnungsbedürftigen Streckenplan und ins Internet dürfte kaum jemand vorbeikommen. Innerhalb des S-Bahn-Rings verkehren zur Zeit keine S-Bahnen. Eine Ausnahme bildet die Nord-Süd-Achse der S2 und S1. Und immerhin: Wer zur Uni oder zum Dreh nach Griebnitzsee oder Babelsberg muss, kann ab Wannsee auf die S1 zurückgreifen, die alle 20 Minuten verkehrt.
 
Gut gerüstet ist momentan die Internetseite der S-Bahn Berlin GmbH. Neben dem bereits angesprochenen Streckennetz als pdf-Datei stehen ein Notfahrplan der S-Bahn, eine Übersicht der zusätzlichen Verkehre, Fahrplantabellen der zusätzlichen Züge des Regionalverkehrs und Fahrplantabellen des Schienenersatzverkehrs zur Verfügung. Die Informationen sind sogar auf englischer und polnischer Sprache zu haben.
 
Doch trotz sämtlicher Notfahrpläne muss festgehalten werden: So etwas hatte Berlin noch nicht erlebt. Selbst der Bau der Berliner Mauer brachte den Berliner S-Bahnbetrieb nie komplett zum Erliegen. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erstaunlich schnell ein notdürftiges Streckennetz wieder in Betrieb genommen. Und zu DDR-Zeiten lief die S-Bahn in Ostberlin sowieso fast immer wie am Schnürchen. Für 20 Pfennige (ermäßigt 10 Pfennige) konnte man als Fahrgast in der Regel pünktlich und zuverlässig von A nach B gelangen.
 
Wenn etwas in Berlin funktionierte - wenn auf etwas in Berlin Verlass war, dann war es die S-Bahn. Dieses Zeitalter ist nun leider Gottes vorbei. Überall im Ausland wirft man erstaunte Blicke auf Berlin.
Man kann es kaum glauben. In der deutschen Hauptstadt, wo sonst in den Augen vieler alles wie am Schnürchen läuft, kommt der Nahverkehr fast zum Erliegen. Und das nicht nur für ein paar Tage. Nein, die Angelegenheit scheint zum Dauerzustand zu werden. 
 
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