Die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 bekennt sich zu ihrer sozialen Verantwortung und möchte dafür in der Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein anregen. Das Jahr 2010 soll ein Jahr der Teilhabe werden: ein Jahr für alle Menschen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber in unserer Gesellschaft immer noch ein hohes Ziel. Denn nicht alle Menschen haben die gleichen Zugangschancen. Insbesondere Menschen mit Behinderungen und sozial Benachteiligte brauchen bessere Rahmenbedingungen, damit auch ihnen der Zugang zu den Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr 2010 möglich ist.
Soziale Teilhabe an RUHR.2010
RS
Ralf Schmahld
Updated
RUHR.2010 hat die Initiative ergriffen und Fachleute um Unterstützung gebeten. Gemeinsam wurden Maßnahmen entwickelt, um die Teilhabe für Besucher und Bewohner der Metropole Ruhr zu erhöhen. Konkret wurde an der Lösung folgender Ziele gearbeitet:
* Frei zugängliche und verständliche Informationen zum Kulturhauptstadtjahr 2010
* Berücksichtigung integrativer Projekte im Programm
* Barrierefreier Zugang zu den Veranstaltungsorten für Künstler und Besucher
* Soziale Preisgestaltung für wirtschaftlich benachteiligte Personen.
"Wir wollen eine Kulturhauptstadt für alle sein."
(Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH)
"Social Inclusion" heißt der Fachterminus für Aktionen gegen Ausgrenzung. Aber: Ein Unwort, wie Fritz Pleitgen findet. "Das schließt ja schon wieder diejenigen aus, die der englischen Sprache nicht mächtig sind", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH. "Darum möchten wir ein Zeichen im Sinne der sozialen Verantwortung setzen und ganz bewusst einen verständlicheren Begriff verwenden: Wir werden ab sofort von Sozialer Teilhabe sprechen, um die gewünschte Entwicklung zur sozialen und wirtschaftlichen Integration zu beschreiben."
Damit das Informationsangebot möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden kann, wurden bei der Neugestaltung der Internetseiten von RUHR.2010 in Zusammenarbeit mit der Agentur Barrierefrei wesentliche Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigt. Darüber hinaus wird mit finanzieller Unterstützung des Lions Hilfswerks Soziale Dimension e.V. an einem barrierefreien Reiseführer für die Metropole Ruhr gearbeitet. Dieser wird über ein Online-Portal zusätzlich tagesaktuelle Informationen zur Kulturhauptstadt anbieten. Der touristische Partner von RUHR.2010, die Ruhr Tourismus GmbH, ist an diesem Projekt ebenfalls beteiligt.
Eine große Herausforderung stellt die Überwindung der vorhandenen Barrieren an den Veranstaltungsorten von RUHR.2010 dar. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW hat die Veranstaltungsorte in der Kulturhauptstadt auf vorhandene Barrieren untersucht. Damit wurden zum ersten Mal überhaupt aktuelle Informationen für das gesamte Ruhrgebiet gesammelt. Die Studie wird allen 53 Städten der Metropole Ruhr zur Verfügung gestellt. Tatkräftige Hilfe leisten die Lions Clubs. Neben dem Einwerben von Spenden für Maßnahmen zur Sozialen Teilhabe werden Mitglieder der örtlichen Clubs bei Großveranstaltungen vor Ort sein und für Menschen mit Behinderungen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Auch die Arbeiterwohlfahrt bringt sich ein: In Dortmund wird ein Beratungsbüro eröffnet, das den Städten kostenfreie Beratung anbietet, wie ihre eigenen Veranstaltungen – insbesondere im Rahmen der jeweiligen Local-Heroes-Woche – barrierefrei bzw. barrierearm gestaltet werden können.
Das Thema Menschen mit Behinderungen hat eine weitere Dimension jenseits von technischen Normierungen und Daten zur Barrierefreiheit: Wie geht eine Gesellschaft mit ihren Menschen um? Vielerorts erfahren sie Nichtbeachtung oder Ausgrenzung. Warum aber sollte jemand, der beispielsweise im Rollstuhl sitzt, weniger kulturelles Interesse haben als einer, für den das nicht zutrifft? Um für dieses Thema zu sensibilisieren, berücksichtigt die Kulturhauptstadt auch integrative Programminhalte. Der jährlich vom Landschaftsverband Rheinland organisierte Tag der Begegnung findet im Jahre 2010 in der Gruga in Essen statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Irmgard Merkt von der TU Dortmund wird das Projekt „Europa InTakt 2010“ verwirklicht. Es steht für die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung sowie für aktive Teilhabe aller am Kulturleben der Gesellschaft – in drei Bereichen: musikalisch-kreative Praxis, eine Konzertreihe und ein wissenschaftlicher Kongress. Die TWINS-Projekte DIN Art, Piano, palaixbrut_installation und InnenWeltenAußenWelten beispielsweise zeigen, wie Kunst und Pantomime um die Dimensionen von Kunst und Behinderung bzw. Kunst und Psychiatrie bereichert werden können.
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