Guido Westerwelle, Angela Merkel und Oskar Lafontaine haben in den bisherigen vier Monaten Bundestagswahlkampf die besten Reden gehalten. Das ergibt eine Auswertung, die der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) gestern in Berlin vorgestellt hat.
Bundestagswahlkampf: Westerwelle der beste Redner
RS
Ralf Schmahld
Updated
Seit Mai waren zunächst die Reden der Spitzenkandidaten auf den Wahlparteitagen bewertet worden, anschließend die Reden auf Kundgebungen und Veranstaltungen im so genannten Straßenwahlkampf. Insgesamt wurden rund 25 Reden bewertet, davon 16 bei Wahlkampf-Veranstaltungen in den vergangenen vier Wochen sowie die Reden bei der Generaldebatte des Bundestags zur Situation in Deutschland am Dienstag dieser Woche. Bewertet wurden Aufbau und Struktur der Rede, verständliche Sprache, Stil (richtige Bilder, wenige Phrasen) und Argumentation (nachvollziehbar, logisch), aber auch Kriterien wie Körpersprache, Stimme, Glaubwürdigkeit und Inszenierung (Bühnenbild, Ablauf der Veranstaltung).
Bei der Zwischenauswertung nach den Wahlparteitagen haben neben Guido Westerwelle SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und der Grünen-Spitzenpolitiker Jürgen Trittin die besten Noten für ihre Reden erhalten. Bei den Wahlkampf-Veranstaltungen konnten sich nun Bundeskanzlerin Angela Merkel und der frühere SPD-Politiker und heutige Spitzenkandidat der Linken, Oskar Lafontaine, behaupten. Politische Inhalte und politische Fähigkeiten der Redner wurden dabei nicht bewertet.
Die meisten Punkte bei der Auswertung erhielt wie schon im Bundestagswahlkampf 2002 der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle. Seine Reden sind gut strukturiert und seine Sprache klar und einprägsam. "Ihn zeichnen originelle Bilder und nachvollziehbare Argumentationen aus", erklärt Dr. Vazrik Bazil, Mitglied des VRdS-Vorstands, der die Auswertung der Wahlkampf-Reden leitet. Bei Themen rund um Soziales und Gerechtigkeit wirkt er allerdings zu glatt und verliert schnell an Glaubwürdigkeit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich nach Beobachtung der Redenschreiber einen neuen Rede-Stil angeeignet, der von Erzählungen, privaten Geschichten und Zahlen in gut dosierten Mengen geprägt ist. Bei Oskar Lafontaine kamen im Vergleich zur Rede auf dem Wahlparteitag bei den Wahlkundgebungen seine Stärken zum Vorschein. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier attestieren die Redenschreiber, dass er die thematische Auseinandersetzung sucht, aber wenig strukturiert und zum Teil floskelhaft spricht. Dabei wirkt er dennoch oft kompetent. Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin kann laut Auswertung rhetorisch scharf argumentieren und polarisieren. Seiner Parteikollegin und Mit-Kandidatin Renate Künast bescheinigen die Redenschreiber, dass sie im Straßenwahlkampf "viel besser als auf ihrem Wahlparteitag" war. Insbesondere lege sie bei ihren Reden "pädagogischen Eifer" an den Tag.
Aber: Nicht der beste Redner gewinnt, sondern der am besten handelt.
www.vrds.de
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