Wie nennt man das, wenn Linienbusse in Brand gesteckt und Polizeihelikopter abgeschossen werden? Wie ordnet man eine Situation ein, bei der Menschen bei Kämpfen ums Leben kommen und sogar militärische Kräfte zum Einsatz kommen? Normalerweise würde man bei solch einem Szenario von einem Bürgerkrieg oder zumindest bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen. In Rio de Janeiro spielen Politiker jedoch die brenzlige Lage herunter. Kein Grund zur Sorge, man werde die Sache in den Griff bekommen. Bis zur WM 2014 und Olympia 2016 werden alle Probleme beseitigt sein. Das klingt nach einem eisernen Besen.
In Rio de Janeiro eskaliert die Gewalt
MB
Marco Bertram
Updated
Auf die Bewohner der Favelas in Rio de Janeiro werden harte Zeit zukommen. Besonders die Favelas in der Zona Sul werden in den kommenden Monaten noch häufiger zum Schauplatz von Polizeiaktionen werden.
Für die Millionenmetropole am Zuckerhut steht viel auf dem Spiel. Von der FIFA und vom IOC gab es einen großen Vertrauensvorschuss. 2014 finden in Brasilien - und somit auch in Rio de Janeiro - die Fußballweltmeisterschaften statt. 2016 folgt das nächste große Spektakel in Rio. Die Olympischen Sommerspiele werden das erste Mal auf lateinamerikanischen Boden ausgetragen. FIFA und IOC wissen sehr wohl von den Problemen in Rio de Janeiro, doch die brasilianischen Politiker versprachen, diese Probleme in den Griff zu bekommen.
Erste Betonmauern werden errichtet, Favelas in den südlichen Stadtbezirken werden abgeriegelt. Jüngst eskalierte wieder die Gewalt. Bei Polizeieinsätzen in den Armenvierteln kamen zahlreiche Bandenmitglieder, aber eben auch Polizisten und unbeteiligte Bewohner ums Leben. Immer wieder sterben Unbeteiligte durch Querschläger und verirrte Kugeln. Bandenmitglieder gelang es, einen Hubschrauber der Polizei abzuschießen. Der Hubschrauber brannte komplett aus, zwei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Die Drogenbanden von Rio de Janeiro sind schwer bewaffnet, häufig verfügen sie über Granatenwerfer und Flugabwehrraketen.
Jährlich gibt es in Rio de Janeiro tausende Mordopfer. Hunderte Menschen kommen bei Polizeiaktionen ums Leben. Die Lage spitzte sich zuletzt zu, sogar militärische Einsatzkräfte sollen verhindern, dass die Gewalt weiter ausufert. Die Favela "Morro dos Macacos" wurde von Elitepolizisten gestürmt, im Gegenzug steckten Bandenmitglieder mehrere Linienbusse in Brand.
Gouverneur Sergio Cabral und Sicherheitschef José Beltrame setzen nun alles daran, um 2014 und 2016 gewaltfreie Großveranstaltungen garantieren zu können. Bis dahin wird in Rio de Janeiro noch sehr viel Blut fließen. Bei der Anzahl der Favelas - besonders in der Zona Norte - erscheint es fraglich, ob dieser Plan wirklich aufgehen wird...
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