Jeder der einen Markt der Drogeriekette Schlecker besucht hat, kennt dieses beobachtende und verdächtigende Gefühl. Die Verkäuferin schaut dem Kunden bei seinem Gang durch das Geschäft fast bei jedem über die Schulter. Schlecker macht damit aus jedem Kunden einen potentiellen Dieb. Warum dies so ist, liegt an den schlechten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, die meist alleine eine ganze Filiale in ihrer Obhut haben.
Von wegen ausgeschleckert: Lohndumping geht weiter
Eine Goldgrube für die richtigen Diebe, die Medienberichten zufolge fast täglich einen Schlecker-Markt überfallen. Schon im Jahr 2003 erhielt das Unternehmen deshalb den Preis "Goldene Nase" der Lohndumping und schlechte Arbeitsbedingungen anprangert. Geändert hat sich seitdem kaum etwas – im Gegenteil.
In diesen Tagen steht das Unternehmen aus Schwaben wieder einmal am Pranger. Hatte es doch seine Mitarbeiter aufgefordert über eine Leiharbeitsfirma die gleiche Arbeit zu deutlich schlechteren Konditionen durchzuführen. Aber Schlecker ist kein Einzelfall: Nach Angaben des Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hatten bis 2007 bereits gut sieben Prozent aller Unternehmen mit betrieblicher Interessenvertretung eine solche interne Zeitarbeitsfirma gegründet - im Bereich von Banken und Versicherungen sogar mehr als neun Prozent.
Begünstigt werde diese Praxis dadurch, dass seit 2003 auch die zeitliche Begrenzung des Einsatzes von Leiharbeitskräften in einem Entleihbetrieb aufgehoben wurde, die anfangs bei maximal drei Monaten und vor der Reform 2003 zumindest noch bei 24 Monaten lag, erklärte das Institut. Nunmehr können dieselben Leiharbeitskräfte über Jahre zu schlechteren Bedingungen eingesetzt werden.
Fazit: Schlecker und Co. haben noch lange nicht ausgeschleckert. Zur Maximierung ihres Erfolges werden auch künftig die Unternehmen die Ausbeutungsschiene weiter fahren und wahrscheinlich noch intensivieren. Einzig der Kunde hat die Qual der Wahl. Aber Hand aufs Herz: Wer würde schon gerne für ein Produkt mehr bezahlen, wenn er es woanders günstiger bekommt. Es läuft also alles weiter nach dem Prinzip "Jeder ist sich selbst der nächste".