Es klingt fast selbstlos: Deutschland quält sich durch die Wirtschaftskrise und die netten Piloten der Lufthansa und von Germanwings wollen mittels eines Streikes vordergründig ihre Arbeitsplätze sichern und hintergründig ein paar Prozentchen mehr Gehalt erkämpfen. Während andere Tarifstreits (siehe Metall) in den vergangenen Wochen einen schnellen und der Wirtschaftslage entsprechenden Abschluß gefunden hat, führt die Vereinigung Cockpit mit ihren Piloten einen übertriebenen Arbeitskampf und das vor allem zum Leid der Passagiere.
Abgehobener Streik: Kranich fliegt nicht ohne Cockpit
Nach Cockpit-Angaben habe die Lufthansa seit Anfang 2009 jegliches Angebot verweigern und diesen Arbeitskampf nicht nur provoziert, sondern auch zu verantworten. Gut gerüstet hat die Vereinigung auch gleich einen Flyer parat, den sie an die Passagiere verteilt, die sich damit aber nichts kaufen kann. Das zweisprachige Faltblättchen proklamiert als zentrales Ziel der Vereinigung Cockpit die Sicherung der Arbeitsplätze der Lufthansa Mitarbeiter in Deutschland gegen eine Verlagerung ins Ausland. So hatte sich im Jahre 1992 (und durch die Erweiterung um die Germanwings erst 2004 erneut bestätigt) die Lufthansa, als Gegenleistung zu massiven Sanierungszugeständnissen ihrer Piloten, tarifvertraglich verpflichtet (Konzern-Tarifvertrag/ KTV), auf Flugzeugen mit mehr als 70 Passagiersitzen ausschließlich solche Piloten einzusetzen, die den klassischen Lufthansa-Tarifbedingungen unterliegen. Nach Cockpit-Angaben würde die Lufthansa abgeschlossene Tarifbedingungen durch intensive Fremdvergabe und Zukäufe von Auslandstöchtern brechen.
Cockpit kämpft nach eigenen Angaben dafür, dass die Erträge der Arbeitskraft und eventuelle Krisenzugeständnisse dazu missbraucht werden, die eigenen Arbeitsplätze in der Zukunft zu vernichten. Deshalb werde gestreikt und das trotz Gesprächsbereitschaft seitens der Lufthansa. Und das sagt die Lufthansa: "Die Behauptung, Lufthansa würde Stellen verlagern, ist frei erfunden! Das Gegenteil ist der Fall: Es gab in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Stellenzuwachs bei Lufthansa. Die Allianzstrategie und die Integration ausländischer Gesellschaften haben neue Kunden an die Lufthansa gebunden und damit 20 Prozent mehr Arbeitsplätze im Cockpit der Lufthansa Passage geschaffen. Deshalb gibt es keine Pläne, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern."
Eines hat aber Cockpit vergessen: Die Jahresgehälter der Piloten, die sich zwischen 80 000 bis über 200 000 Euro bewegen. Wenn da ein wenig geschrumpft werden würde, würde auch die Lufthansa einlenken. So bewirkt der Streik ein falsches Ergebnis: Den Zorn der Passagiere. Aber: Frechheit siegt. (Update: Der Streik wurde bis zum 8. März ausgesetzt)