Es ist wie ein Sprung zurück in die archaischsten, blutrünstigsten Zeiten der Menschheit. Am vergangenen Sonntag wurden in drei nigerianischen Dörfern über 500 Christen mit Äxten, Messern und Macheten getötet und im Anschluss verbrannt. Bei der Bluttat soll es sich um einen Racheakt von Seiten der muslimischen Bevölkerungsgruppe handeln. Mitten in der Nacht stürmten die Angreifer in die Hütten der Dörfer und metzelten alles nieder, was ihnen in den Weg kam. Bei den blutigen Unruhen soll es sich nicht nur um religiöse, sondern auch um soziale Unruhen handeln.
Hunderte Menschen sterben bei Massaker in Nigeria
MB
Marco Bertram
Updated
Bereits seit einiger Zeit war eine deutliche Zunahme der Unruhen zu verzeichnen. Das Auswärtige Amt rät dringend von Reisen nach Nigeria ab. "Aufgrund mangelhafter Infrastruktur und hoher Kriminalitätsrate ist Nigeria kein Reiseland."
Besonders von Reisen in die Bundesstaaten Delta, Bayelsa, Rivers und Akwa Ibom und die vorgelagerten Küstengewässer werde abgeraten. Letztere Greueltaten fanden im zentral gelegenen Bundesstaat Plateau statt. Die Hauptstadt dieses Bundesstaates ist Jos.
Plateau ist einer der Brennpunkte der Konflikte zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden Nigerias. Seit 2001 kommt es dort immer wieder zu schweren Zusammenstößen. Zuletzt kam es im Januar 2010 in Jos zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen hunderte Menschen ums Leben kamen.
Der westafrikanische Staat Nigeria hat eine Fläche von 923.768 qkm und hat über 140 Millionen Einwohner. Hauptstadt ist Abuja. Trotz der reichen Erdölvorkommen konnte die Regierung Nigerias bisher nicht die Armut in vielen Provinzen erfolgreich bekämpfen. Nach Jahren der Militärdiktatur ist man in Nigeria bestrebt, die Demokratisierung und wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen.
Korruption, Gewaltausbrüche und ethnische Konflikte sind jedoch die Haupthemmnisse dieses Entwicklungsprozesses. Rund 50 Prozent der Einwohner Nigerias sind Muslime, etwa 40 Prozent sind Christen und rund 10 Prozent bekennen sich zu den traditionellen afrikanischen Religionen, wobei sich diese in Afrika durchaus mit den anderen Religionen vermischen.
Bereits seit Jahrzehnten kommt es in Nigeria immer wieder zu schweren ethnischen Konflikten. Allein 1964 starben bei schweren Unruhen schätzungsweise 4.000 Menschen.
Seit dem Ende der Militärdiktatur 1999 haben sich in Nigeria etliche militante Bewegungen gegründet. So existieren in vielen Landesteilen zahlreiche Bürgerwehren, Schutztruppen, Milizen und bewaffnete Jugendgangs, die zum einen religiöse und zum anderen politische Ziele haben.
Foto: symbolisches Motiv mit angedeuteter Nigeria-Flagge
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