Es war die wohl schlimmste Gräueltat nach dem Zweiten Weltkrieg. Mitten in Europa wurden während des Bosnien-Krieges in der Gegend von Srebrenica im Juli 1995 auf einen Schlag bis zu 8.000 Bosniaken getötet und anschließend verscharrt. Täter waren Angehörige der Armee der Republika Srpska (Vojska Republike Srpske, VRS), der Polizei und der serbischen Paramilitärs. UN-Gerichte klassifizierten dieses Massaker als Völkermord. Knapp 15 Jahre nach dem Massaker gab das Parlament von Serbien eine Entschuldigung ab. Der Begriff "Völkermord" wurde jedoch umgangen.
Serbisches Parlament gibt Entschuldigung für das Massaker von Srebrenica ab
MB
Marco Bertram
Updated
Die serbischen Parlamentarier diskutierten über 13 Stunden lang, mit relativ knapper Mehrheit wurde am frühen Morgen eine Resolution verabschiedetet. Die Vorkommnisse rund um Srebrenica werden auf das Schärfste verurteilt. Den Hinterbliebenen wird Mitleid ausgesprochen. Das Parlament entschuldigt sich dafür, dass damals nicht genug getan wurde, um dieses Verbrechen zu verhindern. Als Hauptverantwortliche gelten Radovan Karadzic und der flüchtige General Ratko Mladic.
Mit der Resolution möchte sich Serbien wieder ein Stück der Europäischen Union annähern. Wenn möglich, möchte Serbien bereits im kommenden Jahr den Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Für den gesuchten Mladic könnte - falls er sich noch in Serbien aufhält - die Luft dünner werden. Die Fahndung wird intensiviert, um die Forderungen der EU zu erfüllen.
Die Resolution des serbischen Parlaments findet in Serbien erwartungsgemäß nicht nur Freunde. Viele Serben, unter ihnen vor allem die Nationalisten, sehen in der Resolution ein Schuldeingeständnis des gesamten serbischen Volkes.
Die Resolution des serbischen Parlaments kam allerdings nicht über Nacht. Bereits im Juni 2004 räumten Vertreter der Republika Srpska erstmals offiziell die Verantwortung bosnisch-serbischer Sicherheitskräfte für das Massaker von Srebrenica ein. Ein halbes Jahr später entschuldigte sich die Regierung der Republika Srpska erstmalig für Menschenrechtsverletzungen, die rund um Srebrenica begangen wurden.
In Serbien flammte die Diskussion im Juni 2005 auf. Ein serbischer TV-Sender hatte Aufnahmen ausgestrahlt, in denen die Erschießung mehrerer Personen durch eine serbischen Sondereinheit zu sehen war. Der damalige serbische Premierminister Vojislav Kostunica sprach bereits damals von einem "brutalen, gnadenlosen und beschämenden Verbrechen" an Zivilisten.
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