Zehntausend Demonstranten auf der Mai-Demo in Berlin - Weniger Krawalle

MB Updated
1. Mai 2010
altDer Fakt ganz vorneweg. Gab es wieder Krawalle, Zusammenstöße und Ausschreitungen? Ja, im Anschluss der "Revolutionären 1. Mai Demo" gab es wieder Zusammenstöße mit der Polizei, doch dieses Mal wurde es nicht so heftig wie im vergangenen Jahr. Die komplette Routenänderung trug in der Tat Früchte. Ganz ausgeblieben ist die Gewalt jedoch nicht. Anders als im Mai 2009 blieb es jedoch bei der Demonstration als solches friedlich. Letztes Mal entlud sich der Hass auf die Polizei bereits nach wenigen Metern.
 

Um 17:30 Uhr sah es auf der Kottbusser Brücke noch danach aus, als ob die "Revolutionäre 1. Mai Demo" ausfallen würde. Nur am Kottbusser Tor sammelten sich die ersten linken Demonstranten. Ein erster Aufruf der Polizei erfolgte. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Sammelplatz dieses Jahr auf der Kottbusser Brücke sei.

altZu jenem Zeitpunkt konnte man sich kaum vorstellen, dass wenig später tausende Menschen an der Demonstration teilnehmen würden. Doch der Schein trügte. Etliche Teilnehmer waren noch unterwegs und mussten aus Pankow und Prenzlauer Berg anreisen. Dort fanden tagsüber die Blockaden gegen den Aufmarsch der Rechten statt.

Kurz vor 18 Uhr erfolgte der erste Zulauf aus Richtung Kottbusser Tor. Auf dem Kottbusser Damm richteten polizeiliche Einsatzkräfte eine Zugangskontrolle ein. Am Abend zuvor rings um den Boxhagener Platz in Friedrichshain waren es Polizisten aus Niedersachsen, die die Taschen kontrollierten und Glasflaschen abnahmen. In Kreuzberg waren es Polizisten aus Hamburg, die diese Aufgabe übernahmen. Die Einsatzkräfte aus Berlin waren wieder die "Jungs für´s Grobe". Ausgeruht sollte es später frisch zur Sache gehen.

altImmer mehr Leute strömten in Richtung Kottbusser Brücke. Die Hamburger Polizei übernahm ihre Aufgabe souverän und größtenteils freundlich.
Hin und wieder wurden bei den Demonstrationsteilnehmern Schienbeinschoner und Handschuhe abgenommen. Vereinzelte wurden zur Personalienaufnahme zum nächsten Polizeiwagen gebracht.

Gegen 19 Uhr wurde es richtig voll. Die Masse schwoll nun richtig an. Zügig startete schließlich die Demonstration auf dem Kottbusser Damm in Richtung Hermannplatz. Rund zehntausend Menschen nahmen an dem Demonstrationszug teil.
Im vorderen Drittel mit dabei ein großer "schwarzer Block". Dieses Mal blieb es friedlich. Anders als im vergangenen Jahr flogen zu Beginn nicht gleich Steine, Flaschen und Knallkörper auf die Polizei. Kleine Handgreiflichkeiten gab es nur mit ein paar Fotografen und Kameramännern. Aggression lag in der Luft. Filmen war unerwünscht. Einem Kameramann des RBB wurde ins Gesicht gespuckt.

altMit schnellen Schritten wurde sich dem Hermannplatz genähert. Jubel kam auf, als auf einem Balkon ein Transparent entrollt wurde: "8. Mai Parade 14  Uhr Hermannplatz - Tempelhof für alle." Flugblätter flogen wie Konfetti auf die Straße. Auch auf den Dächern standen vereinzelte Zuschauer und jubelten den Demonstranten zu.
Am Hermannplatz wurde auf die Sonnenallee eingebogen, anschließend ging es auf der Friedelstraße zurück in Richtung Kreuzberg. Es war das erste Mal, dass die Demo durch Neukölln marschieren musste. Die Route sollte weit abseits des MyFest in Kreuzberg liegen.

Anders als auf dem breiten Kottbusser Damm heizte sich die Stimmung in der engen Friedelstraße mehr auf. Es knisterte und es war nicht auszuschließen, dass es an irgendeiner Straßenkreuzung zu Zusammenstößen kommen könnte. Über die mächtig abgesicherte Brücke ging es über den Kanal weiter entlang der Ohlauer Straße zum Endpunkt am Spreewaldplatz.

Der Endpunkt an Skalitzer Straße und Spreewaldplatz wirkte etwas skurril. Vor den Kneipen saßen Leute und speisten und tranken. Laute Musik dröhnte aus aufgestellten Lautsprechern. Unter der U-Bahn an der Skalitzer Straße kam der Demonstrationszug zum Stehen. Auf den Hängen am Görlitzer Park hatten sich Schaulustige und behelmte Polizisten postiert.
Weiter ging es nicht. Die Polizei hatte massiv den Weg in Richtung Oranienstraße und Kottbusser Tor abgeriegelt.

alt20 Uhr. Warten. Ratlosigkeit lag in der Luft. Was nun? Per Lautsprecher wurden die Anwesenden dazu aufgerufen, zurück zum Spreewaldplatz zu gehen. Erste Pfiffe, erste Knallkörper. Weiteres Abwarten. Eine weitere Detonation und schon rückten die ersten Polizisten vor. Steine und Flaschen flogen. Immer wieder stießen die Einsatzkräfte in Gruppen vor. Pfefferspray und Schlagstock kamen zum Einsatz. Ein Fotograf wurde von hinten von einer Flasche getroffen. Ein Sanitäter behandelte einen Demonstranten mit Kopfverletzung.

Das Geschehen verlagerte sich mehr in Richtung Spreewaldplatz. An der Skalitzer Straße entspannte sich die Situation recht bald. Die Einsatzkräfte rückten verstärkt in Richtung Spreewaldplatz vor.
Immer wieder erfolgte gezielte Zugriffe. Sehr zum Unmut der Umstehenden. Das Pfefferspray wurde von Seiten der Polizei stets einsatzbereit gehalten. Pfefferspray gehört inzwischen fest zum Repertoire.

An der Ecke Ohlauer Straße / Wiener Straße kam es wieder zu Zusammenstößen. Ein Polizist wurde dort von einem stumpfen Gegenstand am Rücken schwer verletzt. Steine flogen.

Einsatzkräfte durchkämmten das Terrain. Auch am Kottbusser Damm flogen Steine. Kleinere Scharmützel hielt die Polizei an einigen Stellen in Atem. Insgesamt betrachtet waren die diesjährigen Ausschreitungen und Krawalle jedoch bei weitem nicht so heftig wie am 1. Mai 2009.

Text & Fotos: Marco Bertram

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