Im Fußball würde es ein Unentschieden geben – in der Politik ist der Ausgang völlig offen. Die Fronten zwischen Ungarn und der Slowakei sind verhärtet und rühren einen tausend Jahre währenden Konflikt wieder auf. Grund: Gestern hatte das ungarische Parlament in Budapest beschlossen, dass auch Ungarn die im Ausland leben einen ungarischen Pass beantragen können. Während andere Länder kaum reagierten, geht die Slowakei direkt auf Konfrontation und verabschiedete im Gegenzug ein Gesetz, das den in ihrem Land lebenden Ungarn die Staatsbürgerschaft aberkennt, sollten sie einen Pass im Nachbarland beantragen.
Feuer in Osteuropa: Ungarn-Slowakei-Konflikt schwelt weiter
Dies ist ein Höhepunkt einer jahrelangen Fehde zwischen den beiden Ländern von denen rund 500.000 Menschen Ungarn in der Slowakei betroffen sind. Gefördert wird die Situation von einer nationalistischen und teils rechts-extremen Prägung der beiden Parlamente. Mitten in Europa hat sich ein neuer Konfliktherd entwickelt, der von beiden Seiten befeuert wird. So unterdrückt die Slowakei seit dem vergangenen Jahr per Gesetz (wir berichteten) die ungarnstämmigen Slowaken in ihrer Sprachenvielfalt. So dürfen diese nur dort ungarisch sprechen, wo mindestens 20 Prozent ethnische Ungarn leben. Ein Vergehen soll mit Geldstrafen von bis zu 5.000 Euro geahndet werden.
An Ungarn grenzen sieben Staaten, wobei der Grenzabschnitt (515 Kilometer) der zur Slowakei ist. Der Staat der noch um 1867 zum Königreich Ungarn gehörte, aber durch die inneren Spannungen nach dem ersten Weltkrieg zerfiel. Was die Slowaken den Ungarn vorwerfen: Sie beteiligten sich an der gewaltsamen Niederschlagung der Liberalisierungs- und Demokratisierungsvision der damaligen Tschechoslowakei (Prager Frühling). Wie die aktuellen Beispiele zeigen machen die Spannungen auch vor Grenzen nicht Halt und ein Ende ist nicht in Sicht.
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