Anschläge in den USA: Erinnerungen an den 11. September 2001

MB Updated

wtcMeine persönlichen Erinnerungen an Nine Eleven. Von Zagreb aus fuhr der Linienbus nach Zadar durch die ehemalige Republika Srpska Krajina, die im Kroatienkrieg erbittert umkämpft war. Im September 2001 waren die Spuren des Balkankonfliktes noch sehr deutlich zu sehen. Auf der einsamen Landstraße ging es durch das Grenzgebiet zu Bosnien und Herzegowina. Viele Ortschaften waren komplett verlassen, zerstörte Wohnhäuser fristeten ihr Dasein. In einem Tal konnte man einen ehemaligen UN-Stützpunkt ausmachen. Bilder, die sich bei mir tief im Gedächtnis einbrannten.

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altAuch in Zadar, wo wir am 08. September 2001 eintrafen, waren an den Wänden der Wohnblocks noch die Einschlagslöcher der Geschosse zu sehen. Weiter ging es auf die Adriainsel Pag. Sehr beschauliches Ambiente, Zeit zum Durchatmen. Schönstes Spätsommerwetter. Ein Ortsansässiger erklärte uns, dass in den 90ern ein Nato-Kampfflugzeug hinter den Bergen von Pag abgestürzt war. Ansonsten habe man damals nicht allzu viel vom Krieg mitbekommen. Selbst 1994 und 1995 gab es Besucher aus Deutschland, die dort auf der Insel Pag unerschrocken Urlaub machten.

Den Gedanken nachgehend wanderte ich mit meiner Partnerin am Morgen des 11. September 2001 die Küste der Insel entlang. Am frühen Nachmittag kehrten wir in die gleichnamige Kleinstadt Pag zurück, um in einer Pizzeria am Rande der Altstadt nahe des Hafens etwas zu essen. Als der Kellner uns die Getränke vorbeibrachte, dann die schockierende Nachricht. Die Palästinenser haben wohl New York angegriffen. Was? Wer? Mirjana, frag beim Kellner noch mal nach! Wirklich Palästinenser? Wie soll das denn gehen? Als uns der Kellner die Pizza brachte, meinte er, wir sollen mal kurz rein kommen und auf den Fernseher schauen. Es waren wohl Terroristen aus Afghanistan und anderen islamischen Ländern. Immer wieder wurden die Bilder vom Vormittag wiederholt, zudem wurde live in die USA geschaltet.

altEs war unmöglich zu verstehen, was wirklich geschah. Erst am nächsten Morgen, als Mirjana und ich einen ganzen Haufen kroatischer Tageszeitungen vor uns auf dem Tisch zu liegen hatten, setzten sich die Puzzlestücke im Kopf zusammen. Auf der ruhigen Insel Pag fühlten wir uns abgenabelt vom Weltgeschehen. Wir waren verunsichert und telefonierten nach Berlin. Was, wenn es nach New York und Washington die westeuropäischen Großstädte treffen würde? Paris, London, Madrid, Rom und auch Berlin?! Es fühlte sich alles surreal an. Aufgewühltheit. Erstaunlich, wie gelassen die Kroaten äußerlich die Nachrichten aus Amerika hinnahmen. Nach dem Krieg im eigenen Land nur wenige Jahre zuvor werden sie ein noch ganz anders Verhältnis zu den schrecklichen Geschehnissen gehabt haben.

Ich fragte am Telefon meine Mutter, wie die Stimmung in Berlin sei. Angespannt. Man wisse ja, wie die Reaktion der Amis aussehen könnte. Alles sei in Alarmbereitschaft. Ja, auch der Begriff „3. Weltkrieg“ fiel beim Telefonat.
Für Mirjana und mich war es eigenartig, die Reise in Kroatien fortzusetzen. In Krizevci bei Zagreb besuchten wir ihre Verwandten. Über die Anschläge in Amerika wollte niemand sprechen. Einstürzendes World Trade Center, Flugzeuge als Waffe, zerstörtes Pentagon – diese Wörter fielen nicht. Zu sehr saß der Kroatienkrieg noch in den Knochen, der auch diese Familie im Jahre 1991 zerrissen hatte...

Und wie habt Ihr den 11. September 2001 erlebt?

> zum 9/11-Beitrag im turus.net-Forum 

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