Erinnerungen und Gegenwart: Pionierpalast und FEZ in Berlin Wuhlheide

MB Updated
FEZ

FRZSchwimmunterricht. Der Geruch nach Chlor. Kreischende Kinder. Am Schwimmbrettchen geklammert. Die große Treppe im Pionierpalast. Die flachen Stufen. Die großen Fenster. Das bunte Glas, die vielen Lampen. Die zahlreichen Veranstaltungen und Kurse. Kindheits- und Jugenderinnerungen aus den 80ern. Ein Spaziergang im FEZ (Freizeit- und Erholungszentrum) in Berlin Wuhlheide ist für mich stets eine kleine Reise in die Vergangenheit. Es würde einige Punkte im Ostteil der Stadt geben, an denen auch ein grummliges Gefühl auftauchen würde – im FEZ dagegen bleibt es bei all den angenehmen Erinnerungen.

PioniereisenbahnZugegeben, ich war eine Lernpflaume, was das Schwimmen betraf. Da half auch das beeindruckend blaue Wasser in der Schwimmhalle des Pionierpalastes nicht. So grandios das Ambiente dort auch war, ich tat mich schwer, mich im tiefen Wasser zurecht zu finden. Schwimmbretter, Haltestange – der Unterricht wurde von einem strammen Lehrer durchgeführt. Der fackelte nicht lange und half fix nach, wenn ein Bürschchen oder ein Mädel nicht ins kühle Nass wollte. Die Strafe für zwei, drei Mitschüler und mich: In den Herbstferien 1982 mussten wir jeden Tag nach Berlin-Lichtenberg fahren, und in einer alten, extrem muffigen Schwimmhalle Nachhilfeunterricht nehmen. In den Ferien. Um 7 Uhr morgens! In Lichtenberg! Mit dem 8er Bus bis zur Endstation. Und dann diese Halle. Scheußlich! War es das altehrwürdige Stadtbad? Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nur an den Gestank und die alten Fliesen.
Nach den Herbstferien wusste ich, was man an der modernen, lichtüberfluteten Schwimmhalle im Pionierpalast hatte. Nicht nur zum Schwimmen ging es in den Pionierpark. Ja, dort gab es einst die roten Halstücher der Thälmannpioniere. Jedoch wurde der Pionierpark nicht nur für die sozialistische Bildung genutzt, vielmehr war er ein riesiger Park mit zahlreichen Möglichkeiten für Klassenausflüge und Ferienspiele. Freibad, Spielplätze, Sportplätze, Schmalspureisenbahn, Bastelräume, Freilichtbühne...

Glücklicherweise ergibt sich auch in der Gegenwart ein ähnliches Bild. Schauplatz FEZ (einst Pionierpark Wuhlheide) am gestrigen Sonntag. Goldener Oktober wie im Bilderbuch. Sonne, spätsommerliche Temperaturen. Bübchen kann sich austoben, die Eltern können sich entspannen. In der Zeit von 11 bis 17 Uhr wurde noch nicht einmal annäherungsweise alles ausprobiert und begutachtet. Abenteuerspielplätze für kleine und größere Kinder. Geräte und Holzhütten, die sonst nicht ohne weiteres auf städtischen Spielplätzen zu finden sind. Im Gegensatz zu den Wohngebieten gibt es hier eine Sache en masse: Freiraum und viel Grün. Sehr viel Grün. Ganze Waldgebiete mit einem großen Wegenetz.

Während im Hauptgebäude des FEZ ein Themenwochenende (Gesundheit & Forschung) für Kinder stattfand, tummelten sich andere zahlreiche Familien an den Spielplätzen und im großen Streichelzoo des Hauses Natur und Umwelt. Kinder können dort in die Gehege geführt werden und Esel, Schafe, Ziegen, Schweine und Kaninchen streicheln oder auch mal auf den Hintern klopfen. Die dortigen Tiere nehmen es relativ gelassen, wenn kleine neugierige Bübchen mal schauen wollen, wie dicht das Fell ist.
Ein Tag im FEZ vergeht wie im Fluge, wenn man mit seinen Kindern vor Ort ist. Ist das Kind noch recht klein und benötigt einen Mittagsschlaf: Ab in den Buggy – und während der Nachwuchs schlummert können die Eltern in aller Ruhe ein Käffchen auf der Terrasse vor dem Hauptgebäude trinken.

schnullerGewiss, eventuell war es das letzte richtig goldene Herbstwochenende. Jedoch kann auch bei Regen ein ganzer Tag im Gebäude verbracht werden. An den folgenden Wochenenden werden zu sehr moderaten Preisen Themen-Veranstaltungen angeboten. Hexen, Geister, Mutmachmonster – Halloween am kommenden Wochenende. Autos, Schiffe, Bahnen – Faszination Modellbau in der Woche darauf. Weihnachtlich wird es ab dem ersten Advent. Wem das nicht reicht, dem stehen Kindermuseum und die Kindertheaterbühne zur Verfügung. Das Betreten des Freizeit- und Erholungszentrums (inklusive all der Spielplätze) als solches kostet keinen einzigen Cent. Eintritt in unterschiedlicher Höhe wird dagegen für die Veranstaltungen und Kurse erhoben. Generell gilt: Alles ist bezahlbar. So kostet der Eintritt im Haus Natur und Umweltschutz samt Ausstellung und Streichelzoo gerade einmal einen Euro, Kinder bis 120 Zentimeter kommen gratis rein.
Fazit: Manchmal muss man sich als Elternteil ein wenig in den Allerwertesten treten, ist der Spielplatz um die Ecke doch auch recht nett. Die Fahrt mit der Tram zum FEZ lohnt sich. Völlig knülle und glücklich geht das Kind am Abend ins Bett. ... Und Mum und Dad tun das auch...

> zur turus-Fotostrecke: FEZ und andere Berliner Impressionen

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  • Kindheitserinnerungen

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