Beginn des nötigen Übels: Vor 55 Jahren kam die erste deutsche Fernsehwerbung

MB Updated

GraffitiManch einer liebt sie, manch einer hasst sie bis auf den Tod. Zum Reinschlagen, zum Einschlafen, nur für Dumme, einfach nervtötend. Viele Fernsehzuschauer werden häufig mit Groll die Werbeblöcke sehen. Ton aus, umschalten oder einfach weiter dudeln lassen. Jeder wird seine eigene Strategie haben, was die Werbespots inmitten der Spielfilme, Serien und Dokumentationen angeht. Werbung im TV wird stets mit den privaten Programmen in Zusammenhang gebracht, doch sollte man nicht vergessen, dass alles beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen seinen Anfang nahm – und zwar vor exakt 55 Jahren!

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Man schrieb den 3. November 1956, als beim Bayerischen Rundfunk zum ersten Mal in der deutschen Fernsehgeschichte ein Werbespot ausgestrahlt wurde. In der Sendung „Zwischen halb und acht“ war es soweit: Das Waschmittel-Urgestein Persil betrat die große TV-Bühne. Die bayerische Schauspielerin und Kabarettistin Liesl Karlstadt und der bayerische Volksschauspieler Josef Beppo Brem waren in der Persil-Werbung zu sehen. Die beiden standen in dem rund 30 Sekunden langen Spot am Straßenrand, als bei schönstem Sonnenschein ein Auto durch eine große Pfütze fuhr und Liesl einen Schwall Wasser abbekam. Lachend kam der Beppo daher, doch ehe er sich versah, wurden auch seine Hosen nass. „Wenn sie Obacht geben, kann so was nicht passieren“, ermahnte er zuvor mit erhobenem Zeigefinger die Dame mit Hut. Sekunden später schimpfte auch er wie ein Rohrspatz mit bayerischer Schnauze.
Jedoch sei noch nichts verloren, denn dafür gebe es ja Persil, erklärte abschließend Liesl Karlstadt in Richtung Kamera. „Persil und nichts anderes...“

FernseherWas folgte, waren tausende und abertausende Werbespots, die von 1956 bis in die Gegenwart ausgestrahlt wurden. Dabei gab es echte Klassiker und auch Spots, die bei den Fernsehzuschauern richtig beliebt wurden. Ja, man freute sich sogar auf manch einen Werbespot. Entweder, es gab etwas zu lachen, oder der Spot löste Fernweh oder einen wohliges Gefühl aus. Das HB-Männchen, Klementine in der Ariel-Werbung oder die Allianz-Werbung in den 80er Jahren – allesamt prägten sie mit ihre Zeit.
Wer erinnert sich nicht an das Lied: „Mit einem Nachbarn voller Neid ist nicht gut Kirschen essen. Vom Zaun bricht dann auch noch ein Streit, so kommt es zu Prozessen. Für Rechtsschutz sorgt die Allianz...“

Mögen einen in der Gegenwart zahlreiche Werbspots die Laune vermiesen, schaut man sich allerdings die Klassiker aus den 70er, 80er und 90er Jahren an, so kann einen schon mal warm ums Herz werden. Warum? Weil Kindheits- und Jugenderinnerungen wach werden. Und so wird es uns wahrscheinlich auch in Zukunft gehen, wenn wir Spots aus dem Jahre 2011 sehen. Jetzt mitunter gehasst, später dann belächelt und vielleicht auch geliebt...
Foto oben: Graffiti an einer Berliner Hauswand
Foto unten: Fernsehtechnik, 1966

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