Kita-Plätze in Deutschland noch immer ein Luxusgut

MB Updated
Kita

In was für einem Sozialstaat leben wir eigentlich? Millionen Rentner (besonders in den neuen Bundesländern) bekommen eine Rente, die sie trotz jahrzehntelanger Schufterei in die Armut führt. Und auch bei den Kleinsten gibt es in Deutschland das erste große Problem. Noch immer fehlen in sämtlichen Bundesländern in den Kindertagesstätten tausende Plätze für Kinder unter drei Jahren. Um das Ziel des Krisengipfels 2007 zu erreichen, müssten bis 2013 noch sage und schreibe 233.000 Kitaplätze geschaffen werden. Da es zuletzt nur einen Zuwachs von 45.000 Betreuungsplätzen gegeben hatte, wird das gesteckte Ziel von Bund, Ländern und Kommunen wohl deutlich verfehlt werden.

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Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, befinden sich derzeit 517.000 Kinder unter drei Jahren in der Kindertagesbetreuung. Die Betreuungsquote dieser Altersgruppe stieg von 23,1 Prozent (2010) auf 25,4 Prozent. Das ist noch immer verdammt mager. Wohin mit den Minis, wenn Mutter und Vater nach dem Elternjahr wieder arbeiten gehen? In vielen Regionen bleibt da nur der Weg zu einer rein privat finanzierten Tagesmutter. Und diese kann richtig viel Geld kosten.

BummiProblematisch kann es in der Tat ab dem Kindergartenjahr 2013/14 werden, denn das Kinderförderungsgesetz von 2008 sieht dann einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz mit Vollendung des 1. Lebensjahres vor. Es muss noch richtig viel getan werden, um dieses Ziel, was in der Tat vollkommen sinnvoll ist, zu erreichen. Allerdings schaut es in den einzelnen Bundesländern komplett unterschiedlich aus. So liegt die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren in den neuen Bundesländern meist über 50 Prozent, in Sachsen-Anhalt sogar bei über 56 Prozent. In Thüringen liegt sie bei knapp 47 Prozent, in Sachsen bei 44,2 Prozent und in Berlin bei 41,9 Prozent.

Apropos Berlin. Wer denkt, in den östlichen Stadtbezirken sei es leichter einen Kitaplatz für seinen Mini zu bekommen, sieht sich schnell getäuscht. So kann es in Treptow-Köpenick viel komplizierter sein eine Betreuungsstelle zu bekommen als in Neukölln. Manch ein Köpenicker Kind wird gar morgens mit dem Auto oder der S-Bahn nach Friedrichshain gebracht, da sich dort schneller ein Plätzchen findet. In Nord-Neukölln ist es trotz der gefühlten Kindermasse dagegen relativ leicht, einen Kitaplatz für ein einjähriges Kind zu bekommen.

Die niedrigste Betreuungsquote gibt es erstaunlicherweise nicht in Bayern oder Baden-Württemberg, sondern in Nordrhein-Westfalen. Nur 15,9 Prozent der Kinder unter drei Jahren haben dort derzeit einen geförderten Betreuungsplatz. Die Veränderung zum Vorjahr beträgt schlappe 1,9 Prozent. In Essen, Dortmund, Bochum, Leverkusen oder Köln ein Kitaplätzchen finden? Fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Am höchsten ist die Betreuungsquote im früheren Bundesgebiet (Westberlin außen vorgelassen) in der Hansestadt Hamburg. Bei immerhin 32,4 Prozent liegt dort der Wert. In Bremen sind es dagegen nur 19,6 Prozent. Der größte Zuwachs an Betreuungsplätzen wurde in Rheinland-Pfalz verzeichnet, dort gab es eine Veränderung um plus 4,5 Prozent.

altInsgesamt eine niedrige Betreuungsquote gibt es bei den Kindern unter einem Jahr, allerdings wird bei den ganz Kleinen Dank des Elternjahres meist eher kein Platz gewünscht. Die Betreuungsquote bei den Babys liegt deutschlandweit bei 2,6 Prozent. Am höchsten ist sie in Sachsen-Anhalt. Dort gehen immerhin 7,6 Prozent der Kleinkinder zu einer geförderten Tagesmutter oder in die Kita. Am niedrigsten ist der Wert auch bei dieser Altersgruppe in Nordrhein-Westfalen (1,6 Prozent). In NRW zieht sich der rote Faden bis zu den Kindern zwischen zwei und drei Jahren, die Betreuungsquote dieser Altersgruppe liegt bei 32,6 Prozent. Am höchsten ist sie mit 87,7 Prozent in Sachsen-Anhalt. Auch in der deutschen Hauptstadt ist der Wert mit 76,4 Prozent nicht schlecht.

Bund, Länder und Kommunen haben bis 2013 noch viel zu tun. Eine so genannte Herdprämie ins Gespräch zu bringen, ist eine Farce. Zu Recht wurde dieser überaus hässliche Begriff bereits 2007 zum Unwort des Jahres erklärt. Schön, dass die Koalition ein Betreuungsgeld in Aussicht stellt, doch wäre es um Längen besser, dieses Geld in neue Plätze in den Kindertagesstätten zu stecken. Jede Familie in Deutschland sollte das Recht haben, ihr Töchterchen oder ihr Bübchen in den Kindergarten bringen zu können.
Aus eigener Erfahrung kann gesagt werden, dass der Besuch einer Kita bei einem Kind im Alter zwischen ein und zwei Jahren einen unglaublichen Entwicklungsschub verursacht und das soziale Miteinander positiv fördert. Bei Kindern über zwei Jahren sollte es dann sogar selbstverständlich sein, in eine Kita gebracht zu werden. In Berlins Problembezirken war bereits 2010 von einer Kitapflicht für Einjährige die Rede...

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