Morgens gegen 7:30 Uhr lief noch alles. Gegen Mittag in der U-Bahnlinie 5 zwischen Hellersdorf und Wuhletal dann die Durchsage. Die S-Bahn habe große technische Probleme. Die Fahrgäste sollen auf die Verkehrsmittel der BVG ausweichen. Was genau los ist, war nicht zu hören. Mal war etwas von einem Rechnerausfall, mal von einem kompletten Stromausfall die Rede. Die meisten in der U5 nahmen die Nachricht relativ gelassen zur Kenntnis. In Berlin ist man bereits einiges gewohnt. Allzu häufig machte die Berliner S-Bahn Schlagzeilen. Wartungsmängel, Probleme mit der Besandung der Bremsanlagen und dann auch noch zwischendurch die gezielten Anschläge auf die Bahnanlagen.
Böse Überraschung: Nichts geht mehr bei der Berliner S-Bahn
Zuletzt wurde die Berliner S-Bahn vom hohen Krankenstand geplagt. Es kam wiederum zu zahlreichen Zugverspätungen und Zugausfällen. Ein weiblicher Fahrgast flaxte, dass der Vorstand nun mit Absicht den Stecker gezogen habe, um nicht die dünne Personaldecke offenlegen zu müssen.
Spaß beiseite. Was tun, wenn man gegen 13 Uhr beispielsweise von Frankfurter Allee nach Neukölln wollte? Am Besten gleich zu Fuß zum Bahnhof Ostkreuz laufen und dort den 104er Bus nehmen. Dass dieser spätestens am S-Bahnhof Treptower Park so richtig knüppeldick voll wurde, liegt auf der Hand. Erstaunte Gesichter. Genervte Gesichter. Frauen mit Kinderwagen, die keine Chance hatten, in irgendeinen Bus zu gelangen. Leute mit tauben Ohren, die die Türen verstopften und einfach nicht auf die Durchsage des Busfahrers hören wollten.
Was genau ist denn nun bei der Berliner S-Bahn passiert? Die Hauptseite der S-Bahn Berlin GmbH führt direkt auf die Unterseite „Bauinformationen / Betriebslage der Stellwerke“. Doch anstatt sich die „Weiterführenden Betriebsinformationen“ öffnen, kommt entweder nach sekundenlangem Warten eine weiße Seite oder eine hart zerhackte Seite, die aussieht, als nutze man ein 56k-Modem.
Kein Wunder. Ortszeit 14:55 Uhr. Tausende Berliner wollen zeitgleich wissen, wie denn nun der Stand der Dinge sei. Der Server ist komplett überlastet. Abrufbar ist die Seite nicht wirklich. Da hilft nur der Blick auf die Ticker diverser Portale und Zeitungen.
Die Probleme begannen wohl in der Tat gegen 11:45 Uhr. Grund für den Totalausfall soll ein Stromausfall an einem Stellwerk in Halensee sein. Ein Stellwerk kann ein ganzes S-Bahn-Netz lahmlegen? Sei wie es sei. Zeitweise saßen zahlreiche Fahrgäste in den S-Bahnen fest, betroffen waren auch der Regional- und Fernverkehr.
Mittlerweile sollen erste S-Bahnzüge wieder rollen. An einen richtigen Betrieb ist allerdings noch nicht zu denken. Noch werden die Berliner dringend gebeten, die U-Bahnen, die Straßenbahnen, Busse und wenn nicht anders möglich auch die Füße zu benutzen.
15:05 Uhr. Die Seite der Berliner S-Bahn öffnet sich nun doch nach etlichen Anläufen. Eine Meldung (Stand 13:10 Uhr) besagt: „Sehr geehrte Fahrgäste, auf Grund eines Stromausfalls beim Elektronischen Stellwerk in Halensee kommt es derzeit zu einem Komplettausfall des S-Bahn-Verkehrs. Auf der Stadtbahn ist der Regional- und Fernverkehr betroffen.“
Zudem wird angegeben, dass auf einzelnen Abschnitten diverser Linien ein unregelmäßiger Zugverkehr aufrechtgehalten wird. So fährt die S1 nur zwischen Oranienburg und Hohen Neuendorf, die S75 / S7 / S5 fahren ostwärts kommend bis Warschauer Straße, die Züge der S3 verkehren aus Erkner kommend bis Ostkreuz. Kurzum: Innerhalb des Innenstadtrings (inklusive der Ringbahnen) läuft derzeit nichts.
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