Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb man (und frau) mal wieder die bereits verstaubten Laufschuhe aus dem Schrank kramt. Ein Desaster beim zurückliegenden Silvester- oder Neujahrslauf? Speckringe am Bauch und an den Hüften? Konditionsprobleme beim Treppensteigen, wenn man Kumpels besucht, die im fünften Obergeschoss wohnen? Unausgeglichenheit und einfach mal wieder richtig Lust, sich auszupowern? Für Berliner ergibt sich nach der Schließung des Flughafens Tempelhof eine richtig gute Gelegenheit, in aller Ruhe eine große Runde zu drehen. Ganz gleich, ob als Skater, Walker oder Jogger.
Das perfekte Läufchen: Joggen auf dem Tempelhofer Feld
HotFolgend eine Routenbeschreibung einer exakten 10-Kilometer-Strecke. Wer aus dem Raum Treptow oder Neukölln kommt, kann in Rixdorf am Richardplatz starten. Für die Leute, die dort in der Nähe wohnen, stellt sich die Parkfrage nicht. Wer sein Auto abstellen möchte, wird dort mit Sicherheit einen Parkplatz finden. Los geht´s. Am Karl-Marx-Platz vorbei geht es über die Karl-Marx-Straße hinweg zur Thomasstraße. Diese ist überaus ruhig und führt an der Grünanlage Thomashöhe und am St. Thomas-Kirchhof vorbei. Schon bald erreicht man die Hermannstraße. Die letzte kleine Hürde, bevor man die Ruhe und Weite des Tempelhofer Feldes erreicht. Auf einem Fußweg geht es die letzten paar hundert Meter entlang, und schon sieht man das Gelände des einstigen Flughafens, der während der Berlin-Blockade Weltgeschichte schrieb.
Einmal außen herum bitte. Die knapp sechs Kilometer lange Runde ist mit roten Punkten markiert. Erst geht es an einer Art Gemüsegarten vorbei. Berliner bauen dort in Holzkisten, ausrangierten Badewannen und anderen Gegenständen Salat, Blumen und Möhrchen an. Nach der Linkskurve hat man das langgezogene Flughafengebäude im Blick. Bei unruhigem Wetter kann einem schon mal eine steife Brise ins Gesicht wehen. Beißen! Durchhalten! Ankämpfen! Den inneren Schweinehund besiegen! Ruhig mal fluchen! Hört ja niemand! Gewiss, der lange Zaun am einstigen Flughafengebäude zieht sich endlos hin. Macht nichts, im Gegenzug gibt es rechte Hand was zu sehen. Zum Beispiel ein altes US-Flugzeug, das dort noch sein Dasein fristet.
Apropos endlos. Das ist der echte Clou der langen Runde. Die Weite. Kaum an einem anderen Platz in der Stadt hat man solch eine weite Sicht wie auf dem Flughafen Tempelhof. Bildschirmgeschädigte Augen können sich erholen, und auch der Geist bekommt eine frischen Brise und mit ihr frischen Input. Neue Ideen suchen im Kopf ein Plätzchen. Während die Beine immer schwere werden, wirken die Gedanken immer leichter. Weiter Blick wie auf Brandenburgischen Feldern. Wenn das nichts ist! Mal wieder die Natur spüren. Den Nieselregen im Winter. Die Windböen im Herbst. Die pralle Sonne in Frühjahr und Sommer. Joggt man bei oh-la-la-Wetter in Dezember und Januar, hat man das Gelände fast für sich allein.
Auf dem Rückweg tangiert man die Stadtautobahn und die S-Bahnlinie des Rings. Kein Problem. Gestört wird man von den Verkehrsgeräuschen nicht wirklich. Zudem liegen ein paar Laubengrundstücke dazwischen. Ist der Ausgang an der südöstlichen Ecke wieder erreicht, geht es die gleiche Strecke wieder zurück in Richtung Richardplatz. Oder: Gleich noch eine Runde hinterher. Sei wie es sei, am Ziel gibt es diverse Einkehrmöglichkeiten. An der Ecke Richardplatz / Zwiestädter Straße befindet sich ein nettes Café. Ein anatolisches Frühstückshaus bietet sich als preiswerte Alternative ein. Bei warmer Witterung kann man sich zudem einfach beim Spätkauf ein Kaltgetränk kaufen und auf eine Parkbank setzen. Alles schon ausprobiert – alles schon für gut befunden! Das Resultat: Beim Silvesterlauf im Plänterwald wurden die zehn Kilometer locker in 47:29 Minuten zurückgelegt. Angepeilt wird nun die 40-Minuten-Marke. Das heißt: Noch zahlreiche Runden auf dem Tempelhofer Feld...
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