21 Tote – 500 Verletzte: Der 24. Juli 2010 war ein trauriger Tag für Duisburg und das ganze Ruhrgebiet. Auf der einst größten Techno-Party der Welt – der Love Parade – ließen junge Menschen ihr Leben und viele wurden traumatisiert, nur weil Geltungssucht und Profilierung über die Sicherheit der Teilnehmer gestellt wurde. Und es kam noch schlimmer: Am Ende will es keiner gewesen sein. Keiner übernahm die Verantwortung für die Love Parade Tragödie, nicht die Stadt um Oberbürgermeister Adolf Sauerland, nicht der Veranstalter Rainer Schaller (Besitzer Fitnesskette McFit) und auch nicht die Ordnungskräfte.
Ende der Farce: Duisburger jagen ihren OB Adolf Sauerland aus der Stadt
Keine Verantwortung für soviel Leid, auch über 1,5 Jahre nach dem Unglück noch nicht. Die Organisatoren flüchteten sich in „moralische“ Floskeln ohne ein explizites Schuldeingeständnis. Für die Opfer ein glatter Schlag ins Gesicht. Angeführt wurde die monatelange Farce vom Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der auch nicht den Anlass sah dagegen zu wirken. Er hatte nicht den Mut zurückzutreten – nein er hatte nicht einmal den Mut sich zu entschuldigen, dabei er hätte damit zum Helden anstatt zum Feindbild werden können.
Erst über ein Jahr nach der Katastrophe verlas er eine Erklärung im Dusiburger Rat: „Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen“. Für viele eine späte Heuchelei, wollte der OB doch kurz vor dem Jahrestag des Unglücks den Ort des Geschehen vergessen machen und den Angehörigen nicht einmal einen Ort der Trauer ermöglichen. So sollte ein Möbelmarkt das hässliche Todes-Antlitz der Rampe an der Karl Lehr Straße übertünchen. Zwar steht ein gelungenes Mahnmal der "Initiative Spendentrauermarsch" am Eingang zum Tunnel an der Karl Lehr Straße, aber viele Bürger wollen am "richtigen Ort" gedenken. Erst auf Druck der Bevölkerung wurden Gespräche aufgenommen, die Rampe zum Gedenken zu erhalten.
Das von den Bürgern benötigte Feingefühl im Umgang mit der Katastrophe, fehlt der Stadt und vor allem dem OB Adolf Sauerland, der sich in einem kürzlich erschienenen Interview mit dem Spiegel weiter in seinen schuldlosen Rolle präsentierte. Zuviel für die Duisburger Bürger. In einem in NRW einmaligen Volksentscheid, initiiert von einer Bürgerinitiative, wurde gestern der Oberbürgermeister mit einer überwältigten Mehrheit von über 85 Prozent aller abgegebenen Stimmen abgewählt. Bis zu Letzt versuchte Sauerland sich auf seinem Stuhl festzuhalten, indem er den Volksentscheid kleinredete. Die benötigten 92.000 Stimmen (25 Prozent) würden seiner Meinung nach von der „Minderheit“ nicht erreicht. Aber es wurden sogar 129.626 von insgesamt rund 150.000 abgegebeben Stimmen.
Fazit: Bis Mittwoch muss Sauerland sein Büro räumen. Zwar nicht geteert und gefedert, dennoch mit einem gewaltigen Tritt beförderten die Duisburger ihren OB aus der Stadt.
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