Kosovo. Halb so groß wie Hessen. Mit rund 1,73 Millionen Einwohnern etwas bevölkerungsreicher als Mecklenburg-Vorpommern. Die Hauptstadt ist Pristina mit knapp 200.000 Einwohnern. Die derzeitige Problematik: Der Nordkosovo. Inklusive der südlichen, mehrheitlich von Serben bewohnten Gebiete auch Gemeinschaft der Gemeinden der Autonomen Provinz Kosovo und Metochien genannt. Am morgigen Freitag, den 17. Februar 2012, jährt sich zum vierten Mal die Proklamierung der Unabhängigkeit des Kosovo. Dieser Tag ist zugleich Feiertag der Kosovo-Albaner. Für die Kosovo-Serben ist dieser 17. Februar dagegen ein Tag der Schmach.
Referendum im Nordkosovo: Klares Nein der Kosovo-Serben zu Pristina
Die Zahl der Kosovo-Serben nahm seit Anfang der 90er Jahre stetig ab, doch noch immer können rund fünf Prozent der Bevölkerung dieser Ethnie zugerechnet werden. Auf der Fläche des Nordkosovo, die rund 12 Prozent der Gesamtfläche des Kosovo beträgt, leben schätzungsweise rund 50.000 Serben. Die restliche serbische Bevölkerung ist im ganzen Land verstreut. Als die Regierung in Pristina am 17. Februar 2008 die Unabhängigkeit des Kosovo von der Republik Serbien erklärt hatte, erklärten im Gegenzug die Großgemeinden Leposavic, Zvecan und Zubin Potok sowie Teile der Großgemeinde Kosovska Mitrovica die Unabhängigkeit gegenüber Pristina.
Politisch viel bewegt hatte sich seitdem nicht. Es trat ein gewisser Status Quo ein, was jedoch nicht heißt, dass es seit 2008 ruhig blieb. Immer wieder kam es gewalttätigen Auseinandersetzungen und zu Konflikten an den Grenzübergängen.
Pünktlich vor dem morgigen Feiertag hatten die Kosovo-Serben über einen Verbleib in der Republik Serbien abgestimmt. Rund 35.500 Personen waren wahlberechtigt, zirka 75 Prozent von ihnen gingen zur Wahlurne und gaben ihre Stimme ab. Laut Medienangaben haben 99,74 Prozent der Wähler gegen die Zugehörigkeit im Kosovo gestimmt. Ein klares Ja für Belgrad, ein klares Nein in Richtung Pristina. Zwar hat diese Abstimmung keine wirkliche rechtliche Grundlage, doch ein deutliches Signal ist dieses Wahlergebnis trotzdem. Denn eines sagt dieses klare Ergebnis ganz deutlich aus. Die serbische Bevölkerung im Kosovo möchte nicht von der serbischen Regierung aufgegeben werden.
Die Regierung in Belgrad befindet sich nun in einer echten Zwickmühle. Auf der einen Seite möchte die Republik Serbien das Kosovo-Problem endlich hinter sich bringen und sich der Europäischen Union öffnen. Auf der anderen Seite möchte man die Landsleute im Kosovo gewiss nicht im Stich lassen. Noch sieht Serbien das Kosovo als Bestandteil der Republik Serbien. Weltweit hat knapp die Hälfte der UN-Mitgliedstaaten jedoch bereits das Kosovo als souveränen Staat anerkannt. Die EU erklärte indes, dass die Abstimmung im Norden des Kosovo keine Bedeutung habe. Eine echte Lösung hat allerdings auch sie derzeit nicht parat...
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