Es mutet schon ein wenig abstrus an: Statt froh über kostenlose Werbung zu sein, wollen deutsche Verlage Geld von Internetseiten, die ihre Artikel bekannt machen. Der Blick der Bundesregierung und natürlich Verlage richtet sich vor allem an den großen Newsaggregator-Player Google News, der Überschriften und Anrisstexte von online publizierten Zeitungsartikeln automatisiert für die Suchenden aufbereitet. Ein hilfreiches Feature, von dem nicht nur die Suchenden, sondern vor allem die Seitenbetreiber in Form von Klicks profitieren.
Peinlicher Lobbyismus: Bundesregierung lässt Verlage bei Google abkassieren
Damit soll nun Schluss sein. Laut eines öffentlich verfügbaren Protokolls des schwarz-gelben Koalitionsausschusses vom 4. März sollen kommerzielle Suchmaschinen und Anbieter von Newsaggretatoren nun auch "Presseverlage an den Gewinnen beteiligen". Verwertung des Leistungsschutzrecht für Internetinhalte heißt der Rundumschlag. Grund: Unternehmen wie Google erwirtschaften Erlöse aus Anzeigen, die im Umfeld von entsprechenden aufbereiten Fremd-Infos platziert werden. Das ist den Verlagen ein Dorn im Auge und so strengen sie ein eigenes Monetarisierungskonzept via politischer Unterstützung an.
Dabei sollen private Anbieter die Fremd-Infos weiterhin verwerten können, aber einen Unterschied zwischen privat und kommerziell wird nicht geliefert, womit sich die Abmahnindustrie wohlwollend die Hände reiben wird. Zwei Profiteure wird also die Offensive haben: Verlage und Rechtsanwälte. Eine Reaktion von Google steht derzeit noch aus, aber die sicherste und einfachste Alternative wäre eine Verbannung der entsprechenden Publikationen aus dem Such-Index. Dass Google dazu fähig ist, hat das Unternehmen vergangenes Jahr in Belgien gezeigt, wo einige Zeitungen mit einem ähnlichen Konzept vorpreschten und am Ende sich über die Reaktion von Google beschwerten. So wird sich zeigen, ob die Verlage hierzulande weiterhin hinter ihrem neu ausgedachten Geschäftsmodell stehen.
Ach ja: Wir von turus.net teilen dieses Geschäftsmodell nicht, denn wir fühlen uns bei Google News und den vielen anderen Newsaggregatoren wohl und sind eher dankbar, als dass wir dafür Tantieme kassieren wollen. Wenn wir ein rechtliches Risiko eingehen, wenn wir andere Newsseiten verlinken - ja dann lassen wir es einfach.