Kaum ein DDR-Thema, das nicht bereits in irgendeine Publikation verpackt wurde. Auf der Qualitätsskala von eins bis zehn sind Bücher und DVDs bis zu beiden Endpunkten zu finden. Die Deutsche Demokratische Republik. Wenn ich das schon höre, mögen viele denken. Ein weiteres Buch wurde auf den deutschsprachigen Markt geschwemmt? Oh bitte, nein, nicht noch solch ein Ostalgie-Buch mit Trabbi, Pittiplatsch und Sandmännchen. Die ersten winken bereits ab. Doch halt! Es gibt ein Thema, das immer wieder die Emotionen weckt. Die Erinnerungen an die eigene Kindheit. Kaum jemand dürfte dies abstreiten.
Kindheit in der DDR: Alles andere als ein abgedroschenes Thema
Von daher war es sicherlich nicht unklug, dass die Herausgeber Gaby Falk und Hans-Joachim Schneider sich ans Werk machten, um das Thema „Kindheit in der DDR“ gefühlvoll an Hand verschiedener Episoden und zahlreicher Fotos zu beleuchten. Vom Untertitel „Mit Sandmann, Frösi und Pioniertuch durch vier aufregende Jahrzehnte“ sollte man sich nicht abschrecken lassen. Klingt banal, allerdings waren es nun mal drei Dinge, die einen in der Tat mit durch die Kindheit begleitet haben.
Ob das neue Buch der Kölner KOMET Verlag GmbH nun für sämtliche deutschsprachige Leser interessant sein könnte, ist schwer zu sagen. Für Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, sei es in den 60ern oder in den 80ern, könnte der Griff zu diesem Buch ein echter Zugewinn sein. Für bezahlbare 12,99 Euro erhält der interessierte Leser ein 160-seitiges Buch mit festem Einband. Acht Menschen erzählen von ihrer Kindheit in einem Land, das nach dem 03. Oktober 1990 nur noch Geschichte war. Von den 1950er Jahren bis zum Mauerfall nehmen die Autoren die Leser mit auf eine Reise, das sie prägte und vor allem eines war: Heimat.
Beleuchtet werden die verschiedensten Aspekte. Chronologisch angeordnet von Geburt und Kinderkrippe über Kindergarten, Einschulung, den Unterricht an der Polytechnischen Oberschule bis hin zu den Ferienlageraufenthalten, die Wochenenden auf der Datsche, den Wehrkundeunterricht, das Wehrlager und die Jugendweihe. Selbstverständlich geht es auch um die Westpakete, den Sport in der DDR, den Trabant und, ja, auch um das Sandmännchen.
Gespickt ist das Buch mit sehr vielen Fotos. Meist in schwarz-weiß, teilweise auch in Farbe. Abgedeckt werden in der Tat sämtliche Zeitabschnitte von Anfang der 50er bis Ende der 80er Jahre. Witzig verfasste Bildunterschriften und farblich abgehobene Infokästchen ergänzen das Ganze. „Stolze Vatis beim Seifenkisten-Rennen der Extra-Klasse“, „Startnummer 80 gibt Gummi – und wird trotzdem überholt“, „Jetzt fehlt nur noch der Löwe, der durch die Reifen springt.“, „Gemüse und Obst im Überfluss – Urlaub im Paradies“, „Heimweh? Fremdwort!“ – Klingt nicht nach 0815? Richtig! Dieses Buch passt durchaus ins heimische Regal. Doch bevor es in jenem abgestellt wird, liegt es einige Zeit zum Schmökern auf der gemütlichen Couch...
Anmerkung: Auch meine Erinnerungen an den Wehrkundeunterricht und die Kinderferienlager sind in diesem Buch zu lesen!
Fotos: DDR-Fotoarchiv / turus.net
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