Revolutionäre 1. Mai Demonstration erreicht erstmals das Berliner Stadtzentrum

MB Updated
Revolutionäre 1. Mai Demonstration erreicht erstmals das Berliner Stadtzentrum

PolizeiNachdem die vergangenen Jahre die Revolutionäre 1. Mai Demonstration vorzeitig von der Polizei abgebrochen wurde (2012 vor dem Jüdischen Museum, 2011 am Hermannplatz), erreichten dieses Mal die tausenden Teilnehmer tatsächlich das Ziel der Route. Das lag vor allem an drei Punkten: Die Route hatte keine spitzen Winkel und war recht geradlinig gesteckt, die Polizei hatte sich optimal vorbereitet und die wichtigsten Punkte massiv abgesichert, und nicht zuletzt war das Aggressionspotential bei weitem nicht so hoch wie beispielsweise 2009. Damals setzte bereits nach fünf Minuten der erste Steinhagel auf positionierte Polizisten ein.

17 Uhr demoErfolge konnten dieses Jahr beide Seiten verbuchen. So gelang es linken Gruppierungen die nicht angemeldete Demonstration um 17 Uhr vom Mariannenplatz am Randes des „Myfestes“ aus zu starten. Das Anliegen: Gemeinsam kämpfen gegen hohe Mieten. Wrangelkiez gegen steigende Mieten. Flotten Schrittes drehten die Teilnehmer eine Runde um den Mariannenplatz, vorbei am Bethaniendamm und anschließend in Richtung Görlitzer Bahnhof. Die Polizisten in einem abseits stehenden Wasserwerfer staunten nicht schlecht, als plötzlich die schätzungsweise 200 bis 300 Demonstranten mit schwarzen Kapuzen vorbeiliefen. Herbeigeeilte Einsatzkräfte begleiteten die spontane Demo, stoppten diese jedoch nicht. Am Lausitzer Platz / Görlitzer Bahnhof versuchte die Polizei ein paar Teilnehmer festzuhalten, was jedoch nicht gelang. Fix hatten sich diese verstreut und unter die bereits auf die 18-Uhr-Demo wartenden Leute gemischt.

DemospitzePünktlich um 18 Uhr wurde sich in die Revolutionäre Demonstration am Lausitzer Platz eingereiht. Anders als 2012 gab es dieses Mal hinter dem Frontbanner kein martialisches Auftreten. Keine zugeschnürten Kapuzen und schwarzen Sonnenbrillen. Stattdessen durften teils ältere politische Aktivisten in der ersten Reihe marschieren. Unter ihnen auch zahlreiche aus dem Ausland (Griechenland, etc.) angereiste Teilnehmer. Ein kompakter schwarzer Block hatte sich am Ende des ersten Drittels positioniert. Andere der Konfrontation nicht abgeneigte Teilnehmer liefen einzeln oder in kleinen Gruppen entlang des großen Demonstrationszuges.

1. Mai 2013Nach einer Stunde Redebeiträge startete die Demo kurz nach 19 Uhr in Richtung Berlin-Mitte. Die Eisenbahnstraße hinauf ging es vor zur Köpenicker Straße, auf der schließlich bis zur Heinrich-Heine-Straße marschiert wurde. Bengalos und Flugblätter vom Dach aus durften auch dieses Jahr nicht fehlen. Leiser als die vergangenen Jahre wurden die ersten Kilometer zurückgelegt.

1. Mai 2013Entlang der Köpenicker Straße blieben die polizeilichen Einsatzkräfte noch sehr auf Distanz. Das sollte sich im Laufe des Abends ändern. Erste nennenswerte Zwischenfälle gab es in der Heinrich-Heine-Straße. Eine nicht abgesicherte Sparkasse „lud“ aus Sicht einiger Aktivisten dazu ein, „entglast“ zu werden. Kurios: Am 1. Mai waren zahlreiche Sparkassen-Filialen in den Bezirken Neukölln und Kreuzberg geschlossen. Die Fenster wurden mit Pressspanplatten geschützt. Weshalb die Sparkasse an der offiziellen Demo-Route nicht auch verbarrikadiert wurde, bleibt ein Rätsel.

PolizeiKritisch wurde es – wie bereits im vergangenen Jahr – an einer von Polizisten abgeriegelten Tankstelle in der Oranienstraße. Steine, Flaschen und Knallkörper flogen auf die Einsatzkräfte. An den Seiten und an der Spitze rückten die Uniformierten nun weitaus näher heran. Seitliche Ausbruchversuche sollten unterbunden werden, es kam zu ersten Festnahmen. Wie eine Festung glich indes das Axel-Springer-Hochhaus an der Ecke Rudi-Dutschke-Straße / Lindenstraße bzw. Oranienstraße / Axel-Springer-Straße.

PolizeiSchweres Gerät wurde aufgefahren, unzählige behelmte Einsatzkräfte sicherten das gesamte Verlagsgelände ab. Einen neuen, etwas skurril anmutenden Anblick gab es dann auf der Leipziger Straße. Komplett neues Terrain für die Revolutionäre 1. Mai Demonstration, die eigentlich im Herzen Kreuzbergs „zu Hause“ ist. Mit Blick in Richtung Potsdamer Platz ging es vor bis zur Mauerstraße und Wilhelmstraße. Mit einem Schlenker durch das dortige, am Abend komplett verwaist wirkende Viertel erreichte der Tross auf der Glinkastraße das Ziel der Reise: Unter den Linden.

UDLFür die Polizei war dieser Endpunkt gewiss optimal. Sehr viel Freiraum auf der immens breiten Straße, um tausende Demonstrationsteilnehmer zu sammeln. Alles war perfekt vorbereitet. Die Angelegenheit endete in der Sackgasse mit Blick auf das Brandenburger Tor. Vorne und an den Seiten Absperrgitter und lückenlose Polizeiketten. Räumgeräte und mobile Scheinwerfer wurden ebenfalls positioniert. Während die letzten Teilnehmer an der Ecke Glinkastraße in Berlins bekannter Flaniermeile einbogen, machten die ersten bereits wieder kehrt. Der große Käfig nahm vielen Demonstranten die Lust, dort länger zu verweilen.

PolizeiWährend es an verschiedenen Punkten der Absperrgitter noch zu vereinzelten Festnahmen kam, marschierten etliche politische Aktivisten bereits zurück gen Kreuzberg. Auf der Friedrichstraße entlang zum Halleschen Tor. Die wichtigsten Kaufhäuser und Nobelgeschäfte wurden von der Polizei abgesichert. Lauter wurde es auf Höhe Kochstraße, wo die Friedrichstraße dunkler und trister wird. Während die einen noch rasch eine Bratwurst am dortigen Imbiss reinschoben, drängelten sich die anderen am Halleschen Tor in die U-Bahn. Das Ziel: Kottbusser Tor.

Dort hatten sich bereits etliche Schaulustige und Krawallsuchende versammelt. Die dortige Polizei musste die großflächige Baustelle absichern. Einige machten sich einen Spaß daraus, an den Bauabsperrungen zu zerren. Schnell flogen die ersten Gegenstände. Gegen 22:30 Uhr wurde es ziemlich voll und die Sache drohte kurzzeitig zu kippen. Erste Festnahmen. Geworfene Flaschen, Knallkörper und eine Rauchbombe. Die Stimmung heizte sich auf. Aus den hinteren Reihen warf jemand sogar eine Rauchbombe mit Tränengas. Schlagartig hatte sich die dortige Stelle geleert, betroffen waren in diesem Fall sowohl die Schaulustigen als auch die Beamten.

Mit üblicher Taktik bekam die Polizei die Lage jedoch schnell unter Kontrolle. Immer wieder wurde das Terrain von kleinen Gruppen durchkämmt. Mit Hilfe der Kameras identifizierte Straftäter wurden festgenommen. Um ein weiteres Heranströmen von Schaulustigen vom Myfest zu verhindern, wurde der Zugang an der Ecke Adalbertstraße / Oranienstraße von einer Polizeikette geschlossen. Optimal in Anbetracht der örtlichen Sicherheit war sicherlich, dass die Musik bzw. die Feier auf den dortigen Straßen noch bis nach Mitternacht lief und nicht bereits um 22 Uhr endete. Somit konnte der Abend an dem meisten Ecken eher entspannt mit einem Bier abgeschlossen werden.

> zur turus-Fotostrecke: Demonstrationen am 1. Mai 2013

 

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