Der Ist-Zustand des Berliner Fußballs

In die Berliner Fußballlandschaft kam in der zweiten Hälfte des Jahres mächtig Bewegung. 2008/09 noch ganz oben mit dabei, nun kämpft Hertha BSC in der aktuellen Saison gegen den Abstieg. Der 1. FC Union spielt als Aufsteiger in der 2. Bundesliga munter im oberen Tabellendrittel mit, Tennis Borussia und Türkiyemspor stehen in der Regionalliga Nord im Mittelfeld, und in der Oberliga NOFV-Nord steht derzeit der BFC Dynamo auf dem Platz an der Sonne.

 

Berlin in der kommenden Saison ohne Erstligist? Nicht alle Berliner Fußballfreunde drücken der Hertha die Daumen, doch ein Abstieg muss dann doch nicht sein. Zu trist waren die Zweitligazeiten bis 1997, wenn gleich die 2. Bundesliga mittlerweile einen weitaus besseren Status hat.

Die Verantwortlichen bei Hertha BSC probieren noch einmal alles und glauben an das große Wunder in der Rückrunde. Zuerst wechselte Stürmer Theofanis Gekas vom Bayerkreuz an die Spree, und nun kommt auch Linksverteidiger Levan Kobiashvili von Schalke 04 zur Hertha. Auf dem Papier sieht das vielversprechend aus, zumal Ramos für weitere Tore sorgen könnte. Ob es letztendlich reichen wird, Nürnberg, Bochum, Stuttgart oder Hannover einzuholen, gilt abzuwarten.

 

Fast, ja fast rutschten die Eisernen noch bis auf zwei Punkte an den Relegationsplatz heran, doch letztendlich reichte es gegen den TSV 1860 München doch nur zu einem 1:1.

26 Punkte aus 17 Saisonspielen fuhren die Köpenicker ein. Der Lohn für den Aufsteiger: Ein guter sechster Platz. 15.467 waren beim Spiel gegen die Löwen im Stadion An der Alten Försterei. Wieder einmal zeigte die prächtige Zuschauerzahl, wie gut das umgebaute Stadion angenommen wird. Der Umbau ist ein großer Erfolg. Stets waren in der Hinrunde die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen fünfstellig. Selbst am Montagabend gegen Greuther Fürth strömten über 14.000 Fans ins stimmungsfreundliche Stadion. Was im nun überdachten Stadion an Stimmung zu erwarten sei, konnte man bereits beim Eröffnungsspiel gegen Hertha BSC im zurückliegenden Sommer erleben. Man darf durchaus gespannt sein, wohin der Weg der Eisernen noch führen wird.

 

24 Punkte fuhren die Veilchen in 19 Saisonspielen in der Regionalliga Nord ein. Und das mit nur 18 Toren. Nur Mit-Aufsteiger Goslaer SC 08 erzielte in der laufenden Regionalliga-Saison weniger Treffer (17). Knappe Siege, wie das 1:0 bei den Amateuren des FC Hansa Rostock, bewahrten TeBe stets davor, in die Abstiegszone abzurutschen. Zuletzt gab es im Mommsenstadion vor 448 Zuschauern gegen Türkyemspor Berlin einen 3:1-Sieg. Zwischendurch gab es immer wieder herbe Niederlagen wie das 1:4 gegen den Hamburger SC II und die 0:7-Klatsche beim 1. FC Magdeburg. Sportlich ist unter dem Strich alles im Lot, finanziell stecken die Charlottenburger jedoch wieder in Schwierigkeiten. Vor dem Heimspiel gegen Türkiyemspor folgten bereits 100 Fans und Freunde von TeBe und besuchten die Auftaktveranstaltung zu "We save TeBe". Für 15 Euro kann man zudem "Gutes tun und dabei gut aussehen" und ein Soli-Shirt mit der Aufschrift "Saving TeBe" in lila oder schwarz erwerben.

 

Die sportliche Bilanz in der Regionalliga ist ähnlich wie die von Tennis Borussia. Türkiyemspor holte in 18 Saisonspielen 23 Punkte und steht derzeit auf dem elften Tabellenplatz.

Die Bilanz hätte jedoch noch weitaus besser ausfallen können. Zuletzt gab es einen Einbruch. Viermal verlor Türkiyemspor in Folge. Der letzte Sieg konnte am 6. November zu Hause gegen Hertha BSC II eingefahren werden. Vor 211 Zuschauern gewann Türkiyemspor im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion mit 3:1. Anschließend gab es Niederlagen gegen den Chemnitzer FC, VfL Wolofsburg II, FC Oberneuland und Tennis Borussia Berlin. Das letzte Saisonspiel vor der Winterpause gegen den ZFC Meuselwitz wurde abgesagt.

 

Alle waren sich vor der Saison einig. Dieses Mal soll es endlich mit dem heiß ersehnten Aufstieg in die Regionalliga Nord klappen. In der letzten Saison spielte der BFC gar nicht so schlecht, doch Tennis Borussia zog an der Tabellenspitze einsam die Runden und stieg in die Regionalliga auf. Vor der Saison wurde von den Anhängern des BFC Dynamo Geld für einen neuen "Bomber" gesammelt. Eine echte "Granate" sollte her, die dem Spiel einen passenden Stempel aufdrücken kann. Als Nico Patschinski vor Saisonbeginn zu den Weinrot-Weißen stieß, waren Freude und Erwartungshaltung groß.Der Saisonstart war noch holperig, doch schließlich fand der BFC in die Erfolgsspur. Zuletzt kamen stets über 1.000 Zuschauer zu den Heimspielen in das Sportforum. Einen Dämpfer gab es beim letzten Spiel der Hinrunde, als der BFC Dynamo gegen die TSG Neustrelitz eine herbe 2:4-Niederlage in Kauf nehmen mussten. Der Titel der Herbstmeisterschaft war jedoch gesichert. Mit 33 Punkten aus 15 Spielen steht der BFC momentan auf dem ersten Tabellenplatz. Die Anhänger sind gespannt, ob in der Rückrunde der Sack zugemacht und der Aufstieg in trockene Tücher gebracht werden kann. Möglichen Auswärtsfahrten nach Hamburg, Hannover, Halle und Magdeburg sehen die Fans der Weinrot-Weißen überaus freudig entgegen.