Gerald von Gorrisson, Fanbeauftragter des DFB, hatte bereits mehrfach drauf hingewiesen, dass diverse Pläne in der Schublade liegen. Nach den jüngsten Zwischenfällen bei Fußballspielen von der 1. Bundesliga bis hinunter in die Regional- und Oberligen, bei denen Pyrotechnik abgebrannt sowie Fans, Ordner und polizeiliche Einsatzkräfte verletzt wurden, übte die Politik zunehmend Druck auf den DFB und die regionalen Fußballverbände aus. Der größte Druck kam hierbei von den Innenministern von Sachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Nun sickert von Seiten des DFB nach und nach durch, dass ab der Saison 2012/13 höchst wahrscheinlich neue Regelungen in Kraft treten werden.
Ultraharter Einschnitt: DFB begrenzt Ticketkontingente für Gästefans
HotGerald von Gorrisson, Fanbeauftragter des DFB, hatte bereits mehrfach drauf hingewiesen, dass diverse Pläne in der Schublade liegen. Nach den jüngsten Zwischenfällen bei Fußballspielen von der 1. Bundesliga bis hinunter in die Regional- und Oberligen, bei denen Pyrotechnik abgebrannt sowie Fans, Ordner und polizeiliche Einsatzkräfte verletzt wurden, übte die Politik zunehmend Druck auf den DFB und die regionalen Fußballverbände aus. Der größte Druck kam hierbei von den Innenministern von Sachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Nun sickert von Seiten des DFB nach und nach durch, dass ab der Saison 2012/13 höchst wahrscheinlich neue Regelungen in Kraft treten werden.
Knackpunkt waren jüngst die Vorfälle bei den Zweitligapartien Eintracht Frankfurt gegen Dynamo Dresden und 1. FC Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt, bei denen jeweils zahlreiche Gästefans die vom DFB ausgesprochene Strafe umgingen und sich auf Umwege Zutritt in die Stadien verschaffen konnten. Beim Deutschen Fußballbund erkannte man nun sehr wohl, dass solche Maßnahmen nicht greifen. Ganz im Gegenteil, es kam zu Solidaritätsbekundungen von Seiten der Heimfans und der DFB wurde massiv diffamiert.
„So kann es einfach nicht mehr weiter gehen“, erklärt Gerd Fraßen von der Arbeitsgruppe Stadiongewalt des DFB. „Nach den jüngsten Vorfällen mussten wir einfach handeln. Uns ist sehr wohl bewusst, dass die ab August 2012 greifenden Maßnahmen für manche Fußballfans hart sein werden, doch wir sehen uns gezwungen, in den Gästesektoren der Stadien neue Regelungen zu schaffen.“
Worum es geht? Der Deutsche Fußballbund plant, die Kontingente der Auswärtstickets zu begrenzen. So dürfen ab Beginn der kommenden Saison in der 1. Bundesliga offiziell nur noch 1.850 Tickets an die Gastvereine abgegeben werden. In der 2. Bundesliga liegt die offizielle Obergrenze bei 1.300 Tickets. Treffen wird es vor allen Dingen Vereine wie den FC Bayern München, Borussia Dortmund, FC Schalke 04, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, Dynamo Dresden und FC Hansa Rostock, bei denen zu Auswärtsspielen in der Regel zahlreiche Fans bzw. Ultras anreisen.
Geplant sind zudem personalisierte Tickets. Neu ist diese Idee nicht, fand sie bereits bisher bei einigen brisanten Spielen Anwendung. Auch die Begrenzung der Ticketkontingente wurde bekanntlich bei etlichen Spielen praktiziert. Bei den DFB-Pokalspielen gilt die gleiche Obergrenze wie in der 1. Bundesliga. Eine solche Auswärtsfanflut wie beim Skandalspiel Borussia Dortmund vs. Dynamo Dresden wird somit in Zukunft nicht mehr ohne weiteres möglich sein.
„Uns ist klar, dass Fangruppierungen versuchen werden, diese Regelung zu umgehen. In diesem Fall werden empfindliche Strafen ausgesprochen. Außerdem dürften es die personalisierten Eintrittskarten schwer machen, die gezogenen Grenzen deutlich zu überschreiten.“, so Fraßen.
Wie genau die neue Regelung umgesetzt wird, ist noch nicht ganz geklärt. In den Augen zahlreicher Vereine sind die kleinen Kontingente nicht im Sinn der Sache. Vor allen Dingen problematisch dürfte die Begrenzung in der 2. Bundesliga sein. Stadien wie die des TSV 1860 München würden auch bei lukrativen Spielen wie gegen Dresden oder Rostock ziemlich leer bleiben, da nur 1.300 Gästefans anreisen dürfen. Bisher waren solche Partien ein gutes Geschäft.
Offen ist noch, wie in der 3. Liga sowie in den Regional- und Oberligen die neuen Richtlinien und Maßnahmen konkret umgesetzt werden. Feste Planungen gibt es bisher nur in den beiden Bundesligen, die dem DFB und der DFL unterstehen. Ein neuer Maßnahmenkatalog für die unteren Ligen soll in Kürze der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Bestätigt sieht sich indes Gerald von Gorrisson, Fanbeauftragter des DFB. Er hatte bereits auf dem Fankongress in Berlin im Januar dieses Jahres eindringlich davor gewarnt, den Bogen nicht zu überspannen, denn Politik und Verband hatten bereits seit geraumer Zeit Pläne in der Schublade. Emotional diskutiert wurden im Kosmos zahlreiche Themen rund um Fankultur, Ultras und Pyrotechnik.
In der neuen Saison erhoffen sich nun DFB und Politik weniger Ausschreitungen und vor allen Dingen weniger Pyrotechnik. Die Rechnung ist ganz einfach. Weniger Leute im Gästeblock: Eine geringere Menschendichte und somit eine geringere Gefahr, dass im Schutz der Masse gezündelt wird.
Die Befürchtung, dass bereits in naher Zukunft die Stehplätze in den Gästebereichen komplett abgeschafft werden, tritt nicht ein. Allerdings sind auch diese Pläne noch nicht vom Tisch.
Hierzu erklärt Gerd Fraßen: „Wir werden in der kommenden Saison ganz genau schauen, was in den Stehblöcken passiert. Ich möchte betonen, dass sowohl die Heim- als auch die Gästebereiche auf dem Prüfstand stehen. Vereine, Verband und Ordnungskräfte werden sich nicht weiter auf der Nase herumtanzen lassen. Die große Mehrheit der Zuschauer wünscht sich ein friedliches Fußballfest. Deshalb sind wir dazu aufgerufen, gegenzusteuern und den radikalen Ultragruppierungen Einhalt gebieten!“
Noch sind die DFB-Planungen ziemlich unausgegoren. Eigentlich sollten diese erst Mitte Mai öffentlich bekanntgegeben werden, doch auf Grund der Planungssicherheit für die jeweiligen Vereine sickern nun die Details nach und nach durch. Ungemütliche Zeiten, die auf die Fußballfans von Karlsruhe bis Cottbus zukommen. Kein Wunder, dass sich jetzt bereits Widerstand breitmacht. Erste Fanklubs und Ultrà-Gruppen wollen in Kürze Sturm laufen.
Während viele Vereine Verständnis für die Planungen des DFB haben, gibt es jedoch auch einige Klubs, die der Sache eher skeptisch entgegensehen. Kritische Töne gab es bereits vom FC St. Pauli, vom FC Energie Cottbus, von Hertha BSC, vom TSV 1860 München und vom SC Freiburg.
Ginge es nach der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hätte man bereits weitaus früher Konsequenzen ziehen müssen. Burghard Friedrich von der GdP ließ verlauten, dass große Choreographien nicht erlaubt werden dürfen, da mit Hilfe dieser versteckte Straftaten begangen werden. Zudem würden Botschaften vermittelt werden, die nicht im Sinne der Vereine, Polizei und Verbände liegen. Auf den Prüfstand sollen auch Doppelhalter und Spruchbänder, da hinter diesen immer wieder Pyrotechnik gezündet werde, so Friedrich.
„Wir möchten saubere Kurven! Ohne wenn und aber. Wir möchten keine italienischen oder polnischen Verhältnisse in deutschen Stadien. Es muss möglich sein, dass sich fußballinteressierte Bürger wieder wohlfühlen in ihren zweiten Wohnzimmern“, erklärte Burghard Friedrich auf einer Pressekonferenz in Hannover.
Anmerkung (02. April 2012, 00:05 Uhr):
In der Tat handelt es sich hierbei um einen Aprilscherz! Allerdings sollte allen Fußballfans bewusst sein, dass das beschriebene Szenario eines Tages durchaus eintreten könnte! Für die sehr intensive, emotionale Diskussion hier bei turus.net und in all den anderen Foren, in denen dieser Artikel verlinkt wurde, bedanken wir uns sehr! Wir wünschen allen Lesern einen entspannten Wochenstart! ;-)
> zu den turus-Fotostrecken: Fußballstadien, Ultras, Pyrotechnik & Choreographien