Unter „verschärften Sicherheitsvorkehrungen“ fand heute Abend das „Bergische Derby“ zwischen dem FC Remscheid und dem Wuppertaler SV statt. Früher trafen sich über 10.000 Fans in Lennep, um dem Duell beizuwohnen. Heute, wo beide Klubs unterklassig spielen (Remscheid in der sechsten und Wuppertal in der vierten), versammelten sich rund 1.800 im weiten Rund des Remscheider Röntgen-Stadions, darunter gut 800 aus Wuppertal. Man traf sich nach über elf Jahren anlässlich der ersten Runde im Niederrheinpokal wieder, für den sich der FC Remscheid über den Kreispokal qualifiziert hatte.
FC Remscheid gegen Wuppertaler SV: Ein Klassiker mit reichlich Emotionen, Pfeffer und Pyro
HotDie großen Zeiten des FC Remscheid liegen weit zurück. Anfang der 1990er Jahre spielte man in der zweiten Bundesliga (sowie 1982 bis 1984 als BV 08 Lüttringhausen, 1987/88 als BVL Remscheid) und pendelt seitdem zwischen den unteren Ligen. Derzeit spielt der FC Remscheid in der sechsten Liga (Landesliga Niederrhein Gruppe 1), kann sich aber trotzdem einiger Sympathien aus der drittgrößte Stadt des Bergischen Landes sicher sein, vor allem weil es heute gegen den alten „Bergischen“ Rivalen den Wuppertaler SV ging. Die Bilanz: Insgesamt trafen sich die beiden Klubs in der Geschichte zwölf Mal: Fünf Unentschieden, einmal ging der FC Remscheid als Sieger vom Platz und sechsmal der Wuppertaler SV. Zuletzt spielten die beiden Klubs am 11. März 2001 in der Oberliga Nordrhein gegeneinander – der WSV gewann mit 4:0.
Und so konnten es vor allem die Wuppertaler Anhänger, die mit dem Zug anreisten, kaum erwarten ins Stadion zu kommen und versuchten den Gästebereich mit und ohne Eintrittskarte zu stürmen. Ordnungsdienst und Polizei hatte etwas dagegen und ließen Schlagstock sowie Pfefferspray von der Leine und kesselten kurzerhand rund 500 Wuppertaler Fans bis weit nach Spielbeginn ein. Dagegen zeigte die "Szene Remscheid" zum Anstoß eine sehenswerte Banner- und Rauchchoreo und lieferte über die gesamte Spielzeit einen erstklassigen gesanglichen und kreativen Support, der sich vor höherklassigen Klubs nicht verstecken muss und eines zeigt: Auch mit wenigen Fans kann man viel erreichen.
Spielerisch begann der Wuppertaler SV wie man es von dem Favoriten erwartete: stürmisch. Während die Spieler des FC Remscheid in ihrem ersten Saisonspiel auf eine Sensation hofften, steckt der Wuppertaler SV mitten im Ligaalltag und konnte zuletzt überzeugen: nach vier Spieltagen in der Regionalliga West hat das Team von Hans-Günter Bruns sieben Punkte auf der Habenseite und entsprechend engagiert gingen die Rot-Blauen heute in Remscheid zu Werke. Die erste Halbzeit ging ganz klar an den Wuppertaler SV: viele hochkarätige Chancen und eine sichtbare Feldüberlegenheit, aber kein Torerfolg.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Pyroshow der Wuppertaler Ultras, aber der Viertligist wirkte irgendwie gehemmt, trotz der gezeigten Leidenschaft der eigenen Fans. Zwar erspielten sie sich einige Chancen, aber auch der FC Remscheid drückte dagegen und ging in der 74. Spielminute durch eine Unordnung in der Wuppertaler Hintermannschaft in Führung. (Michael Günther). Das Röntgenstadion stand Kopf und die Sensation wurde noch greifbarer als in der 87. Minute Hacisalihoglu die Chance hatte auf 2:0 zu erhöhen - aber er vergab. Während die Remscheider Fans "Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin" skandierten, forderten die Wuppertaler von Ihrem Team "Wir wollen Euch kämpfen sehn". Aber an diesem Abend passte es einfach nicht für die Rot-Blauen und der FC Remscheid entschied den Klassiker für sich. Einige Wuppertaler Anhänger suchten nun den Erfolg in der dritten Halbzeit und machten sich teilweise maskiert quer über die Gegengerade in Richtung Remscheider Anhänger, aber auch hier ohne Erfolg, denn die Polizei war rasch mit Pfefferspray im Anschlag zur Stelle.
Die Wuppertaler Mannschaft kann sich nun voll und ganz auf die Liga konzentrieren, während der FC Remscheid vom vierten Gewinn des Niederrheinpokals nach 1990, 1991 und 1994 träumen kann. Der Gewinn des Pokals berechtigt zur Teilnahme an der ersten Runde des DFB Pokals.
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