Der Stadionsprecher nannte die Angelegenheit ein Derby, obwohl es eigentlich gar keins ist. Die polizeilichen Einsatzkräfte waren angerückt und hatten Stellung bezogen, als würde man den Staatsfeind Nummer eins erwarten. Die russischen Truppen an der deutsch-polnischen Grenze? Nein, „nur“ die SG Dynamo Dresden mit ihren mitgereisten 3.000 Fans war zu Gast in Cottbus. Keine Staatsfeinde, sondern nur Fußballfans. Obwohl in manchen Boulevardzeitungen in letzter Zeit beides in etwa gleichgesetzt wird. Um eine Sache gleich vorwegzunehmen: Es blieb friedlich beim mit Spannung erwarteten Zweitliga-Duell zwischen Energie Cottbus und Dynamo Dresden.
Energie Cottbus vs. Dynamo Dresden: Lausitzer Choreo erntet sächsischen Humor
HotDer Stadionsprecher nannte die Angelegenheit ein Derby, obwohl es eigentlich gar keins ist. Die polizeilichen Einsatzkräfte waren angerückt und hatten Stellung bezogen, als würde man den Staatsfeind Nummer eins erwarten. Die russischen Truppen an der deutsch-polnischen Grenze? Nein, „nur“ die SG Dynamo Dresden mit ihren mitgereisten 3.000 Fans war zu Gast in Cottbus. Keine Staatsfeinde, sondern nur Fußballfans. Obwohl in manchen Boulevardzeitungen in letzter Zeit beides in etwa gleichgesetzt wird. Um eine Sache gleich vorwegzunehmen: Es blieb friedlich beim mit Spannung erwarteten Zweitliga-Duell zwischen Energie Cottbus und Dynamo Dresden.
Vor Anpfiff wurde auf der Heimseite eine Choreographie, die aus hunderten Schals und Folien bestand, vorbereitet. beim Einlaufen der Mannschaften wurden in der Mitte die Schals, in den Außenbereichen die Folien hochgehalten. In der Mitte hinter dem Tor war zudem eine Fahne mit der Aufschrift "Energie Cottbus" zu sehen. Dazwischen ein schwarzes, rot durchgestrichenes Dynamo-D. Allerdings hatte die Choreographie einige Lücken und kam nicht so knackig rüber wie vielleicht von den Fans des FC Energie erhofft. Kein Vergleich zur Block-K-Choreographie in Dresden in der Woche zuvor. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in sozialen Netzwerken die Dynamo-Anhängerschaft Vergleichsfotos zum Besten gaben und über die Cottbuser Choreo lästerten.
Im Gästebereich verzichteten die Ultras Dynamo dieses Mal auf ein Intro. Stattdessen schwenkte man zwei große Fahnen und beließ es beim kraftvollen akustischen Support. Geschlossen und brachial laut – wie man es vom schwarz-gelben Anhang gewohnt ist – wurden die Lieder angestimmt und die Blöcke des Gästebereichs zum Kochen gebracht. Da tat auch die frühe Führung der Lausitzer (Sörensen in der siebten Minute) der guten Stimmung wenig Abbruch. Vielmehr wurde sich über die in den Augen der Dynamo-Fans völlig verkorksten Cottbuser Choreo lustig gemacht – und zwar in einer Form, die selbst den vor dem Zaun postierten Ordnungshütern ein Lächeln abrang. Wie darauf der Energie-Anhang reagierte? Steilvorlage angenommen und prompt nochmals all die Schals hochgehalten!
Wenig zum Schmunzeln war für die Dresdener Anhängerschaft das Geschehen auf dem grünen Rasen. Dynamo fand in der ersten Halbzeit im Prinzip gar nicht statt. So genügte Energie Cottbus eine durchschnittliche Leistung, um die Weichen für den Dreier bereits in der ersten Halbzeit zu legen. In der 30. Minute konnten die Hausherren Dank eines verwandelten Strafstoßes von Banovic auf 2:0 erhöhen. Im zweiten Spielanschnitt legte Dresden ein Schippchen drauf und kam zu recht guten Möglichkeiten. Doch was nutzen die besten Chancen, wenn diese nicht reingemacht werden. Die dickste Möglichkeit hatte Poté, doch sein Kopfball klatschte nur an den Pfosten. Erstaunlich indes die Taten des Trainers. Nur zwei Auswechslungen bei einem 0:2-Rückstand? Zudem wurde der starke Fighter Fiel aus dem Spiel genommen, für ihn kam der defensivere Solga auf den Platz. Gewiss mehr Sinn machte der zweite Wechsel – Trojan für Jungwirth -, doch blieben weiterhin mit Kitambala und Fort zwei weitere Offensivkräfte auf der Bank.
Und auf den Rängen? Keine Frage, im Gästebereich flachte die Stimmung in der zweiten Halbzeit immer mehr ab. Bereits in der 75. Minute wurde der zuvor schmuckvoll behangene Zaun „entflaggt“. Rund 300 Mitglieder der aktiven Szene verließen das Stadion und überließen den Verbliebenen das Feld. Echte Stimmung gab es fortan nur noch auf Heimseite. Allerdings war verwunderlich, dass trotz des Sieges gegen einen extrem ungeliebten Gegner und des Schnupperns am Aufstiegsplatz die Stimmung nicht noch besser war. Durchgängig supportet wurde auf der Hinter-Tor-Tribüne nur im mittleren Bereich, in den äußeren Bereichen kam nur selten echte Fußballatmosphäre auf. Sehens- und hörenswert war jedoch die „Uffta“ nach Abpfiff, an dieser nahmen nämlich alle Energie-Fans teil. Weshalb das nicht während des Spiels möglich ist, verstehe wer will.
Dank des 2:0-Sieges befinden sich die Lausitzer weiterhin auf Rang vier, mittlerweile punktgleich mit dem drittplatzierten 1. FC Kaiserslautern. Dynamo Dresden ist mit neun Punkten auf Platz 15 zu finden. Akute Abstiegsgefahr! Die drei Teams in der heißen Zone – Jahn Regensburg, MSV Duisburg und SV Sandhausen – haben ebenfalls allesamt neun Punkte auf dem Konto. Bereits am kommenden Freitag empfängt Dynamo die Mannschaft des FSV Frankfurt. Die Kicker des FC Energie reisen indes zum Tabellennachbarn auf den Betzenberg!
Text: Sandy Hartenstein
Fotos: Sandy Hartenstein & Ricardo Lichtenfeld
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