Olimpia Szczecin vs. Medyk Konin: Frauenfußball dienstags um 14:30 Uhr

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FrauenfußballIm Gegensatz zu Deutschland spielt der Frauenfußball in Polen eine wesentlich kleinere Rolle im Sport. Auf internationaler Ebene sieht es jedenfalls mehr als mau aus. Während sich in Deutschland die dominierenden Vereine über das ganze Land verteilen, ist es in Polen eher der schlesische Teil, der in dieser Sportart führend ist seit Einführung des Wettbewerbs im Jahr 1979. Früher waren es Czarni Sosnowiec (aktuell in der 2. Liga) und Wroclaw, die zahlreiche Meisterschaften erringen konnten, momentan ist es Unia Raciborz. 

SchirisDer heutige Gegner von Olimpia Szczecin im Viertelfinale des polnischen Pokals ist Medyk Konin. Medyk ist ungefähr das Bayer Leverkusen der Ekstraliga (zehn Mannschaften). Schon mehrmals gelang ihnen die Vizemeisterschaft. Zum Titel hat es bisher nicht gereicht. Im Moment sind sie schon wieder auf dem zweiten Rang zu finden. Im Kader befinden sich immerhin sechs Spielerinnen der Nationalmannschaft. Von diesen stehen heute auch wieder drei auf dem Kunstrasenplatz an der ul. Witkiewicza. Die Rollen scheinen also klar verteilt. Olimpia als abgeschlagener Dritter der 2. Liga (Nord) ist eher der Außenseiter in diesem Duell. 

OlimpiaDas Spiel beginnt und sofort setzt Konin die Gastgeberinnen unter Druck. Das erstreckt sich über die gesamte Spielzeit. Olimpia-Torhüterin Watychowicz, die heute das Spiel ihres Lebens machen wird, sieht sich 90 Minuten lang nur Angriffen ausgesetzt. Sie treibt die Medyk-Spielerinnen schon fast zur Verzweiflung. Einmal wird sie von der Latte gerettet, zweimal entscheidet die Schiedsrichterin auf Abseits. Nach einer guten Stunde nimmt die Trainerin die Spielerin Sandra Lichtenstein vom Feld, welche nicht nur durch ihre Frisur, sondern auch durch starke Bemühungen im Offensivspiel auffiel. Bis dahin leitete sie fast jeden Angriff von Konin ein. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis hier das erste Tor gefallen wäre. Erstaunlich, dass sie nicht im Auswahl-Kader steht. Die anderen drei Kolleginnen, die im A-Kader stehen, fielen dagegen heute nicht sonderlich auf. 

TränenDas Spiel endet in der regulären Spielzeit torlos, und direkt im Anschluss folgt das Elfmeterschießen. Etwas mehr Glück hat Konin. Gewünscht hatte man das Weiterkommen eher Olimpia, jedoch wäre es nicht verdient gewesen. Szczecin hatte während der gesamten Spielzeit nur eine einzige Torchance. Auf der einen Seite ein jubelnder Haufen – auf der anderen kullern die Tränen. Es ist immer wieder faszinierend und es hat den Anschein, dass im Frauenfußball die Spielerinnen noch mit etwas mehr mit dem Herz dabei sind. Auch die Spielweise war teilweise richtig ruppig. Oft wurden Zweikämpfe gesucht und ihnen nicht aus dem Weg gegangen. Die Torhüterin schmiss sich aufopferungsvoll, geradezu wagemutig, um den Ball zu sichern.

Winter in PolenIn der nächsten Runde muss Medyk nun nach Leczna reisen (400 Kilometer). Das ist die große Belohnung für diesen Ausflug an einem Dienstag. Nur der polnische Verband weiß, warum man dann noch ausgerechnet einen Termin um 14:30 Uhr wählte. Leczna wird für Konin ähnlich weit wie Szczecin. Die Tatsache, dass dieses Spiel heute überhaupt ausgetragen werden konnte, ist dem Sportplatz an der Witkiewicza zu verdanken. Der Kunstrasen der neuesten Generation war eisfrei und bestens bespielbar. Nur kamen leider bloß 40 Zuschauer – das ist auch nicht ungewöhnlich für diese Anstoßzeit. Die eigentliche Heimstätte von Olimpia, das Stadion von Stal Szczecin, liegt dagegen, wie alle anderen Plätze, aktuell unter einer Schneedecke. 

GryfDavor spielte Olimpia an der ul. Hoza. Dort fielen mir auch mal Fotos von einer kleinen Fangruppe und sehr viel Pyrotechnik auf. Vor einigen Jahren drängte sich mal ein Derby gegen das damalige Gryf Szczecin auf, so dass ich auch mal Olimpia in Aktion sehen konnte. Gespielt wurde auf dem Kunstrasenplatz in Police und es wurde natürlich wieder viel abgebrannt (Fontänen, Rauch, Blinker, Feuerwerksbatterien). Schäden entstanden keine. Gryf wurde übrigens später von Pogon geschluckt und spielt heute auch in der Ekstraliga. Spätestens jetzt wurde die Frage geklärt, was sich denn hinter Olimpia Szczecin verbirgt, dessen Fahne bei der WM 2006 gelegentlich bei den Spielen zu sehen war.  

Fotos: Michael

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen


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