PAOK vs. ARIS: Emotionaler Heimsieg beim Basketball-Derby von Thessaloniki

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PAOK35 Minuten vor Anwurf ertönten die ersten Melodien der PAOK-Fans. Der aktive Teil der Fans stand auf der Gegentribüne und hinter dem Korb. In mehreren Bereichen hatte die schwarz-weiße Fanszene eigene Anpeitscher und Trommeln. Hinter dem Korb erblickten zudem mehrere große Schwenker das Hallenlicht der PAOK Sports Arena. Die Atmosphäre wurde mit jeder Minute besser und kurz vor Spielbeginn schepperte der erste richtig brachiale Schlachtruf durch die Halle. Spätestens jetzt standen dem neutralen Beobachter, der erstmals beim griechischen Basketball war, vor lauter Begeisterung die Haare zu Berge. Adrenalin pumpte durch die Adern, Gänsehaut von den Fingerspitzen bis zu den Zehen.

PAOKZum Anwurf wurden Papierschlangen, Kassenrollen und ähnliches auf das Feld geworfen. Zudem gab es Gesänge vom allerfeinsten. Plötzlich wurden zwei, drei Monsterböller gezündet. Nun war mir klar, das ist kein Traum! Du bist mittendrin! Das hier ist PAOK! Bisher nur bekannt aus diversen Filmen und Berichten. Es hingen zirka 50 Zaunfahnen in der kompletten Halle. Welch ein genialer Anblick! Unter ihnen zahlreiche Sektionsfahnen von „Gate 4“, sogar aus weit entfernten Ländern wie Belgien. Polizisten in voller Montur, sogar mit Schutzschildern, stellten sich schützend um die 20 Gästefans (wohl Funktionäre, etc.) herum. Vor dem Spiel gab es an einer Stelle kleinere Auseinandersetzungen zwischen PAOK-Fans und der Staatsmacht.

PAOKWas sich dann auf den Tribünen abspielte, kann man nur schwer in Worte fassen. Auch diverse youtube-Videos geben nicht das Gefühl wieder, das man vor Ort hat. Es war einfach unbeschreiblich, mit was für einem Enthusiasmus bzw. Fanatismus das eigene Team unterstützt wurde. Beim Fotografieren wurde man Zeuge von monströsen Pogos, welche im Wechsel auf sämtlichen drei aktiven Tribünen gemacht wurden. Pogos, wie ich sie persönlich bei einer Sportveranstaltung noch nie gesehen habe. Manchmal sah es nach einer wüsten Schlägerei aus, und man musste wirklich genauer hinsehen, ob die Situation zu erkennen. Durch die Böller und dem Qualm (in der Halle wurde geraucht) war die Luft ziemlich trüb. Als die drei Tribünen plötzlich nacheinander mit unglaublich hoher Mitmachquote mit dem Rücken zum Spielfeld hüpften war klar, dass der Besuch bei diesem Basketball-Derby die goldrichtige Entscheidung war. Die Atmosphäre erreichte ihren Siedepunkt, als PAOK einen 0:14 Rückstand aufholte und 3:09 Minuten vor Ende des zweiten Viertels plötzlich mit 31:30 führte. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, und ich (beim Fußball bereits manch hitziges Spiel erlebt) hatte schwer mit meiner Gefühlslage zu tun.

http://www.turus.net/components/com_joomgallery/img_thumbnails/sport__freizeit_138/basketball_436/griechisches_basketball_derby_paok_bc_vs_aris_bc_20130324_1262788478.jpgDie Spieler von PAOK begannen das Spiel nervös und so lag Aris (wie in Griechenland bei Derbys üblich ohne Gästefans vor Ort) nach fünf Minuten bereits 14:0 in Führung, was der Atmosphäre jedoch keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Mit brachialen Schlachtrufen feuerten die Fans ihre Götter auf dem Spielfeld an. PAOK fing sich etwas und so ging es mit einem 14:22 in die erste Pause. Im zweiten Viertel drehte PAOK dann auf, ging in Führung und übernahm schließlich das Kommando. PAOK spielte nun aggressiver und ließ jeden Gast in der Halle verzweifeln. Am Ende hieß es 41:36 nach zwei Vierteln. Jeder Aris-Angriff wurde nun von einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert begleitet. Das Verhältnis auf dem Parkett blieb auch im dritten Viertel unverändert und PAOK konnte die Führung behaupten (58:48).

paokIm letzten Viertel wurde es nochmal spannend, doch am Ende siegte PAOK verdient mit 84:72. Der Coach von PAOK rannte wie ein aufgescheuchtes Reh am Spielfeldrand umher und machte seinen Spielern sicherlich Konkurrenz, wenn es um gelaufene Kilometer geht. Großen Anteil am Sieg hatten die Spieler William Hatcher und Konstantinos Charalampidis, die mit vielen Punkten dazu beitrugen, dass das Thessaloniki-Derby gegen den zehnmaligen Meister Aris gewonnen werden konnte. Im PAOK-Fanblock wurde kurz vor Spielende indes noch ein Strobo gezündet. 

PaokIn der Tabelle der griechischen Basketball-Liga sind an der Spitze derzeit die beiden Platzhirsche Olympiakos Piräus und Panathinakos Athen zu finden, allerdings steht der zweimalige griechische Meister PAOK (1959 und 1992) mit geringem Punkteabstand auf Rang vier. Aktueller Dritter ist Panionios. Aris belegt aktuell einen Mittelfeldplatz. Goldene Zeiten hatten die Schwarz-Gelben in den 80er Jahren, als im Zeitraum von 1983 bis 1991 die Titel quasi in direkter Serie eingefahren werden konnten. Acht der insgesamt zehn Meistertitel stammen aus dieser Ära. Dank dieser liegt Aris im griechischen Meister-Ranking gemeinsam mit Olympiakos auf Platz zwei, unangefochtener Rekordmeister ist Panathinaikos mit sage und schreibe 32 Titeln. Achtmal (zuletzt 2002) wurde AEK Athen Meister, sechsmal konnte Panellinios Athen triumphieren. Allerdings liegen sämtliche Meistertitel weit zurück (1929, 1939, 1940, 1953, 1955 und 1957).  

Fotos: Ricardo Lichtenfeld

> zur turus-Fotostrecke: PAOK Saloniki vs. ARIS Saloniki

 

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