PAOK Thessaloniki vs. Panathinaikos Athen: Fanproteste und klarer Heimsieg

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PAOKEigentlich sollte ein Blick auf die Ankunft des Fanmarsches der PAOK-Fans geworfen werden. Dieser blieb jedoch aufgrund größerer Polizeipräsenz und Straßensperren verwehrt. Die Fans trafen sich für den Protestmarsch (es ging hierbei um einen inhaftierten PAOK Fan) am „Weißen Turm“ und von dort aus wurde zum Stadion gelaufen. Die Polizisten waren extrem angespannt und nervös. Und das, obwohl keine Gästefans vor Ort waren. Bereits seit einigen Jahren sind bei den Duellen der großen Mannschaften diese nicht mehr zugelassen. Wie muss die Atmosphäre gewesen sein, als auch die Gästeblöcke prall gefüllt waren?

ToumbaDas Toumba-Stadion, welches nach dem gleichnamigen Stadtteil von Thessaloniki benannt ist, darf sich „das größte Stadion der Stadt“ und „das größte in Privateigentum befindliche Stadion Griechenlands“ nennen. Das Stadiongelände wurde im Jahre 1957 für 1,5 Millionen griechische Drachmen erworben. Im Folgejahr begann der Bau des Stadions. Immer wieder wurde das Toumba-Stadion ausgebaut, so dass im Jahre 1976 ein Zuschauerrekord von 45.252 beim Spiel PAOK gegen AEK Athen möglich war. 1998 wurden sämtliche Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt, was eine Reduzierung der Kapazität auf nur noch 33.000 Plätze. Als Folge hatte. Im Jahr 2000 wurden die Sicherheitszonen noch einmal vergrößert und so sind 28.803 Plätze der aktuelle Stand der Dinge. Seit Jahren wird ein Neubau an gleicher Stelle angestrebt, doch die finanzielle Situation des Vereins lässt diesen derzeit nicht zu.

PAOKPAOK, das 1926 von griechischen Flüchtlingen aus Konstantinopel ins Leben gerufen wurde, hat einen Doppelkopf-Adler im Vereinsemblem. Allerdings hat dieser aus Trauer über den Verlust der Heimat die Flügel angelegt. Die Vereinsfarbe Schwarz steht für eben diese Trauer, das Weiß für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine enge Freundschaft verbindet die Anhängerschaft von PAOK mit der von Partizan Belgrad. Das Motto: „Gleiche Farben - Gleiche Religion“. Nicht selten unterstützt man sich gegenseitig bei Liga- und vor allen Dingen bei Europapokalspielen. Auch beim zurückliegenden Spiel gegen den 20-maligen griechischen Meister Panathinaikos Athen wurde der zweimalige Meister PAOK von einer recht ordentlichen Anzahl Partizan-Fans unterstützt. 

PAOKDas Stadion füllte sich recht langsam, erst zum Anpfiff hin kamen die meisten Fans hinein. Vor Spielbeginn stellte sich ein Fan mit Trommel in den Mittelkreis, ein anderer rannte eine Stadionrunde und animierte sämtliche Stadionbereiche aufzustehen, die Hände hochzunehmen und einzuklatschen. Er gab per Schlag auf die Trommel den Takt vor und das Stadion brüllte „PA-OK!!!“ Welch eine geniale Aktion! Dass allerdings bei PAOK aufgrund der eingangs erwähnten Inhaftierung des Fans nicht alles wie immer ist, merkte man unter anderen auch daran, dass kaum Zaunfahnen hingen. Auch der Support, so bescheinigte mir ein Grieche, sei sonst bei weitem besser. 

PAOKAllerdings kann aus neutraler Sicht durchaus bescheinigt werden, dass es trotz leicht angezogener Handbremse ein sehr ordentlicher Auftritt der PAOK-Fankurve wurde. Beim Einlaufen der Mannschaften wurde die Fankurve an mehreren Stellen in Bengalisches Licht getaucht. Zudem gab es Rauch in den Farben Weiß und Orange. Einige Böller wurden auch gezündet. Nach dem Erreichen der Druckwelle musste man sich im Innenraum als Fotograf erst einmal ordnen. Immer wieder leuchte es an verschiedenen Stellen der Kurve. Die Gesänge wurden einige Male von großen Teilen des Stadions mitgetragen, was die Lautstärke definitiv in die Kategorie „Brachial“ einzuordnen lässt. Was mag im Toumba wohl los sein, wenn die Fans nicht protestieren, sondern volle Pulle supporten? Wie bereits beim Basketball-Derby PAOK gegen Aris gesehen, kam es auch hier zu Pogo-Einlagen, welche sehr stark nach Massenschlägereien aussehen. Auch beim Armeinsatz gab es auf den Rängen eine hohe Beteiligung. 

PAOK - PAODas recht unterhaltsame Spiel konnte PAOK am Ende mit 2:0 für sich entscheiden. Die erste Hälfte war eher etwas für Freunde des Mittelfeldgeplänkels. Nach 25 Minuten konnten gerade einmal 2:0 Chancen verzeichnet werden. In der 39. Minute bekam Pape Habib Sow für ein Foul, bei dem er sich sogar selbst verletzte und mit Buggy vom Feld gefahren wurde, die Rote Karte. Fortan mussten die Gäste aus der griechischen Hauptstadt in Unterzahl spielen. Bis zur Halbzeit bekamen die Zuschauer keine weiteren Torchancen zu sehen.


PAOKDie zweite Hälfte wurde dagegen weitaus ansehnlicher. PAOK besann sich nun aufs Fußballspielen und kämpfte leidenschaftlich gegen die Athener. In den ersten zehn Minuten des zweiten Spielabschnitts erspielten sich die Hausherren sogleich zwei, drei richtig gute Möglichkeiten. In der 60. Minute war es dann soweit. Abdoul Camara netzte zum 1:0 für PAOK ein und ließ das Stadion beben. Im Anschluss lief das Spiel bei PAOK nun viel leichter. In der 82. Minute erzielte Zvonimir Vukic das 2:0, das von den Fans frenetisch gefeiert wurde. Bei diesem Jubelorkan hätte man meinen können, in der griechischen Meisterschaft sei noch alles möglich. Dem ist allerdings nicht so. Olympiakos Piräus ist mit 16 Punkten Vorsprung auf Asteras Tripolis bereits Meister – und das zum sage und schreibe 40. Mal!. Allerdings ist für PAOK beim Kampf um Rang zwei noch alles drin. Panathinaikos spielt indes eine miserable Saison und ist auf dem enttäuschenden Platz sechs zu finden. Gut möglich, dass die Europa-League-Saison 2013/14 ohne PAO stattfinden wird.

Fotos: Ricardo Lichtenfeld

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Griechenland

 

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