FC Chomutov vs. SK Prevysov: Luxustoiletten und Trommelstock-Attacke

MH Updated

ChomutovWährend in Deutschland in den unteren Ligen nach wie vor Väterchen Frost das Fußballgeschehen bestimmt, zeigen sich die tschechischen Nachbarn weniger beeindruckt vom Wetter und treten dennoch gegen das runde Leder. Somit sollte es Freitagabend in das grenznahe, 50.000 Einwohner starke Chomutov gehen. Glücklicherweise waren die Straßen sehr gut geräumt, so dass die Anreise problemlos von Statten ging. Am Ziel der Reise haben sich die Tschechen einen ordentlichen Prunkpark namens „Novy Chomutov“ angelegt. Nicht nur das neue Fußballstadion ist dort zu finden, auch die neue Eishalle der Pirati Chomutov, ein Aquapark, ein Athletikstadion und eine Trainingshalle befinden sich an dieser Stelle. Beeindruckend, aber völlig „untschechisch“. 

ChomutovUm zurück zum Fußballstadion zu kommen: Dort erwartet den Zuschauer ein sehr moderner Allseater mit einer Kapazität von 4.800 Plätzen, Toiletten der Spitzenklasse mit Lichtsensoren und Polstersitzen auf der Haupttribüne. Dennoch bleiben die meisten dieser Sitze trotz kostenfreiem Eintritt verwaist. Gerade einmal 160 Zuschauer fanden beim Spiel gegen den SK Prevysov den Weg auf die Ränge. Kein Wunder, das übliche tschechische Flair fehlt eben. Hier wird wohl so schnell keine besonders gute Auslastung erreicht werden, wobei die Pläne in Chomutov recht groß sind. Auf lange Sicht wird der Aufstieg in die Erstklassigkeit angestrebt. Mit dem Aufstieg wird es vorerst wohl nichts, denn als Tabellenvierzehnter orientiert man sich eher am anderen Ende der Tabelle. 

Im abendlichen Flutlichtspiel ging es gegen den Tabellenachten auf Punktejagd. Bei diesem ist es absolut berechtigt von einer Dorftruppe zu sprechen, denn die im Okres Hradec Králové (östlich von Prag) gelegene Gemeinde Prevysov ist mit seinen 337 Einwohnern ein eher kleiner Stern am großen tschechischen Fußballhimmel. Für etwas Aufsehen sorgte der kleine Verein dennoch in seiner jüngeren Historie. Insbesondere, als 31. August 2011 ein klarer 3:0-Erfolg in der dritten Runde des tschechischen Pokals gegen den renommierten Erstliga-Vertreter SK Slavia Praha errungen werden konnte. 

ChomutovMit Spielbeginn fanden sich auf der Gegengeraden handgezählte 26 Jugendliche hinter einer schlichten „Ultras Komotau“-Fahne ein, um anschließend mit Trommel und eigener Stimmgewalt für etwas Furore zu sorgen. Der Anpfiff wurde untermalt von einigen grünen Bengaltöpfen und Kassenrollen. Besser als bei vielen tschechischen Zweit- und teilweise sogar Erstligisten. Kaum lief das Spiel ein paar Minuten, schon gab es den ersten Aufreger. Nach einer aus Sicht der Heimfans strittigen Schiedsrichterentscheidung flog ein Trommelstock knapp am Kopf des Linienrichters vorbei auf den Rasen. Dieser staunte nicht schlecht. Nach kurzem Einreden auf die Fans, warf er diesen einfach zurück in den Block. In Deutschland wäre der Übeltäter wohl sofort gefasst worden und hätte mindestens ein Stadionverbot kassiert. 

ChomutovNicht so in Tschechien. Zur zweiten Hälfte fuhren die Ultras Komotau weitere fünf rote Bengalen auf, was bei einem Drittligaspiel nicht unbedingt typisch ist. Zum Spiel kann man sich größere Kommentierungen sparen, denn Qualität suchte man vergebens und Torchancen gab es so gut wie gar keine. Die vorherrschende Kälte lähmte scheinbar die Beine der Spieler. Die zwei Wagenladungen Gästefans aus dem kleinen Nachbardorf von Chlumec nad Cidlinou waren mit dem Punkt sichtlich zufrieden. Den FC Chomutov hingegen, lässt der eine Zähler im Abstiegskampf nicht wirklich aufatmen und so wird wohl vorerst weiterhin gezittert und gehofft werden müssen. 

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Tschechien

 

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