Heider SV vs. NTSV Strand 08: Nordsee gegen Ostsee 1:0

CW Updated

Heider SVOstern ist für viele ein schönes verlängertes Wochenende, an dem bereits die Sonne strahlt, die Temperaturen steigen und man vor allen Dingen gerne die Sportplätze und Stadien im In- und Ausland besucht. Doch dieses Jahr sollte es anders werden. Das allseits verhasste Tief aus England und Skandinavien treibt kalte Luft zu uns und der gefühlte Winter inklusive Schneefall bestimmt sowohl das Osterfest als auch auch die Spielansetzungen im Inland sowie angrenzenden Ausland. Das Heimspiel des Heider SV stand, wie viele andere Spiele in Deutschland und in diesem Fall eben Schleswig-Holstein, auch lange auf der Kippe. 

Heider SVNur dem Einsatz der Vereinsoffiziellen und fleißigen Helfern zwei Tage vor dem Spiel, als der Platz von allen Schneemassen befreit wurde, war es zu verdanken, dass diese Partie angepfiffen werden konnte. Zudem spielte natürlich auch das Wetter in Heide mit, denn es schneite am Karfreitag sowie auch am Spieltag nicht mehr wesentlich und der Frost setzte in der Nacht auch nicht mehr ein, so dass der Platz weiterhin komplett geräumt blieb und der Rasen sogar bespielbar war. Letztendlich war das Spiel der Heider gegen die Strandpiraten aus Timmendorfer Strand nur eins von drei Spielen, die überhaupt in der Schleswig-Holstein-Liga angepfiffen wurden. Um es gleich vorwegzunehmen, das Heider Tor sollte zudem auch das Einzig geschossene aller drei Partien sein.

Heider SVSchaut man sich diese Spielansetzung nun einmal etwas genauer an, so treffen hier zwei vollkommen unterschiedliche Mannschaften aufeinander. Nicht nur geographisch ist dies ein Duell einer Mannschaft von der Nordsee (Heide trennen 20 Kilometer bis nach Büsum bzw. der Nordsee) gegen eine Mannschaft von der Ostsee (die selbst ernannten Strandpiraten aus Timmendorfer Strand bzw. Niendorf - NTSV steht für Niendorfer Timmendorfer Sportverein - geben für Ihre Orte das Motto „Fußball am schönsten Urlaubsort Deutschlands aus“). Der Heider SV wurde am 14. Oktober 1925 als Fußballverein gegründet und ging aus einer Abspaltung des VfL Heide hervor. Die damals unzufriedenen Ersatzspieler des VfL Heide forderten die Stammspieler zu einem Spiel auf, welches man gewann und daraufhin den Heider SV gründete. Der VfL Heide hingegen war in 1920 aus einem Zusammenschluss des Heider FC 05 und des MTV Heide gebildet worden und fühlt seit 1945 wieder den Namen MTV Heide. Der Heider FC 05 war Mitbegründer des Schleswig-Holsteinischen-Verbandes der 1906 gegründet wurde. Im Heider Fußball hingegen blieb indessen der Heider SV durchweg führend bzw. die bestimmende Kraft. 

HSVDies lässt sich vor allen Dingen durch die beste Zeit des so genannten „kleinen HSV“ in den 50er Jahren gut aufzeigen. Heide war zu dieser Zeit durch den Heider SV die kleinste Stadt mit einem Oberligaverein. Zu dieser Zeit war die Oberliga noch die höchste Spielklasse Deutschlands und man spielte in der Saison 1956/57 sowie in der Saison 1960/61 mit Mannschaften wie Hannover 96, dem Hamburger SV, dem SV Werder Bremen oder dem FC St. Pauli in der Oberliga. 1956 bezwang man zudem den amtierenden deutschen Fußballmeister, den Hannoverschen Sportverein von 1896 und ein Jahr später den Hamburger SV mit einem 2:0-Heimsieg vor der immer noch gültigen Rekordkulisse von 12.000 Zuschauern.

Heider SVEnde der 60er Jahre spielte der „kleine HSV“ dann in der Regionalliga und schaffte es nicht mehr an die Glanzzeiten der 50er Jahre anzuknüpfen. Man spielte dennoch wackere vier Jahre in der damaligen 2. Liga und hatte einen respektablen Zuschauerschnitt von 4.000. Erwähnenswert sind sicher noch die Erfolge des HSV, denn dieser wurde insgesamt siebenmal Schleswig-Holstein-Meister sowie dreimal Schleswig-Holstein-Pokalsieger. Auch eine Achtelfinalteilnahme im DFB-Pokal, die man gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 0:2 verlor, sowie eine Halbfinalteilnahme (1:3 Niederlage gegen den späteren Sieger Sportfreunde Siegen) bei der Deutschen Meisterschaft der Amateure 1961 kann man sicher als Erfolg in Heide werten. Der Heider SV steht in der ewigen Tabelle der Schleswig-Holstein-Liga auf dem ersten Platz und holte bereits mehr als 2.200 Punkte in der höchsten Landesklasse.

Heider SVIn dieser Saison hatte man vor diesem Spieltag nur magere 15 Punkte gesammelt und belegt Platz 15, der damit den Abstieg in die Verbandsliga bedeuten würde. Der heutige Gegner aus Timmendorfer Strand steht vor diesem Spiel auf Platz 10 und hat mit 24 Punkten letztendlich auch nur 8 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.

Die Geschichte der „Strandpiraten“ ist im Vergleich zum Heider SV nicht ganz so prunkvoll und aufregend. Der Verein ist ein Zusammenschluss der beiden Sportvereine „Niendorfer Tuernerschaft 08“ und „TSV Timmendorfer Strand von 1923“. Die Niendorfer pflegten Turnen und Leichtathletik und die Timmendorfer vorzugsweise das Fußballspiel. Am 28. Mai 1948 wurde dann der Anschluss vollzogen und der neue Verein trug den Namen „TSV Timmendorfer Strand/Niendorf (Ostsee) 08/23“. Zum heutigen Namen NTSV Strand 08 kam man dann durch eine Satzungsänderung im Jahr 1968. 

Noch als TSV Timmendorf Strand von 1923 spielte man in der erstklassigen Bezirksmeisterschaft Schleswig-Holstein-Süd mit und belegte in der A-Staffel (hier traf man u.a. auch auf den VfB Lübeck) den letzten siebten Platz, wodurch die Qualifikation zur neu geschaffenen Oststaffel der Landesliga Schleswig-Holstein nicht erreicht wurde. War man in den 50er Jahren noch fester Bestandteil der 2. Amateurliga, so spielte der Verein von 1962 bis 1973 nur noch auf Kreis- oder Bezirksebene. Doch dann verpflichtete man bei den Timmendorfern im Jahr 1972 den ehemaligen Regionalligaspieler Harri Paskowski als Spielertrainer, stieg fortan dreimal in Folge auf und spielte somit im Jahr 1975 in der höchsten Spielklasse des Landes, der Landesliga. 

Bereits 1974 stand der NTSV im Finale des SHFV-Pokals und verlor dieses mit 2:3 gegen den VfR Neumünster. 1978/79 konnte das Team erstmals die Meisterschaft in der Verbandsliga erringen, die zur Aufstiegsrunde zur Oberliga qualifizierte. Hier konnte sich jedoch nicht durchgesetzt werden und so scheiterte man am Aufstieg in die Drittklassigkeit. 1984 konnte die erste Mannschaft die Meisterschaft der Verbandsliga erneut gewinnen und scheiterte danach zum zweiten Mal in der Qualifikation. Im Anschluss entwickelte sich die Mannschaft zu einer Fahrstuhlmannschaft. In den folgenden 20 Jahren ging es aus der Verbandsliga letztendlich in die Siebtklassigkeit. 2008 war der NTSV - als Aufsteiger aus der sechstklassigen Bezirksoberliga - Mitglied der neuen Schleswig-Holstein-Liga. Man belegte dort den letzten Platz, schaffte jedoch als Meister der Verbandsliga Süd-Ost 2010 den direkten Wiederaufstieg.

Heider SVDas heutige Spiel sollte ein sehr verbissen geführtes werden, bei dem es hin und wieder die eine oder andere Nickligkeit zu beobachten gab. Sicher auch aufgrund des Platzes, aber mit Sicherheit auch aufgrund der Tabellensituation bzw. der aktuell zur Verfügung stehenden spielerischen Mittel ergab sich hier ein Spiel auf sehr mäßigem Niveau mit nur sehr wenigen Torchancen. Leider war auch der Zuschauerzuspruch im schönen „HSV Stadion an der Meldorfer Straße“ nur sehr mäßig, was man auch auf die herrschende Kälte zurückführen kann. Letztendlich sollten es wahrscheinlich nur maximal 150 Zuschauer gewesen sein, die das Spiel ihrer Schwarzhosen gegen die Strandpiraten verfolgten. Das Spiel war lange Zeit ausgeglichen, man neutralisierte sich sozusagen im Mittelfeld, ehe es dann die Heider waren, die einen Elfmeter zugesprochen bekamen. Strands Akcasu holte Tobias Hass im Sechszehner elfmeterreif von den Beinen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Andre Ladendorf und sicherte die, sieht man die Spielanteile der zweiten Halbzeit, verdienten drei Punkte für den HSV, womit diese in Dithmarschen verbleiben.

Fotos: Christopher Wode

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Schleswig-Holstein

 

Benutzer-Bewertungen

In diesem Beitrag gibt es noch keine Bewertungen.
Hast du schon ein Konto?
Ratings
Bewertung / Kommentar für den Artikel
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare