Es geschah einst in der Zweitligasaison, in welcher auch Wacker 04 Berlin vertreten war. Die vom DFB neu geschaffene 2. Bundesliga ging in die fünfte Runde, und gespielt wurde 1978/79 in zwei Gruppen mit je 20 Mannschaften. Ja, das war ein recht fetter Unterbau zum Fußballoberhaus. Bei der Masse an Vereinen ist es aus heutiger Sicht auch nicht verwunderlich, wer sich in den Gruppen Nord und Süd alles tummelte. So waren unter anderen die SG Union Solingen, Westfalia Herne, Rot-Weiß Lüdenscheid, der SV Arminia Hannover, der DSC Wanne Eickel, Wormatia Worms, der Freiburger FC, der FC Hanau 93 und der KSV Baunatal mit von der Partie. In der Gruppe Süd konnte sich der TSV 1860 München mit einem Punkt Vorsprung durchsetzen, in der Gruppe Nord war es der TSV Bayer 04 Leverkusen, der am Ende mit sechs Punkten Vorsprung souveräner Staffelmeister wurde. Die Tabellenzweiten FC Bayer 05 Uerdingen und SpVgg Bayreuth trugen eine Aufstiegsrunde aus, in der sich die Werkself aus Krefeld knapp mit 1:1 und 2:1 durchsetzen konnte. Im Rückspiel in der Grotenburg vor 23.000 Zuschauern erzielte Willi Götz den Siegtreffer in der 85. Minute.
40 Jahre Schwarze Wölfe ´79: Erinnerungen an alte Leverkusener Zeiten
HotAber kommen wir zur anderen Werkself in Leverkusen. Am 13. Mai 1979 kam es im Ulrich-Haberland-Stadion zum Spitzenspiel zwischen Bayer 04 und Bayer 05. Vor 15.000 Zuschauern gingen die Gäste aus Krefeld mit 3:0 in Führung. Zweimal hatte Friedhelm Funkel einen Elfmeter verwandeln können. In der letzten halben Stunde kam Leverkusen jedoch zurück. Klaus Bruckmann erzielte einen Treffer, Matthias Brücken machte dann das 2:3 und fünf Minuten vor Schluss auch den Ausgleich zum 3:3 klar. Der Vorsprung auf Uerdingen (allerdings noch zwei Partien weniger absolviert) konnte mit 12 Punkten gehalten werden, der Noch-Tabellenzweite SC Preußen Münster hatte mit 0:1 bei Holstein Kiel verloren. Der Vorsprung auf Münster betrug elf Punkte. Kurzum: Der Aufstieg war endgültig in trockenen Tüchern. Bayer 04 Leverkusen stieg in die 1. Bundesliga auf und hielt diese Klasse bis zum heutigen Tag.
Demzufolge gab es beim Heimspiel gegen den FC Schalke 04 eine große Choreo zu sehen. 40 Jahre Bundesliga unter dem Bayerkreuz. Zu Gast im Stadion waren zahlreiche ehemalige Spieler und Trainer. Und ja, das erste Heimspiel in der 1. Bundesliga war das gegen Hertha BSC (2:1) - ein Tag vor meinem 6. Geburtstag. 15.000 Zuschauer fanden den Weg auf die Ränge des Ulrich-Haberland-Stadions. Das Duell gegen den 1. FC Köln am 15. September 1979 wollten 22.000 Fußballfreunde sehen und endete 1:1. Damals im Gehäuse der Geißböcke stand bereits Harald „Toni“ Schumacher.
Bayer 04 Leverkusen schlug sich sportlich wacker in der Premierensaison, doch auf den Rängen tat sich noch nicht sooooo viel, was den aktiven Support betraf. Anfang der 1980er Jahre fanden sich bei Heimspielen um die 300 Fans, die Bayer 04 nach vorn brüllen wollten, im Block P der alten Stehkurve an der Dhünn-Seite ein. Erst nach und nach wurden die die ersten Fanclubs ins Leben gerufen. Vorreiter war noch zu Zweitligazeiten der „1. Fanclub“ im Jahr 1976. Es folgten 1978/79 die „Schwarzen Wölfe ´79“ und in den Folgejahren die „Heidgen, die „Steppenwölfe“, „Rot-Schwarz Wiesdorf“, die „Rot-Schwarzen Adler“, „Red Blitz“ und „Rhein-Terror Leverkusen ´83“. Aus letztgenanntem Fanclub ging drei Jahre später die „Lev-Szene ´86“ hervor.
Die „Schwarzen Wölfe ´79“! Unvergessen der Moment, als ich diese in der Saison 1991/92 das erste Mal bewusst bemerkt hatte. Damals zog ich aus (Ost-)Berlin rüber ins Rheinland, um dort meine Elektroniker-Ausbildung zu machen. Das Pokalspiel gegen Köln Anfang September 1991 war mein Einstieg, es sollten (gemeinsam mit neu gefundenen Freunden) zahlreiche weitere Heim- und Auswärtsspiele folgen. Die Typen mit den schwarzen Lederwesten imponierten mir. Vor den Hools mit den lässigen Jeans und den Handschuhen in den Gesäßtaschen hatte man auch durchaus Respekt, doch die „Schwarzen Wölfe“ waren furchteinflößender und schienen aus einer ganz anderen Zeit entsprungen, zumal einige von ihnen in der Tat bereits etwas älter waren. Also aus Sicht eines 18-Jährigen.
1979. Alter Schalter! Das klang in damaligen Ohren, als wenn einst in den 80ern an der POS vom Kriegsende erzählt wurde. Als auf Auswärtsfahrten immer wieder die VHS-Kassetten vom legendären UEFA-Pokalfinale gegen Espanyol Barcelona eingelegt wurden, kam mir das schon irre lang her vor. 1988! Das war vor dem Mauerfall. Da ging ich in der DDR zur Schule. Aus heutiger Sicht ist das eher nen Klacks. Auswärtsfahrt im März 1995 nach Nantes? Der legendäre UEFA-Pokalsieg lag sieben Jahre zurück?! Rechne ich heute mal eben sieben Jahre zurück, komme ich auf 2012. Hm ja, auch nen bissel was passiert inzwischen. Das DFL-Sicherheitspapier war 2012 das große Thema. Aber okay, sooo lange her scheint das nun auch nicht. Damals in der Nachwendezeit fühlte sich die Zeit als jungscher Pipel noch anders an.
Als ich im September 1991 für drei Jahre rüber an den Rhein zog, lag der 12. Geburtstag der „Schwarzen Wölfe“ nur paar Monate zurück. Nun feierten sie in der Rundsporthalle im großen Rahmen den 40. Geburtstag. Das finde ich irre! Mein lieber Herr Gesangsverein - wo ist nur die Zeit geblieben? Andererseits habe ich beim Anblick mancher Fotos aus jener Zeit das Gefühl, dies sei in einem vorherigen Leben passiert. Das Herumlungern vor dem Bahnhof Leverkusen Mitte beim Warten auf den Sonderzug nach Gladbach. Mit der Büchse Bier in der Hand feierten Karsten und ich immer ein wenig ab, wenn plötzlich die „Schwarzen Wölfe“ eintrudelten. Sind das Biker? Rocker? Oder ist das ne Lack-und-Leder-Fraktion? Sorry, wir hatten damals einfach keinen Plan. Ein wenig suspekt kam uns immer das von dem einen getragene schwarze Käppi vor. Wir fanden die „Schwarzen Wölfe“ irgendwie knorke, ein wenig abstoßend und faszinierend zugleich. Auf jeden Fall für uns damalige jungsche Puscher vor allem unnahbar. Denen im Sonderzug nen Sitzplatz wegnehmen oder ne Dose Bier umstoßen? Um Gottes Willen!
Woran ich als erstes denken muss, wenn ich „Schwarze Wölfe“ höre? An die Fahrt nach Nantes! Nach dem 5:1-Heimsieg genügte auswärts locker das 0:0 - und die lachenden Gesichter (auf einem Foto festgehalten) der „Wölfe“ haben sich eingeprägt. Immer erste Reihe. Immer als erstes auf der Zaunkrone. Unser Respekt! Waren die mit von der Partie, ging alles gut. Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart durften wir vor nicht allzu langer Zeit in einer Stamm-Lokalität der „Schwarzen Wölfe“ vorbeischauen und ein paar Kölsch trinken. Der Kreis hatte sich geschlossen. Nun gehören auch Karsten und ich zu den „Alten“ bei denen sich der Bart grau färbt. Ach ja, weeßte noch? Auf die alten Zeiten! Allet Jute zum 40. Geburtstag, „Schwarze Wölfe ´79“!
Fotos: Schädel Lev, Marco Bertram, K. Hoeft