Hansa Rostock & Dynamo Dresden: Aller guten Dinge sind drei! Gemeinsam hoch!

Hansa Rostock & Dynamo Dresden: Aller guten Dinge sind drei! Gemeinsam hoch!

Die enttäuschende Niederlage beim Tabellenletzten VfB Lübeck war noch nicht verdaut, und somit wollte am vergangenen Samstag das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern gar nicht recht munden. Ein Blick auf das Handy: Hansa Rostock lag 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern zurück. Ich wurde muffig und fühlte mich genervt aufgrund der Sticheleien via WhatsApp. Als es dann 1:1 stand, gönnte ich mir in der Schlussphase dann doch den Liveticker auf Kicker. So wie früher vor der Videotexttafel 251 (bei jedem Zittern der Tafel schoss es einem durch die Adern) hockte ich nun vor dem Laptop und aktualisierte immer wieder die Seite. Die roten Teufel machten wohl gut Druck und mit etwas Pech hätten sie sogar nen Elfer bekommen. 

Ich begnügte mich innerlich bereits mit dem Remis, als plötzlich das 2:1 aufblinkte. Ich konnte es nicht fassen, ein Schauer lief den Rücken hinunter, ich haute vor Freude auf den Tisch, ich ballte die Faust und rief die Kids heran. Als ich mir wenig später auf SWR den Treffer in der 90.+6. Minute anschaute, rollte eine Träne die Wange herunter. Was für ein geiler Treffer von Damian Roßbach! „Zu allem Überfluss nochmal ne Chance für Rostock. Also wenn es nicht mit dem Teufel zugeht…“, meinte noch der SWR-Kommentator. Und schon war das Ding per Kopfballverlängerung drin! Geilomat! Was für ein Jubel! Wie wäre das Ostseestadion explodiert, wenn die Ränge voll gewesen wären! Alter Schalter!

Es war in der laufenden Saison nicht das erste Mal, dass der F.C. Hansa Rostock ein Spiel drehen konnte. Gegen den SC Verl lagen die Rostocker nach der ersten Halbzeit mit 0:2 hinten, dann gab es einen Doppelschlag von John Verhoek und Nik Omladic, und in der 90.+4. Spielminute machte Philip Türpitz den 3:2-Siegtreffer klar. Mit 0:1 zurückgelegen wurde auch gegen den 1. FC Saarbrücken. Am Ende hieß es 4:2. Gedreht werden konnten auch das Auswärtsspiel bei Viktoria Köln und am ersten Spieltag das Heimspiel gegen den MSV Duisburg. Der Stand der Dinge: Rang drei. Mit einem Sieg am heutigen Abend beim KFC Uerdingen 05 (gespielt wird in Lotte) könnte vorgelegt und erst einmal wieder am FC Ingolstadt 04 vorbeigezogen werden. 

Auf Rang eins ist indes die SG Dynamo Dresden zu finden, die am vergangenen Wochenende einen 4:0-Sieg beim SV Meppen einfahren konnte. Ein möglicher gemeinsamer Aufstieg von Dynamo Dresden und Hansa Rostock? Das wäre der Knaller, und man konnte diesbezüglich gar nicht all die Kommentare in den sozialen Netzwerken zählen, in denen davon die Rede ist, dass man dem jeweiligen Rivalen den Mit-Aufstieg gönnt. Der Osten rollt!

Diesbezüglich sind sich zahlreiche Fußballfreunde trotz der Feindschaft zwischen Dynamo und Hansa einig. Was wäre das für ein sensationelle Zweitligasaison 2021/22, wenn Dresden und Rostock tatsächlich gemeinsam aufsteigen würden. Hannover 96, 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, FC St. Pauli - zum Zunge schnalzen. Womöglich verpasst der Hamburger SV wieder den Sprung in Liga eins und wird einer der kommenden Gegner sein. Ein Hammer! Und au warte, dann noch höchstwahrscheinlich der FC Schalke 04! Womöglich komplettieren der 1. FC Köln oder Hertha BSC noch das zukünftige Zweitligafeld. 

Es wäre nicht das erste Mal, dass der F.C. Hansa Rostock und die SG Dynamo gemeinsam aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufsteigen würden. Wir erinnern uns an die Saison 2010/11, als die Kogge durch die 3. Liga rauschte und bereits am 35. Spieltag im sicheren Aufstiegshafen anlegen konnte. Bereits vor dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München II stand der Aufstieg fest, und somit wurde das 0:0 zur Nebensache. Die rund 1.500 Hansa-Fans feierten bei schönstem Wetter im Stadion an der Grünwalder Straße die Wiederkehr in Liga zwei, beim folgenden Auswärtsspiel in Regensburg ließ man die Turnschuhe auf den Rasen des alten Jahnstadions segeln.

Den Weg über die Relegation musste damals Dynamo Dresden gehen. Gegner war der VfL Osnabrück, und im Hinspiel kam die SGD nicht über ein 1:1 hinaus. Legendär wurde das Rückspiel an der Bremer. Brücke Nachdem es wieder 1:1 nach 90 Minuten hieß, musste die Verlängerung die Entscheidung bringen. In dieser erzielten Dani Schahin und Robert Koch die Treffer für die Schwarz-Gelben, tausende Gästefans drehten vor Freude kollektiv durch. Hübsch anzusehen ist das Ganze im Video von Elbkaida TV. Das Motto „Osna in die Knie zwing! In die 2. Liga spring!“ wurde von der Mannschaft umgesetzt. „Nie mehr 3. Liga, nie mehr!“, erklang es aus tausenden Kehlen. Alle auf den Zaun! Alle in den Innenraum! Bereits beim Treffer zum 3:1 in der 119. Minute befanden sich die ersten Dynamo-Fans vor dem Block auf dem Rasen. Nach Abpfiff versuchte die behelmte Polizei mit Pfefferspray und Manpower einen Platzsturm zu verhindern, doch am Ende war der dynamische Mob nicht aufzuhalten. Aufstieg! Dynamo Dresden folgte Hansa Rostock in die 2. Bundesliga.

Dreht man die Uhr weiter exakt zwei Jahrzehnte zurück, so waren am Ende der letzten DDR-Oberliga-Saison, die sich ab dem 3. Oktober 1990 NOFV-Oberliga (nicht zu verwechseln mit der jetzigen fünften Spielklasse) nannte, auf den Plätzen eins und zwei Hansa Rostock und Dynamo Dresden zu finden. Wurde die SG Dynamo Dresden bereits 1988/89 und 1989/90 DDR-Meister, so war der Meistertitel der Rostocker am Ende der Saison 1990/91 doch eine faustdicke Überraschung. Zwar schätzte man dem F.C. Hansa nach den Plätzen 4 (1989) und 6 (1990) durchaus die direkte Qualifikation zur 2. Bundesliga - sprich Rang drei bis sechs - zu, doch für ganz oben schienen andere Kandidaten bereitzustehen.

Verrückt, ausgerechnet beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 4. Mai 1991 konnte mit einem 3:1-Sieg vorzeitig der Meistertitel gesichert werden. Juri Schlünz (zwei Treffer) und Henri Fuchs hatten sich an jenem Nachmittag unsterblich gemacht. Torsten Gütschow erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer. Bereits nach dem 3:1-Sieg am 13. April 1991 beim FC Victoria 91 Frankfurt (zuvor FC Vorwärts Frankfurt) durfte quasi die Qualifikation für die 1. Bundesliga gefeiert werden. 

Dynamo Dresden musste indes nach der 1:3-Schlappe im Rostocker Ostseestadion noch weiter zittern. Der FC Rot-Weiß Erfurt, der Chemnitzer FC (zuvor FC Karl-Marx-Stadt) und auch die BSG Stahl Brandenburg lagen auf der Lauer und hofften auf weitere Ausrutscher von Dynamo Dresden, das inzwischen ein „1. FC“ trug und ein grünes Wappen hatte. Es blieb spannend. Am 24. Spieltag gewann Dresden mit 1:0 gegen den 1. FC Magdeburg, und auch die Verfolger aus Chemnitz und Erfurt gaben sich keine Blöße. Nach dem 2:1-Sieg beim 1. FC Lokomotive Leipzig am vorletzten Spieltag war die Qualifikation quasi in trockenen Tüchern, da die Tordifferenz um Längen besser war als die der Erfurter. Apropos, in der 86. Minute hatte Torsten Gütschow den Siegtreffer im Bruno-Plache-Stadion erzielt. Eine Minute zuvor hatte Jürgen Rische noch den Ausgleich zum 1:1 klargemacht. Was für ein Finale! Am letzten Spieltag genügte Dynamo Dresden vor 14.500 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion ein 3:3 gegen Stahl Eisenhüttenstadt, um auch auf dem Papier alles klar zu machen. So oder so hätten die Erfurter jedoch kaum mit 16:0 gegen die BSG Stahl Brandenburg gewonnen.

Dynamo Dresden und Hansa Rostock waren mit dabei in der ersten gesamtdeutschen Bundesliga-Saison 1991/92. Den Rest der Geschichte müssen wir nicht noch einmal aufrollen. Wir wollen jetzt neue Geschichte schreiben! 1991 - 2011 - 2021. Aller guten Dinge sind drei! Rostock und Dresden - macht den Aufstieg klar! Der Osten rollt!

Buchtipp: Ende 2020 kam der 512-seitige Wälzer „Kaperfahrten - Mit der Kogge durch stürmische See“ aus der Druckerei. Mitgearbeitet haben an diesem Buch rund 20 Personen (Heiko Neubert, Mia B. "Chelsea", Aumi, Keili, Klischi, Anika...), anzuschauen und zu lesen gibt es Berichte, Anekdoten und Fotos aus dem Zeitraum 1988 bis 2020. Mit dabei sind auch einige Aufeinandertreffen von Dynamo Dresden und Hansa Rostock, so zum Beispiel die legendären Partien vom 4.11.1988, vom 22.02.2006, vom 23. Mai 2015 und vom 19. März 2016. Zudem gibt es hinten ein knackiges Interview mit Baldi und NB-Frank zu lesen, in dem es unter anderen über die alten Zeiten des Hansa-Fanclubs Udopia und das Auswärtsspiel in Dresden am besagten 4. November 1988 geht. Interesse geweckt? Zuschlagen! Das Buch ist direkt beim Herausgeber / Autor Marco Bertram bestellbar: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

Weitere Infos zum Buch gibt es auch auf der privaten Webseite: www.marco-bertram.de

Fotos: Marco Bertram, Archiv Baldi, Felix, Daniel Staude, Mythos BFC, Aumi, Ulf Lange (Fußballfotografie), Heiko Neubert

Artikel wurde veröffentlicht am
09 März 2021

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Nach 9 Jahren 3. Liga ist es wirklich mal wieder an der Zeit zweitklassig zu spielen. Mensch, was würde ich mich freuen. Und das Spiel beim KFC war wieder nix für schwache Nerven.
W
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Kämpfen, Siegen und aufsteigen
.....das wird dann die geilste 2. Liga!!!! 2 mal in Hamburg einkehren und aufräumen....Motto: zu Gast bei Freunden :).....und bitte nicht Aue vergessen.
Ahu

Die Nummer 1 im Pott sind wir
(
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J
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G
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Stark
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TA
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