Was Hansa für mich und viele andere ausmacht, konnte ich nach dem Spiel im ICE-Speisewagen von Rostock nach Hamburg erleben. Ich holte mir einen Kaffee und wurde an einen Tisch mit Hansafans gebeten. Die vier älteren Hansafans hatten alle Jahreskarten und fahren zu jedem Heimspiel extra aus Hamburg, Köln und Hanau nach Rostock. Wahnsinn, was viele Fans für ihren Verein auf sich nehmen. Respekt!
Land unter bei Hansa Rostock
HotHansa hatte in der Oberligaserie 1988/89 mal eine unheimliche positive Heimserie im Ostseestadion. Wir gewannen die ersten acht Heimspiele - und das Ganze ohne Gegentor. Darunter waren Siege gegen den BFC Dynamo und Lok Leipzig. Erst dem FC Karl-Marx-Stadt gelang ein 1:1 in Rostock. Am Ende der Saison erreichten wir einen großartigen Platz 4, welcher uns den internationalen Startplatz im UEFA-Cup bescherte.
Unsere kommenden Erfolge begannen mit unserer Heimserie und mündeten bekanntlich bis zur Bundesliga. Wir haben auswärts früher selten was geholt, aber unser Ostseestadion war immer eine Heimfestung. Das ist leider vorbei, denn acht verlorene Heimspiele standen vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf auf der Negativliste. In meinem Kopf schwirrte unser 0:6 unter Juri Schlünz gegen den HSV rum. Ich hatte keinerlei Erwartungen, denn alles sprach gegen uns.
Es wurde ein recht unterhaltsamer Nachmittag in der „Lustgrotte“ Ostseestadion. Ich sah sieben schöne Tore, feine Spielzüge, großartige Ballkombinationen und flott gespielten Konterfußball. Aber mehr zur Freude der 600 Fortunen im Gästeblock, welche uns als Absteiger feierten. Die Abwehr war ein „Hühnerhaufen“ und die Spieler aus Düsseldorf kamen leicht zu ihren drei Toren (Kownacki 12., Hennings 20. Und Zimmermann 41.) vor der Pause.
„Glöckner raus!“ und „Piecke raus!“, schallte es von den Rängen. Die Süd hatte die Unterstützung eingestellt, sodass der Block 9 lautstark zu hören war. Land unter bei Hansa! Fortuna machte in der 48. Minute mal eben das 4:0 (wieder Zimmermann) und verwaltete in der Folge natürlich ihre klare Führung in der zweiten Spielhälfte, daher trafen Pröger in der 56. Minute und Schumacher in der 78. Minute. Sollte es noch einmal spannend werden? Ein Fünkchen Hoffnung. Dieses Fünkchen erlosch, als Christoph Klarer das 5:2 für die Rheinländer machte. Das war's. 5:2-Auswärtssieg von Fortuna Düsseldorf.
Unfassbar! Für Hansa war es sage und schreibe die neunte Heimniederlage. Mit so einer negativen Heimserie steigt man eigentlich ab. Die Trainerentlassung von Jens Härtel im vergangenen Herbst erinnerte mich an Uwe Reinders, welcher in einer ähnlichen Phase rausgeworfen wurde. Ich dachte damals, dass wir etwas weiter wären und mit Härtel gemeinsam durch das tiefe Tal gehen würden. Ich mag diese schnellen Trainerwechsel nicht, denn früher hat man repariert und heute wird weggeworfen.
Schade, aber wer schönen Fußball sehen will, ist da bei Hansa falsch. Jens war doch auf dem richtigen Weg mit der Ausmusterung von drei Spielern. Der hätte vermutlich in der Pause weiter aussortiert und wichtige Veränderungen durch Verstärkungen im Kader vorgenommen. Aber Piecke wollte schönen Fußball von Hansa sehen. Mir reicht da schon erfolgreichen. Den Nachfolger von Härtel kannte ich zuvor nicht. Mein Wunsch war damals Koschinat.
Zurück ins heute. Realistisch betrachtet sind wir abgestiegen, aber ein wenig Hoffnung habe ich doch noch. Es sind noch genug Spiele, wir haben nur einen Punkt Rückstand und jetzt eine zweiwöchige Fußballpause. Vielleicht ist das rettende Ufer doch noch zu erreichen, von mir aus auch über die Relegation. Auch wenn es am Ende nicht reichen sollte, werden wieder zu jedem Heimspiel sich Hansafans aus Köln, München oder Hamburg in den Zug setzen.
Bericht: Heiko Neubert (Fankogge)
Fotos: René H., Heiko Neubert
- Ostseestadion